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BERICHT/1020: Peru - 100 Tage nach "amazonischem Tiananmen" steigt Druck auf Regierung (Survival)


"Survival International" - Deutsche Sektion - 10. September 2009

100 Tage nach "amazonischem Tiananmen" steigt Druck auf Regierung


Einhundert Tage nach dem "amazonischem Tiananmen" [1] steigt der internationale Druck auf Perus Regierung, ihr Verhältnis zur indigenen Bevölkerung des Landes grundsätzlich zu überdenken.

Survival, Amnesty International und die Vereinten Nationen haben die peruanische Regierung mit Nachdruck dazu angehalten, erst die Zustimmung der indigenen Völker einzuholen, bevor auf ihrem Land nach Öl, Gas und Mineralien geschürft wird. Bis dies sichergestellt ist, fordert Amnesty International in einer Erklärung: "sollte die peruanische Regierung keinerlei Genehmigungen mehr für das Schürfen nach und den Abbau von Bodenschätzen mehr erteilen. Zudem sollten alle bereits erteilten Genehmigungen ausgesetzt werden, welche die Rechte indigener Völker beeinträchtigen könnten."

In den hundert Tagen seit dem "amazonischen Tiananmen" am 5. Juni hat die Regierung es nicht geschafft zu ermitteln, was an jenem Tag geschah. Ebensowenig gab es Gespräche über ein Ende der Verfolgung der peruanischen indigenen Anführer, von denen drei inzwischen Asyl in Nicaragua beantragt haben. Im Gegenteil hat Perus Regierung sogar Pläne angekündigt, neue Schürfrechte für Öl- und Gasvorkommen zu versteigern. Hiervon wären große Teile des Amazonasgebietes betroffen. Damit nicht genug: der britisch-französische Mineralölkonzern Perenco hat grünes Licht erhalten, auf Land nach Öl zu bohren, auf dem zwei der letzten unkontaktierten Völker [2] der Welt leben.

All dies geschah trotz des Eingeständnisses von Präsident Alan García im peruanischen Fernsehen, dass seine Regierung dabei gescheitert sei, sich mit der indigenen Bevölkerung Perus über Grabungen auf deren Land zu verständigen.

Der Begriff "amazonisches Tiananmen" bezieht sich auf den gewaltsamen Konflikt vom 5. Juni, als bewaffnete Polizei in der nordperuanischen Stadt Bagua über einen friedlichen Protestzug Indigener herfiel. Daraufhin brach an mehreren Orten in der Region Gewalt aus. Es wurden mehr als 30 Tote - Polizisten und Zivilisten - gezählt, die Zahl der Verletzten betrug mindestens 200.

Survivals Direktor Stephen Corry sagte heute: "Perus Regierung darf nicht länger damit warten, die Forderungen der indigenen Bevölkerung zu beachten und ihre Landrechte zu respektieren."

[1] http://www.survival-international.de/nachrichten/4691
[2] http://www.survival-international.de/kampagnen/unkontaktierte


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Quelle:
Pressemitteilung vom 10. September 2009
Survival Deutschland
Haus der Demokratie und Menschenrechte
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. September 2009