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MELDUNG/017: Internationaler Tag indigener Völker - 500 Amazonasindianer im Protestcamp in Brasilien


Presseerklärung vom 9. August 2010

Internationaler Tag der indigenen Völker (9.8.):

500 Amazonasindianer in Protestcamp am Xingu in Brasilien erwartet


Am heutigen Internationalen Tag der indigenen Völker versammeln sich rund 500 indianische Abgesandte mehrerer Amazonasvölker am Ufer des Xingu-Flusses in Altamira im brasilianischen Bundesstaat Pará zu einem viertägigen Protestcamp. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen berichtete am Montag, dass die Indianer unter dem Motto "In Verteidigung des Xingu - gegen Belo Monte" vor allem darüber beraten werden, wie sie den umstrittenen Bau des Belo-Monte-Wasserkraftwerks noch abwenden können. "Wenn der Xingu wie geplant bei Altamira aufgestaut wird, riesige Waldgebiete geflutet und angrenzende Regionen von Straßen zerschnitten werden, werden die hier seit Jahrhunderten ansässigen indigenen Völker ihre bisherige Lebensweise aufgeben müssen", sagte die GfbV-Referentin Yvonne Bangert. "Doch einen konkreten Plan, wie sie ihre Zukunft trotz und mit diesem riesigen Infrastrukturprojekt auf ihrem Territorium gestalten können, gibt es bisher nicht. Diese unbestimmten Aussichten sind für viele der rund 25.000 Indianer, die entlang des Flusses - von seiner Quelle im Bundesstaat Mato Grosso entlang seines Laufesim Bundesstaat Pará bis zu seiner Mündung in den Amazonas - siedeln, sehr bedrohlich."

Das Protestcamp wird organisiert vom Dachverband der Amazonasindianer Brasiliens COIAB, dem Dachverband der indigenen Völker Brasiliens APIB, dem Indianermissionsrat CIMI, dem Instituto Socioambiental (ISA) und der Bewegung Xingu Vivo para Siempre. Es wird am 12. August mit der Verabschiedung einer Abschlusserklärung und einer Kundgebung in Altamira enden. Ziel der Indianer ist es, gemeinsam mit alteingesessenen nicht-indianischen Flussanrainern endlich einen Dialog mit der Regierung über die vernichtenden Auswirkungen solch gigantischer Projekte zu beginnen.

"Brasilien hat die Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation ILO der UN ratifiziert und darf ohne die Zustimmung aller davon berührten indianischen Gemeinschaften solche Projekte nicht durchführen", kritisiert Bangert. "Auch die UN-Deklaration der Rechte indigener Völker schreibt diese Konsultationspflicht vor, die in keiner Weise eingehalten wurde: Die brasilianische Regierung verletzt die Grundrechte ihrer Bürger, der indigenen Völker."

Das Genehmigungsverfahren für das Belo-Monte-Projekt ist weit vorangeschritten. Auch deutsche Unternehmen könnten von den Ausschreibungen profitieren. Anfang August besuchte der deutsche Botschafter Wilfried Grolig das Projektgebiet, um die Möglichkeiten auszuloten. "Brasilianischen Medien war zu entnehmen, dass der Botschafter es für wichtig hält, die Anliegen der Bevölkerung ernst zu nehmen. Wir würden uns freuen, wenn er sich als Fürsprecher auch der indianischen Bevölkerung betätigen würde."


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 9. August 2010
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. August 2010