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NORDAMERIKA/044: Covid-19 in den USA - Indigene stark betroffen, kaum Hilfe vom Staat


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 14. Mai 2020

Covid-19 in den USA: Indigene stark betroffen - Kaum Hilfe vom Staat


Indigene Völker in den USA sind überproportional von der Covid-19-Pandemie betroffen. Das berichtet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) unter Berufung auf Berichte vor Ort. Durch die verspätete und chaotische Reaktion der US-amerikanischen Bundesregierung auf die Ausbreitung der Krankheit seien ohnehin verwundbare Bevölkerungsgruppen noch härter getroffen worden: "Als in Washington schließlich Hilfspakete geschnürt wurden, hat man die Indigenen schlicht vergessen", erklärt Yvonne Bangert, GfbV-Referentin für Indigene Völker. "Also fingen sie an, sich und ihre Reservate selbst zu schützen. Daraufhin bekamen manche Ärger mit den Regierungen der Bundesstaaten."

Im Bundesstaat New Mexico sind offiziellen Angaben zufolge die Hälfte aller Covid-19-Toten Indigene. Unter den Native Americans seien Risikofaktoren stark verbreitet. Viele Indigene litten an Tuberkulose, Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen. "Das erklärt zum Teil die hohen Zahlen", so Bangert. "Andere Faktoren kommen hinzu: Auf den Reservaten herrscht oft Wassermangel, was Hygienemaßnahmen erschwert. Die Menschen leben zum Teil sehr weit verstreut und können nur schwer erreicht werden. Das Wegenetz ist schlecht, medizinische Einrichtungen rar. Und Informationen stehen oft nur auf Englisch zur Verfügung, was nicht in allen Haushalten ausreichend gut gesprochen wird."

"Reservate zählen zu den Armenhäusern des Landes - finanzielle Hilfen waren trotzdem zunächst nicht vorgesehen", berichtet Bangert. "Später ist dann ein Bruchteil der notwendigen Summe bewilligt worden, aber auch diese Gelder fließen noch nicht: Der bürokratische Aufwand für die Stammesverwaltungen ist enorm." Manche Gemeinschaften seien nun dazu übergegangen, den Zugang zu ihren Reservaten zu regulieren.

"Die Lakota in South Dakota versuchen auf diese Weise, das Virus von Pine Ridge und Cheyenne River fernzuhalten", so Bangert. "Die Gouverneurin des Staates, Kristi Noem, will das jetzt gerichtlich unterbinden lassen." Die Native Americans seien in der Pandemie zunächst von der Regierung vergessen und dann stiefmütterlich behandelt worden. Nun würden sie auch noch aktiv an Schutzmaßnahmen gehindert. "Die Stammesregierungen kennen die Menschen und Territorien vor Ort am besten und wissen, was zu tun ist", sagt Bangert. "Staatliche Behörden und Politiker sollten sie darin unterstützen."

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Quelle:
Pressemitteilung vom 14. Mai 2020
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Mai 2020

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