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NAHOST/088: Irak - Gezielter Terror zerstört kleine Glaubensgemeinschaft


Presseerklärung vom 7. April 2008

Zehn Tote durch gezielten Raketenangriff

Gesellschaft für bedrohte Völker warnt vor Untergang der Mandäer:
Gezielter Terror zerstört kleine Glaubensgemeinschaft


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Montag erneut vor dem Untergang der kleinen Glaubensgemeinschaft der Mandäer im Irak gewarnt. "Immer wieder setzen islamistische Terroristen ihre furchterregenden Drohungen gegen Andersgläubige so brutal in die Tat um wie am 27. Februar in dem Gebiet Alaza in Kut, etwa 160 Kilometer südwestlich von Bagdad. Dort starben zehn Mitglieder einer mandäischen Familie durch einen gezielten Raketenangriff auf ihr Haus, ein Mandäer wurde schwer verletzt", berichteten Mitarbeiter der GfbV-Sektion Kurdistan/Irak telefonisch aus Arbil. Die Familie sei zuvor mehrfach von Islamisten bedroht worden. Dies bestätigten auch die Vereinigungen der Mandäer in Australien.

"Die Wirkung dieses entsetzlichen Anschlags auf eine so kleine Religionsgemeinschaft wie die der Mandäer ist verheerend", sagte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido in Göttingen. Er könnte den endgültigen Exodus der nach neuesten Schätzungen höchstens noch 5.000 Angehörigen dieser alten Glaubensrichtung besiegeln. 2003 lebten noch rund 30.000 Mandäer im Irak. Vor Mord, Verschleppung und Vergewaltigung sind bereits rund 25.000 Mandäer in die Nachbarländer geflohen. Es gibt erschütternde Beispiele dafür, dass selbst Kinder und Jugendliche nicht verschont werden.

Die Mandäer, die weltweit noch höchstens 60.000 Angehörige zählen, führen ihre Ursprünge auf Johannes den Täufer zurück und pflegen ihre ursprüngliche Muttersprache, das Ost-Aramäische, als Liturgiesprache. Sie gelten im Irak als vogelfrei. Die GfbV hat die deutsche, aber auch die schwedische und australische Regierung gebeten, zur Rettung der Mandäer aus dem Irak Flüchtlingskontingente dieser Volksgruppe aufzunehmen. In Schweden und Australien gibt es bereits größere Exilgruppen. In Deutschland leben rund 1.200 Mandäer.

Dem Raketenangriff am 27. Februar fielen nach Informationen der GfbV-Sektion Kurdistan / Irak, in deren Beirat auch Mandäer vertreten sind, folgende Personen zum Opfer:

Najat Abdul Gataa (49), Inas Safa Gataa (26), Mahdi Salah Naeem (23), Husam Salah Naeem (19); Yahya Salah Naeem (17), Anhar Mahaned Abdul Gataa (22), Nauha Salah Naeem (16), Bassma Moayed Abdul Gatta (6), Lamya Maayed Abdul Gatta (5) sowie ein Kleinkind im Alter von eineinhalb Jahren. Der 33-jährige Maayed Abdul Gatta, Vater von einigen der getöteten Kinder, wurde schwer verletzt.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 7. April 2008
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-0, Fax: 0551/58028
E-Mail: info@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. April 2008