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MELDUNG/153: Uiguren in Ägypten verhaftet - EU soll sich für ihre Freilassung einsetzen


Presseerklärung vom 21. Juli 2017

Chinas langer Arm in der arabischen Welt:

- Mehr als 200 Uiguren in Ägypten verhaftet
- EU soll sich für Freilassung inhaftierter Uiguren einsetzen


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat EU-Außenministerin Federica Mogherini gebeten, sich bei ihren bevorstehenden Gesprächen mit Ägyptens Regierung für eine Freilassung von mehr als 200 inhaftierten uigurischen Studenten aus China einzusetzen. "Die EU sollte ihr Möglichstes tun, um zu verhindern, dass die ägyptische Regierung Uiguren nach China abschiebt. Ihnen droht dort allein aufgrund ihrer ethnischen Abstimmung Gefahr für Leib und Leben", sagte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. Die in Ägypten studierenden Uiguren wurden seit dem 4. Juli 2017 auf Betreiben der chinesischen Behörden festgenommen. Sie waren einem Aufruf zur Rückkehr in ihr Heimatland nicht gefolgt. Mogherini wird am 25. Juli in Brüssel im Rahmen des EU-Assoziationsrates mit Ägypten mit einer hochrangigen Delegation aus Kairo zusammentreffen.

Hunderte Uiguren sind nach GfbV-Informationen untergetaucht, als die Festnahmen am 4. Juli begannen. Die meisten von ihnen studieren Religionswissenschaften an der unter Sunniten angesehenen Al-Azhar-Universität. Mehr als 70 Studenten werden im Hauptquartier des Nationalen Geheimdienstes Ägyptens (GID) festgehalten. Weitere 50 Uiguren konnten am vergangenen Wochenende in mehr als einem Dutzend Polizeidienststellen in Kairo und Alexandria ermittelt werden. Viele Festgenommene wurden nach Auskunft von Rechtsanwälten bereits in die chinesische Botschaft verbracht. Dort wurden sie fotografiert, erkennungsdienstlich behandelt und in Verhören von chinesischen Sicherheitskräften nach Kontakten zu der bewaffneten uigurischen Organisation East Turkestan Islamic Movement (ETIM) befragt.

Die ETIM wird von der chinesischen Regierung für zunehmende Gewalt in ihrer Heimat Ostturkestan (Provinz Xinjiang) verantwortlich gemacht. Unabhängige Experten werfen Chinas Behörden jedoch vor, die Bedeutung der ETIM überzubewerten, um den Uiguren-Konflikt als Teil des weltweiten Antiterror-Kampfes darstellen zu können, statt sich mit den Ursachen der hausgemachten Gewalt in Ostturkestan zu beschäftigen. Uiguren beklagen in China massive Verletzungen ihrer Bürgerrechte.

Im Januar 2017 hatten die chinesischen Behörden die Studenten zur Rückkehr aus Ägypten aufgefordert. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, wurden Dutzende Familienangehörige in China als Geiseln inhaftiert. In Ägypten hielten sich zu dem Zeitpunkt rund 8.000 uigurische Studenten auf. Einige sind angesichts des Drucks nach China zurückgekehrt, doch viele leben inzwischen in Ägypten im Untergrund. Eine freie Ausreise ist ihnen nicht möglich. Ihnen drohen akut die Festnahme und Abschiebung in die Volksrepublik.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 21. Juli 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juli 2017

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