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AKTION/471: Newsletter Bremer Friedensforum 21 vom 8. Dezember 2009


Newsletter Bremer Friedensforum 21/8. Dezember 2009


Inhalt heute:

01. Informatik und Militärforschung
02. Another Glorious Day in der Schauburg
03. Ausstellungseröffnung Bremen im Krieg gegen Flüchtlinge
04. Die 397. Friedenskundgebung in Bremen-Nord
05. Der ganze Afghanistankrieg ist militärisch unangemessen
06. Das größte Kriegsverbrechen der deutschen Streitkräfte seit 1945
07. Unterschriften "Bundeswehr raus aus Afghanistan" überreicht
08. Leserbrief: Propagandistin des Krieges
09. Jörg Huffschmid gestorben
10. Terminkalender
11. In eigener Sache


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1. Heute: Informatik und Militärforschung

BREMEN. Noel Sharkey, Professor für Künstliche Intelligenz und Robotik an der University of Sheffield (UK) berichtet am Dienstag, 8. Dezember, um 20 Uhr im Haus der Wissenschaft (Sandstraße 4-5, Olbers-Saal) über den Forschungsstand und aktuelle Forschungen im Bereich militärischer Robotiksysteme, wie sie beispielsweise bei den Kriegen im Irak und in Afghanistan eingesetzt wurden und werden. Er diskutiert die fortschreitende Planung und Entwicklung von unterstützenden, ferngelenkten Systemen bis zu autonom agierenden Kampfmaschinen. Er hinterfragt, welche Bedeutung und welche Auswirkungen Roboter auf Krieg und Kriegführung haben und haben werden. Im Mittelpunkt seines Vortrags stehen daher nicht technische, sondern ethische Fragen.
Der Eintritt ist frei. Organisation: Hans-Jörg Kreowski, Karl-Heinz Rödiger und Ralf E. Streibl


2. Mittwoch: Another Glorious Day in der Schauburg

BREMEN. Gefördert vom Filmbüro Bremen und in Anwesenheit der Regisseure Karin Kaper und Dirk Szuszies zeigt das Kino Schauburg nur am Mittwoch, 9. Dezember, um 21 Uhr den Kinodokumentarfilm "Another Glorious Day" von Karin Kaper und Dirk Szuszies in der englischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln (95 Minuten). Mit der Wiederaufnahme des 1963 uraufgeführten Stückes "The Brig" von Kenneth H. Brown setzt das Living Theatre aus New York ein Zeichen gegen jede Form gewalttätiger Machtausübung. Das unter die Haut gehende Drama über das brüllend unmenschliche Innenleben eines US-Marines-Gefängnisses hat nichts von seiner erschreckenden Aktualität eingebüßt. Die Europapremiere in der Akademie der Künste Berlin und die Aktion am 1. Mai auf dem Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg lassen den Film in eine beklemmend klaustrophobische Welt eintauchen.
Verleih und weitere Infos/Termine/Trailer: http://www.karinkaper.com


3. Donnerstag: Ausstellungseröffnung Bremen im Krieg gegen Flüchtlinge

BREMEN. Was haben die Stadt Bremen, die Hochschulen und ihre Institute sowie Bremer Firmen mit dem Flüchtlingssterben im Mittelmeer zu tun? Eine ganze Menge, wenn Mensch sich die Mühe macht, genauer hinzusehen. Die "Initiative ziviles Bremen" zeigt zwischen dem 10. und 18. Dezember im Zentralbereich der Universität (Glashalle) eine Ausstellung, die zwei Seiten beleuchtet. Eine Wand mit Fundstücken vom Strand der griechischen Insel Lesbos bebildert die tödlichen Folgen der europäischen Flüchtlingspolitik. Dazu zeigen Stelltafeln, wie intensiv heute Akteure aus Bremen bei der technischen Perfektionierung der Flüchtlingsabwehr miteinander kooperieren. Die Ausstellung versteht sich auch als Beitrag zur aktuellen Diskussion um die so genannte Zivilklausel der Universität Bremen. Zur Eröffnung am Donnerstag, 10. Dezember, 12 Uhr, wird es keinen Sekt geben, dafür wird die gerade aufgelegte "Bremer Erklärung für eine zivile Forschung" vorgestellt.
Mehr: http://www.ziviles-bremen.noblogs.org


4. Freitag: Die 397. Friedenskundgebung in Bremen-Nord

BREMEN-NORD. Die 397. Friedenskundgebung der "Initiative Nordbremer Bürger gegen den Krieg" findet am Freitag, 11. Dezember, um 17 Uhr an der Ecke Gerhard-Rohlfs-Straße/Breite Straße statt. Das Thema der Veranstaltung lautet: "Die Quadratur des Kreises. Ein Jahr Obama." Es spricht Walter Metag.


5. Der ganze Afghanistankrieg ist militärisch unangemessen

BERLIN. "Es ist nicht nur der Bombenangriff von Kundus, der militärisch unangemessen war; der ganze Afghanistankrieg ist militärisch unangemessen - und schlimmer: politisch fehlgeleitet", kommentiert Paul Schäfer, verteidigungspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE, die Neubewertung des Luftangriffs auf zwei Tanklaster und eine Zivilistengruppe durch Verteidigungsminister zu Guttenberg. Schäfer erklärt weiter: "Dass Minister zu Guttenberg in der Lage ist, Fehleinschätzungen zu korrigieren, ist löblich - auch wenn festzuhalten ist, dass alle neu aufgetauchten Informationen schon in den bekannten COMISAF-Untersuchungsbericht eingeflossen waren. Es bleibt aber die Frage, wie die Bundesregierung die militärische Angemessenheit der weiteren Schusswechsel und Bombenangriffe bewertet, durch die - unter mittelbarer oder unmittelbarer Bundeswehrbeteiligung - Jahr für Jahr Hunderte Zivilisten ums Leben kommen. Auch die berühmten Angriffe der US-Truppen auf Hochzeitsgesellschaften muss sich die Bundeswehr durch ihre grundsätzliche Beteiligung an der ISAF-Mission zurechnen lassen.
Die Fraktion DIE LINKE fordert die Bundesregierung auf, auch diese Tatsachen anzuerkennen, zu benennen und die Konsequenzen zu ziehen. Eine angemessene Konsequenz wäre die Verweigerung weiterer Beteiligung am Afghanistankrieg und der Abzug der Bundeswehr."


6. Das größte Kriegsverbrechen der deutschen Streitkräfte seit 1945

BREMEN. Wieland von Hodenberg auf der Bremer Montagsdemo: "Das Verbrechen von Kunduz wird uns wohl noch lange beschäftigen. Inzwischen gehen immer mehr Experten davon aus, dass die Bombardierung der Tanklastzüge im völkerrechtlichen Sinne tatsächlich ein Kriegsverbrechen war. Professor Michael Wolfssohn von der Bundeswehr-Uni München bereitet die Öffentlichkeit schon mal auch auf zukünftige Kriegsverbrechen vor. Er meint, dass zivile Opfer in einem "Partisanenkrieg" wie dem in Afghanistan "nicht zu vermeiden" seien und "in Kauf genommen" werden müssten. Das ist ein zusätzlicher Skandal im Skandal!..."
Weiter: http://www.bremer-montagsdemo.de/257/reden257.htm#257-WvH


7. Unterschriften "Bundeswehr raus aus Afghanistan" überreicht

BREMEN. In einer kurzfristigen Aktion wurden vom Bremer Friedensforum und der Gruppe "Achimer Appell" aus Anlass der bevorstehenden Mandatsverlängerung durch den Deutschen Bundestag 753 Unterschriften für die Bremer Erklärung "Bundeswehr raus aus Afghanistan!" gesammelt. Unterzeichnet haben u.a. 32 Pastoren, 90 Hochschullehrer, Lehrer und Pädagogen und fünf Abgeordnete der Bremischen Bürgerschaft (alle von der Fraktion Die Linke). Die Unterschriften wurden Jörg Güthler, dem Bremer Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten Agnes Alpers (Die Linke), zwecks Weiterleitung nach Berlin übergeben. Die Unterschriftensammlung wird fortgesetzt.


8. Leserbrief: Propagandistin des Krieges

Seit dem völkerrechtswidrigen Krieg der NATO gegen das ehemalige Jugoslawien betätigt sich die Grünen-Abgeordnete Marieluise Beck als Propagandistin des Krieges und dank ihrer zwar geschliffenen, aber perfiden Rhetorik könnte sie eines Tages sogar Propagandministerin der Großmacht Europa werden. Mitte November 2001 war Becks schärfste Waffe Auschwitz, und sie benutzte diesen Ort unvergleichbaren Grauens, um das militärische Eingreifen der NATO in Bosnien zu rechtfertigen sowie den Krieg gegen Jugoslawien. Aus Sicht der Grünen-Politikerin wurde der Krieg gegen die Serben zur moralischen Pflicht und gegen diese war fast jedes Mittel erlaubt. Für den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan warb Beck mit dem Satz: "Der Krieg war ja schon da." Und wo es also bereits einen gibt, kann getrost ein noch größerer Krieg draufgesattelt werden. Würde man Becks Logik folgen, könnten bald weitere Pulverfässer auf der Welt explodieren: der Iran, Nordkorea, China. Becks heutiges Werben, den Bundeswehreinsatz in Afghanistan zu verlängern, obwohl sogar schon westliche Militärs zugegeben haben, dass dieser Krieg militärisch wohl nicht mehr zu gewinnen ist, erinnert an die fatalen Durchhalteappelle deutscher Stellen am Ende des Zweiten Weltkriegs. Ihnen sind erheblich mehr Menschen zum Opfer gefallen als in den ersten Kriegsjahren. Nach acht Jahren Krieg steigt auch in Afghanistan die Zahl der Getöteten. Und dank Becks Kriegsrhetorik wird dies wohl auch in Zukunft noch so bleiben - es sei denn jemand verklagt die geistige Brandstifterin vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag.
Ferdinand Krogmann


9. Jörg Huffschmid gestorben

BREMEN. Die Nachricht traf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des "Friedensratschlags" in Kassel am vergangenen Wochenende wie ein Schlag: Am Samstag (5. Dezember) starb der bekannte Ökonomie-Professor Jörg Huffschmid nach einer schweren Krankheit. Sein Studium der Philosophie und Wirtschaftswissenschaft in Freiburg, Paris und Berlin (Freie Universität) schloss Huffschmid als Diplom-Volkswirt ab. 1967 promovierte er in Berlin. Sein 1969 bei Suhrkamp erschienenes Buch: "Die Politik des Kapitals. Konzentration und Wirtschaftspolitik in der Bundesrepublik" wurde eines der meist gelesenen Bücher der damaligen linken Studentenbewegung. 1973 erfolgte ein Ruf an die Uni Bremen für den Fachbereich "Politische Ökonomie und Wirtschaftspolitik". Zusammen mit Rudolf Hickel und Herbert Schui gründete Huffschmid 1975 die "Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik", die seither jedes Jahr ein viel beachtetes "Memorandum" vorlegt; zuletzt (2009) unter dem Titel: "Von der Krise in den Absturz". 1995 war Huffschmid Gründungsmitglied und treibende Kraft der "Arbeitsgruppe European Economists for an Alternative Economic Policy in Europe", die seither ebenfalls ein jährliches "EuroMemorandum" herausbringt. Im Jahr 2000 wurde Jörg Huffschmid Mitglied der Enquête-Kommission "Globalisierung" des Bundestages. In den 80er Jahren war er Mitarbeiter des Instituts für Marxistische Studien und Forschungen (IMSF). Jahrzehntelang war er Mitherausgeber der politischen Monatszeitschrift "Blätter für deutsche und internationale Politik", seit ihrer Gründung in der 90er Jahren auch Herausgeber von Z.Zeitschrift für marxistische Erneuerung. Huffschmid war Mitglied der wissenschaftlichen Beiräte von ATTAC und der Bremischen Stiftung für Rüstungskonversion. Der Friedensbewegung war Huffschmid sehr eng verbunden. Von unschätzbarem Wert waren seine Analysen der Rüstungswirtschaft, des Militär-Industrie-Komplexes und der Notwendigkeit und Machbarkeit von Rüstungskonversion. Seine Vorträge bei den "Friedensratschlägen" gehörten jeweils zu deren Höhepunkten.


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10. Terminkalender

Jeden Donnerstag, 17 bis 18 Uhr
Mahnwache des Bremer Friedensforums auf dem Bremer Marktplatz
jeden ersten Donnerstag im Monat um 18.30 Uhr
Beratung des Bremer Friedensforums in der Villa Ichon, Goetheplatz 4

Jeden Freitag, 17 Uhr
Kundgebung der "Nordbremer Bürger gegen Krieg"
Bremen-Vegesack, Gerhard-Rohlfs-Straße/Breite Straße

Donnerstag, 10. Dezember, 20 Uhr
Villa Ichon, Goetheplatz 4, Prof. Dr. Lothar Peter, Bremen
"Was machen wir mit dem Klassenbegriff?"
Nähere Informationen unter http://www.masch-bremen.de

Donnerstag, 17. Dezember, 17 Uhr
ULF-Kirchhof, Mahnwache für langfristiges Bleiberecht von Flüchtlingen

Freitag, 18. Dezember, 12 Uhr
vor Kapitel 8, Mahnwache zum Rüstungsstandort Bremen

Dienstag, 12. Januar 2010, 20 Uhr
Villa Ichon, Prof. Dr. Roesler Berlin
Faschismus, New Deal oder Sozialismus? Erfahrungen aus der
Weltwirtschaftskrise von 1929 und ihre Bedeutung für die Gegenwart

Mittwoch, 13. Januar 2010, 19 Uhr
Konsul-Hackfeld-Haus, Bremen, Birkenstraße 34
"Ist eine gerechte Lösung für den türlisch-kurdischen Konflikt möglich?"
mit Hans-C. von Sponeck, ehemaliger UN-Koordinator für Irak und Beigeordneter UN-Generalsekretär,
und Sirri Sakik, Abgeordneter der Demokratischen Gesellschaftspartei Türkei, DTP

Dienstag, 19. Januar 2010, 20 Uhr
Villa Ichon
Dr. Heinrich Hannover, Reden vor Gericht

Freitag, 29. Januar 2010
Vortrag von Lorenz Knorr zum 27. Januar 2010 (Auschwitz-Gedenktag)


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11. In eigener Sache

Bleiben Sie bitte dem Bremer Friedensforum gewogen und sparen Sie nicht mit Vorschlägen, Ergänzungen, Texten und anderen Reaktionen für den Newsletter an: Ekkehard.Lentz@bremerfriedensforum.de. Die Veröffentlichung von Artikeln oder Auszügen aus dem Newsletter ist mit Quellenangabe ausdrücklich erlaubt! Bei dieser Gelegenheit möchten wir auch gern darauf hinweisen, dass das Bremer Friedensforum auf ehrenamtlicher Basis arbeitet. Und: Friedensarbeit kostet auch Geld! Im Unterschied zu Rüstungsproduzenten erhalten wir keine staatliche Unterstützung aus Steuergeldern, sondern finanzieren unsere Arbeit ausschließlich aus Spenden. Unser Spendenkonto lautet: Ekkehard Lentz (für das Bremer Friedensforum) bei der Postbank Hannover, BLZ 25010030, Kontonummer 123268-306.

Mit freundlichen Grüßen
Ekkehard Lentz


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Quelle:
Newsletter Bremer Friedensforum 21 vom 8. Dezember 2009
Bremer Friedensforum
Villa Ichon, Goetheplatz 4 - 28203 Bremen
Internet: www.bremerfriedensforum.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Dezember 2009