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MELDUNG/142: Welt-Roma-Tag (8.4.) - Roma in Südosteuropa noch immer diskriminiert und ausgegrenzt


Presseerklärung vom 5. April 2017

Welt-Roma-Tag (08.04.)

Europas Regierungen müssen Roma als gleichberechtigte Mitbürger anerkennen - Systematische Diskriminierung endlich beenden und so Fluchtursachen bekämpfen!


Anlässlich des Welt-Roma-Tages (08.04.) weist die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf die bis heute andauernde systematische Diskriminierung und Ausgrenzung von Angehörigen dieser Minderheit vor allem in Südosteuropa hin. Gemeinsam mit Roma-Organisationen aus Bosnien-Herzegowina, Serbien, dem Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Albanien appellierte die Menschenrechtsorganisation an Deutschland und die Regierungen Westeuropas, Roma endlich als gleichberechtigte Mitbürger anzuerkennen und entschieden gegen weit verbreiteten Rassismus vorzugehen. Nur so könnten Flucht und Migration von Roma wirksam bekämpft werden.

"Geschichte und Kultur der Roma sind seit Hunderten von Jahren Teil der europäischen Geschichte und Kultur. Deshalb erwarten wir nicht nur einen Dialog mit den Roma auf Augenhöhe, sondern endlich auch wirksame Maßnahmen gegen den allgegenwärtigen Antiziganismus auf dem Westbalkan, der die Hauptursache für Flucht und Migration ist", heißt es in dem GfbV-Appell. Die südosteuropäischen Regierungen müssten ermuntert und tatkräftig dabei unterstützt werden, die strukturelle Diskriminierung von Roma zu durchbrechen und ihnen Zugang zu angemessenem Wohnraum, Beschäftigung und Bildung sowie medizinischer Versorgung zu verschaffen.

Auf dem Westbalkan sind Roma nach GfbV-Angaben meist Analphabeten, bekommen keine dauerhafte Anstellung und müssen oft von Gelegenheitsarbeiten oder vom Betteln leben oder Essbares aus dem Müll sammeln. Ihre Baracken-Siedlungen sind ohne Strom und Wasser und liegen grundsätzlich am Stadtrand. Dort herrschen meist katastrophale hygienische Verhältnisse. Roma-Kinder haben selten Geburtsurkunden und Aufenthaltspapiere. Deshalb sind sie dem großen Risiko ausgesetzt, misshandelt und Opfer von Menschenhandel zu werden. In Bosnien-Herzegowina und im Kosovo wurden Roma in den 1990er Jahren Opfer schwerster Menschenrechtsverletzungen. In der bosnischen Verfassung sind sie nicht einmal als eigene Volksgruppe anerkannt.

Als "unzumutbare Härte" bezeichnete es die GfbV, dass langjährig geduldete Roma-Familien aus Deutschland in die Staaten des Westbalkan abgeschoben werden, unter ihnen viele Kinder, Kranke und Alte. Aufgrund der elenden Zustände dort müssten viele erneut die Flucht ergreifen, um zu überleben. So würden viele Roma in einen Kreislauf ständiger Migration und in die Illegalität gezwungen.

Der Welt-Roma-Tag wird am 8. April begangen, weil an diesem Tag 1971 der erste Welt-Roma-Kongress in London stattfand. Damals trafen sich dort Roma-Repräsentanten aus 25 Ländern. Die GfbV organisierte 1981 den dritten Welt-Roma-Kongress in Göttingen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 6. April 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. April 2017

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