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RUSSLAND/112: Gewalteskalation im Nordkaukasus befürchtet


Presseerklärung vom 22. August 2012

Dutzende Tote und Verletzte am Ende des Fastenmonats Ramadan

GfbV befürchtet Eskalation der Gewalt im Nordkaukasus



Nach Dutzenden von Toten und Verletzten am Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan befürchtet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine Eskalation der Gewalt im Nordkaukasus. "Im heiligen Monat des Friedens und der Gewaltlosigkeit häuften sich in Dagestan, Inguschetien und Tschetschenien Selbstmordanschläge, Feuergefechte und Verschleppungen. Das lässt für die Zivilbevölkerung nichts Gutes erwarten", zog die Referentin für die GUS-Staaten, Sarah Reinke, am Dienstag in Berlin besorgt Bilanz. Bereits für den Juli hatte das Mediaportal Caucasian Knot 78 Tote und 40 Verletzte im Nordkaukasus-Konflikt dokumentiert.

Die Schlagzeilen in Dagestan vom 17. bis 21. August zeichnen ein Bild der bedrohlichen Lage: Zwei Offiziere des Innenministerium in Machatschkala erschossen - der Dorfvorsteher des Ortes Ljachlja von Unbekannten getötet - ein Soldat wird an einem Kontrollposten angeschossen und stirbt auf dem Weg ins Krankenhaus - in Chasawjurt werden innerhalb von drei Tagen zwei mutmaßliche Mitglieder einer illegalen bewaffneten Gruppe getötet - Schießerei mit einem Toten und acht Verletzten in der schiitischen Moschee der Stadt Chasawjurt - Vier Leichen von Zivilisten im Kreis Bujnaksk aufgefunden - Anschlagsversuch in der schiitischen Moschee von Chasawjurt - Polizeioffizier im Kreis Kumtorkalinskij erschossen - Polizist in der Stadt Machatschkala getötet - Bewohner von Chasawjurt von bewaffneten Unbekannten entführt.

In Inguschetien hat der schlimmste Anschlag seit Monaten am 19. August in Malgobek acht Menschen das Leben gekostet. Ein Selbstmordattentäter hatte sich in die Luft gesprengt und sieben Menschen mit in den Tod gerissen, 15 wurden verletzt, vier von ihnen schwer. Der Vorfall ereignete sich während der Beerdigung eines Polizisten, der am Vortag bei einem Feuergefecht erschossen worden war. Der Präsident Inguschetiens kündigte eine dreitägige Trauer in der Republik an. Tote hat es auch in der inguschetischen Stadt Nasran gegeben. Dort wurden zwei Zivilisten von Unbekannten in einem Geschäft erschossen. Bei einer Schießerei wurde außerdem eine Frau schwer verletzt.

In Tschetschenien wurde am 16. August über Todesopfer berichtet. Vier Angehörige der Spezialeinheit der russischen Polizei (OMON) waren bei einem Feuergefecht in einem Dorf erschossen worden. In einem anderen Kreis der Republik wurden bei einem Terroranschlag zwei Polizisten verletzt. Nach den Anschlägen in Inguschetien wurden die Sicherheitskontrollen auch in Tschetschenien verschärft. Es wird befürchtet, dass eine Untergrundgruppe unter Leitung der Brüder Gakaev mehrere Selbstmordattentate vorbereitet.

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Quelle:
Presseerklärung Berlin/Göttingen, den 22. August 2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. August 2012