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RUSSLAND/108: 163 Gewaltopfer im Nordkaukasus im ersten Quartal 2012


Presseerklärung vom 4. Mai 2012

163 Gewaltopfer im Nordkaukasus im ersten Quartal 2012

Mit Putin keine Chance auf Frieden im Nordkaukasus



Vor der Vereidigung von Wladimir Putin zum russischen Präsidenten am kommenden Montag in Moskau warnt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) vor einem Andauern der bürgerkriegsähnlichen Gewalt in den Republiken des Nordkaukasus. "Mit Putin gibt es keine Chance auf Frieden für die Menschen im Nordkaukasus. Sie leiden seit mehr als zehn Jahren unter schwerster Willkür und Gewalt, der er durch seine gnadenlose Politik Vorschub geleistet hat", kritisierte die GfbV-Referentin für die GUS-Staaten, Sarah Reinke, am Freitag in Berlin. Der Anschlag in Dagestan in der Nacht zum heutigen Freitag mit mindestens 13 Toten und bis zu 100 Verletzten mache in tragischer Art und Weise deutlich, dass die Spirale der Gewalt im Nordkaukasus durch willkürliche Verhaftungen von Zivilisten, Verschwindenlassen, Folter in Haft und Straflosigkeit für diese Verbrechen der Sicherheitskräfte noch immer weiter angeheizt wird.

"Putin trägt die Verantwortung für den zweiten Tschetschenienkrieg, in dem bis zu 80.000 Menschen getötet wurden", warf Reinke dem zukünftigen russischen Präsidenten vor. "In Tschetschenien selbst herrscht Putins Marionette Ramzan Kadyrow, der seine Gegner systematisch ermorden lässt, die Menschenrechte mit Füßen tritt und die tschetschenischen Frauen erniedrigt und entrechtet hat. In Inguschetien, Dagestan und Kabardino-Balkarien kämpft ein bewaffneter islamistischer Untergrund gegen Politik und Sicherheitsapparat. Die Bevölkerung wird zwischen diesen Fronten aufgerieben."

Insgesamt wurden zwischen Januar und März 2012 im Nordkaukasus 163 Personen Opfer von Gewalt, 95 wurden verletzt. Dagestan liegt mit 83 Toten und 33 Verletzten an der Spitze der Statistik, gefolgt von Tschetschenien, wo 36 Personen getötet und 42 verwundet wurden. In Kabardino-Balkarien starben 32 Menschen, elf weitere wurden verwundet. In Inguschetien gab es neun Tote und sieben Verletzte, in Nordossetien-Alanien wurden zwei Personen getötet und zwei verletzt, im Kreis Stawropol tötete eine Autobombe Kurman Ismailov, den stellvertretenden Mufti des Gebietes.

"Die Wahrung der Menschenrechte und ein Ende der Straflosigkeit für die Täter ist Grundvoraussetzung für eine friedliche Zukunft in dieser Region. Putin wird diesen Weg nicht beschreiten, sondern weiter auf Gewalt setzen. Leidtragende ist die Zivilbevölkerung", warnte Reinke.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen/Berlin, den 4. Mai 2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Mai 2012