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MELDUNG/062: Ureinwohner auf den Marschallinseln benötigen dringend Trinkwasser


Presseerklärung vom 11. Juni 2013

Flut in Deutschland - Dürre in der Südsee

Ureinwohner auf den Marschallinseln benötigen dringend Trinkwasser



Eine seit Monaten anhaltende Dürre bedroht mehr als 6.300 Ureinwohner auf den Marschallinseln in der Südsee. "Auf den kleinen Inseln inmitten des Pazifischen Ozeans gibt es nicht mehr genug Trinkwasser, deshalb sind die Ureinwohner gefährdet", berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag in Göttingen. Weitere 11.000 Menschen sind auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Von der Notlage sind vor allem Inseln im Norden der Republik Marshallinseln betroffen, auf denen die USA in den 40er Jahren Atomtests durchgeführt haben.

Die Regierung der Marschallinseln hat am 19. April 2013 auf mehreren hundert Inseln im Norden des Landes aufgrund der Dürre den Notstand ausgerufen. Am 7. Juni wurde der Ausnahmezustand erneut um einen Monat verlängert, da der normalerweise für Ende März erwartete Regen bis heute ausblieb und die Trinkwasservorräte erschöpft sind. Die Republik besteht aus 1.200 Inseln und wird von rund 53.000 Mikronesiern bewohnt. Viele Eilande sind nur kleine Atolle, so dass die Staatsfläche nur 181 Quadratkilometer ausmacht.

Auf vielen Inseln fehlt es an funktionstüchtigen Wasseraufbereitungsanlagen, so dass die Ureinwohner in den vergangenen Wochen ihren Wasserverbrauch immer stärker einschränken mussten. Mehrere Hilfsorganisationen und die Vereinten Nationen haben zusätzliche Wasseraufbereitungsanlagen auf die Inseln geflogen. Da die indigene Bevölkerung jedoch über mehrere hundert Inseln verstreut lebt, ist es schwierig, ihre Versorgung mit frischem Trinkwasser sicherzustellen. Dringend bittet die Regierung des Inselstaates daher um mehr internationale Hilfe.

Seit mehr als einem Jahr hat es auf vielen Inseln nicht mehr geregnet. Deshalb ist vielerorts auch die Ernte ausgefallen, Bananen, Taro und Brotfruchtbäume konnten nicht reifen oder tragen keine Früchte. Besonders schlimm ist die Lage auf den Inseln Eniwetak und Utirik, deren indigene Bevölkerung in den 40er Jahren durch Atomtests der USA radioaktiver Strahlung ausgesetzt war und auf medizinische Folgen der Verseuchung untersucht wurde.

Die indigene mikronesische Bevölkerung der Marschallinseln hatte in den vergangenen Jahrzehnten unter der militärischen Nutzung ihrer Heimat besonders zu leiden. Nach der radioaktiven Verseuchung zahlreicher Inseln wurden Eilande in den 80er Jahren dann für die Erprobung von Interkontinentalraketen genutzt.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 11. Juni 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juni 2013