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LATEINAMERIKA/094: Kolumbien - Lebensgefahr für indigene Menschenrechtler


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 14. Dezember 2018

Kolumbien: Friedensvertrag bringt keinen Frieden - Indigene Menschenrechtsverteidiger in Lebensgefahr


Göttingen, den 14. Dezember 2018 - Indigene Menschenrechtsverteidiger sind in Kolumbien in höchster Gefahr, warnt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Allein seit Amtsantritt von Präsident Iván Duque im August wurden dort nach Angaben des Dachverbandes der indigenen Völker Kolumbiens ONIC 36 indigene Menschenrechtler ermordet. "Trotz des Friedensvertrages mit der FARC-Guerilla beherrschen Terror und Angst das Leben der Indigenen und der Afro-Kolumbianer in den ländlichen Gebieten und der Staat kommt seiner Verpflichtung, die Bevölkerung zu schützen nicht nach", kritisierte die GfbV-Referentin für indigene Völker, Yvonne Bangert, am Freitag in Göttingen. "Die Indigenen sind zwischen die Fronten bewaffneter Gruppen geraten, die um die früher von der Guerilla kontrollierten Gebiete kämpfen. Dabei geht es um viel Geld: Hier verlaufen die Wege für den Drogenschmuggel und hier liegen auch die Kokapflanzungen."

Der jüngste Mord ereignete sich in der ersten Dezemberwoche im Reservat Huellas. Dort wurde der 28 Jahre alte Dorfvorsteher der Ortschaft Caloto (Bezirk Cauca), Edwin Dagua, von einer bewaffneten Einheit der rechtsradikalen "Schwarzen Adler" getötet. Dagua hatte mehrfach Todesdrohungen erhalten. Die Regierung hatte zugesagt, ihn zu schützen, ihr Versprechen jedoch nicht eingehalten.

Zuvor wurden am 2. Dezember im südlichen Teil der benachbarten Provinz Nariño drei Awa ermordet. Héctor Ramiro García Guanga und sein Sohn Arturo García starben, als bisher unbekannte Täter auf die Teilnehmer des Ältestenrates ihres Dorfes schossen. Vier Älteste wurden verwundet. In der Siedlung Tumaco wurde am selben Tag ein 16-jähriges Awa-Mädchen ermordet.

Der UN-Beauftragte für die Situation von Menschenrechtsverteidigern Michel Forst bezeichnet die Lage der Menschenrechts- und Umweltaktivisten in Kolumbien als dramatisch. Seinem Bericht von Anfang Dezember zufolge wurden dort seit 2016 bis zu 335 Menschenrechtsverteidiger ermordet. Etwa 500 Menschen seien akut gefährdet. Wer sich insbesondere im ländlichen Kolumbien für die Wahrung der Menschenrechte, den Schutz indigener Territorien oder von Minderheiten einsetze, riskiere sein Leben. Nach Angaben der ONIC häufen sich Morde an Indigenen gerade in den Provinzen Cauca, Cordoba, Caldas und Antioquia. Nur etwa die Hälfte der Mordfälle werde juristisch verfolgt.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 14. Dezember 2018
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Dezember 2018

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