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NORDAMERIKA/041: Kanada/G7 - Merkel soll sich bei Trudeau für indigene Völker einsetzen


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 7. Juni 2018

G7 Gipfel in La Malbaie (8./9.Juni2018) - Appell an Merkel: Bitte setzen Sie sich bei Trudeau für die indigenen Völker Kanadas ein - Sie brauchen Gleichberechtigung und eine saubere Umwelt! Dialog mit First Nations über neue Ölpipeline muss fortgesetzt werden - Kommission zur Untersuchung grausamer Morde an indigenen Frauen sollte mehr Zeit gegeben werden


Göttingen, den 7. Juni 2018 - Klimaschutz, saubere Energie und Gleichberechtigung der Frauen gehören zu den Themen, die während des 44. G7-Gipfels am kommenden Wochenende in der kanadischen Stadt La Malbaie zur Sprache kommen sollen. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) nutzt diese Gelegenheit, um Bundeskanzlerin Angela Merkel in zwei besonders dringlichen Angelegenheiten zu diesen Themen um Unterstützung zu bitten: Die Bundeskanzlerin soll sich für einen Dialog zwischen der kanadischen Regierung als Befürworterin einer Ölpipeline und den davon betroffenen indigenen Gemeinschaften einsetzen, die dieses Projekt aus Angst um ihr Trinkwasser vehement ablehnen. Außerdem soll sich Merkel für die restlose Aufklärung des Schicksals hunderter getöteter oder vermisster indigener Frauen aussprechen. Eine Untersuchungskommission, die dafür eingesetzt wurde, soll ihre Arbeit Ende Dezember 2018 beenden. Die Angehörigen der Ermordeten protestierten bereits dagegen.

"Kanadas Premier Justin Trudeau ist auf dem besten Weg, seinen Ruf als Wahrer von Minderheitenrechten und nachhaltiger Umweltpolitik zu verspielen", kritisierte die GfbV in ihrem Appell an Merkel. Trudeau will das umstrittene Trans Mountain Pipeline Projekt des texanischen Unternehmens Kinder Morgan mit Steuermitteln erwerben. So soll es gegen den Widerstand der First Nations aus British Columbia, der Regierung dieses Bundesstaates und auch führender Umweltorganisationen durchgesetzt werden, die 2016 einen Baustopp erwirkten. Sie befürchten, dass durch Pipelinelecks und Tankerunfälle ihre Trinkwasserversorgung gefährdet und die fragile Küstenlandschaft verseucht werden. Zudem wird durch die Ölförderung das Klima durch CO2 enorm belastet.

Die Pipeline soll die Transportkapazitäten von Öl aus Teersanden in Alberta zu den Verladehäfen an der Westküste in British Columbia verdreifachen. Die Zahl der Tanker, mit denen das Öl nach Asien verschifft werden soll, soll von fünf auf 34 pro Monat erhöht werden. "Die First Nations bestehen auf den Dialog und fordern ihr Recht auf freie, vorherige und informierte Zustimmung (FPIC) ein, das in der UN-Deklaration über die Rechte indigener Völker festgehalten ist. Kanada hat die Deklaration 2016 unterzeichnet. Frau Bundeskanzlerin, bitte setzen auch Sie sich für eine Konfliktlösung durch Dialog ein", heißt es in dem GfbV-Appell.

Der Kommission zur Untersuchung grausamer Morde und des Verschwindens indigener Frauen (National Inquiry into missing and murdered indigenous women and girls, MMIWG) solle Zeit gegeben werden, alle Angehörigen zu befragen und Maßnahmen zum Schutz gefährdeter indigener Frauen und Mädchen zu definieren, forderte die GfbV. Ihre Ergebnisse sollten in eine nationale Datenbank eingespeist werden können.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 7. Juni 2018
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juni 2018

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