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PETERSBERG II/012: US-Aktivisten fordern - Schluss mit dem Krieg (UFPJ Afghanistan Working Group)


United for Peace & Justice, Arbeitsgruppe Afghanistan - 2. Dezember 2011

Protestiert gegen die Afghanistankonferenz "Bonn II"

Sie reden vom Frieden. Sie führen Krieg.


Am 5. Dezember werden mehr als 1.000 Delegierte aus 90 Ländern, unter ihnen 65 Außenminister, in Bonn in Deutschland zur "Bonn II" oder "Petersberg II"-Konferenz erwartet, um die Zukunft Afghanistans nach einem Truppenabzug im Jahr 2014 zu planen. Aber parallel zu "Bonn II" verhandeln die USA über eine "US-afghanische Strategische Partnerschaftsvereinbarung", die es US-Truppen, Spezialkräfteeinheiten, und Luftpräsenz erlauben wird, bis 2024 in Afghanistan zu bleiben, und gemeinsame Militärstützpunkte darüber hinaus - obwohl all Nachbarländer Afghanistans eine dauerhafte Anwesenheit der US-Streitkräfte in der Region ablehnen. NATO-Mitglieder wie z.B. Deutschland haben angekündigt, daß sie auch Truppen in Afghanistan über 2014 hinaus behalten werden.

Die Arbeitsgruppe Afghanistan von United for Peace and Justice ["Vereint für Frieden und Gerechtigkeit"] grüßt die vielen deutschen BürgerInnen - Friedensaktivisten, GewerkschaftlerInnen, Abgeordnete, Mitglieder von kirchlichen Gruppen, Studierende, RentnerInnen, und viele andere - die am kommenden Wochenende sich in Bonn versammeln werden, um gegen Bonn II unter dem Motto "Sie reden vom Frieden. Sie führen Krieg" zu protestieren. Sie kritisieren zurecht Bonn II als eine "Farce" und PR-Manöver, welches die internationale Empörung über den andauernden Krieg und Besatzung in Afghanistan beschwichtigen soll.

Bonn II findet genau zehn Jahren nach der ersten Bonner Konferenz statt, die am 5. Dezember 2001 abgehalten wurde, und von den Vereinten Nationen nach dem Sturz des Talibanregimes einberufen worden war. Diese erste Bonner Konferenz ernannte Hamid Karzai zum Präsidenten Afghanistans, ermächtigte die Kriegsherren im afghanischen Parlament, und führte zum UNO-Mandat für ISAF-NATO-Truppen in Afghanistan. Sie führte nicht zum Frieden.

Bonn II wird nicht Afghanistan und der Region Frieden bringen, denn der Frieden kann nicht erreicht werden, solange ausländische Truppen dort bleiben. Ja, Pakistan hat sogar neulich seine Teilnahme an der Bonner Konferenz abgesagt, nach dem neuerlichen grenzüberschreitenden Angriff der NATO, der mindestens 24 pakistanische Soldaten tötete. Während sie vom Frieden reden, fahren die USA und NATO mit Drohnenangriffen und gezielten Meuchelmorden fort. Sie töten weiter Zivilisten, einschließlich vieler Kinder. Nach dem Plan für einen teilweisen Abzug der US- und NATO-Truppen werden viele in Wirklichkeit in Afghanistan bleiben, zu "Ausbildern" der afghanischen Soldaten, Polizisten, und Söldnern umbenannt. Diese versuchte "Afghanisierung" des Krieges unter Befehl der USA und NATO ist zum Scheitern verurteilt, genauso wie die "Vietnamisierung" durch die USA in den 1970er Jahre scheiterte: das afghanische Volk und die Bevölkerung der Region streben nach Selbstbestimmung.

Wir, die 99% zu beiden Seiten des Atlantik, leiden auch an diesem scheinbar endlosen Krieg und Besatzung. 63% der Menschen in den USA und mehr als 70% in Deutschland lehnen den Krieg in Afghanistan ab. In einer Zeit wirtschaftlicher Not haben die militärischen Kosten der Intervention der NATO in Afghanistan schon eine Billion Dollar überschritten; die USA haben $525 Milliarden ausgegeben, die EU $400 Milliarden, und die anderen ISAF-Partner $100 Milliarden. Gleichzeitig sind in den USA 14 Millionen arbeitslos, aber die Regierung hat keinen ausreichenden Plan zur Arbeitsbeschaffung; stattdessen werden LehrerInnen entlassen, Schulen und Bibliotheken geschlossen, unsere Infrastruktur verkommt, und es wird nichts gegen die sich abzeichnende Umweltkatastrophe getan.

Der US-Senat hat sich der Volksmeinung gebeugt, und am 30. November einen beschleunigten Abzug der US-Truppen aus Afghanistan gefordert, indem er den Zusatzantrag von Merkeley zum Verteidigungshaushaltsgesetz 2012 annahm, welcher vom Präsidenten verlangt, innerhalb von 90 Tagen dem Kongreß einen neuen Abzugsplan vorzulegen.

Hier in den USA wird UFPJ zusammen mit dem Network for a NATO-Free World: Global Peace and Justice eine Gegengipfel-Konferenz in Chicago am 18.-19 Mai veranstalten, als sowohl die NATO wie die G-8 sich in Chicago treffen. Dieser Gegengipfel wird unter anderem den vollständigen Abzug aller US- und NATO-Truppen aus Afghanistan fordern: http://www.inesglobal.com/NATO-call.phtml

Zu den Bonner Demonstrationen rufen mehr als 170 deutsche Organisationen und zahlreiche Einzelpersonen auf [1]. Zu ihnen stoßen Malalai Joya aus Afghanistan, der Autor Tariq Ali und der Parlamentsabgeordneter Jeremy Corbyn aus Großbrittanien, die Nobelfriedenspreisträgerin Mairead Maguire aus Irland, und Alyn Ware aus Neuseeland. Joseph Gerson vom American Friends Service Committee, ein Gründungsmitglied des UFPJ, wird auch vor der Bonner Kundgebung sprechen.

Wir sind solidarisch mit denjenigen, die am Wochenende in Bonn protestieren, und verlangen mit ihnen einen sofortigen Waffenstillstand, ein Ende des Krieges in Afghanistan, den Abzug aller US-/NATO-Truppen und Militäranlagen, und die Widmung beträchtlicher Mitteln dem Wiederaufbau Afghanistans zum Wohle des afghanischen Volkes.

UFPJ Afghanistan Working Group, 2. Dezember 2011

United for Peace & Justice


[1] http://www.afghanistanprotest.de/aufruf/liste-der-unterzeichnungen.html


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Quelle:
United for Peace & Justice
Afghanistan Working Group, 2. Dezember 2011
Kontakt: Elsa Rassbach, elsarassbach@gmail.com
Internet: http://www.unitedforpeace.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Dezember 2011