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BERICHT/1040: Britische Regierung kritisiert Vedanta beispiellos scharf (Survival International)


"Survival International" - Deutsche Sektion - 12. Oktober 2009

"Schuldig" - Britische Regierung kritisiert Vedanta beispiellos scharf


Die britische Regierung hat heute das im Börsenindex FTSE-100 gelistete Unternehmen Vedanta Resources scharf kritisiert aufgrund der Behandlung der Dongria [1] Kondh im indischen Bundesstaat Orissa.

Das vernichtende Urteil kam nach einer neunmonatigen Untersuchung einer Beschwerde, welche Survival International eingebracht hatte. Dabei geht es um das Vorhaben von Vedanta, eine Bauxitmine auf dem heiligen Berg der Dongria Kondh zu errichten. Die Beschwerde wurde, unterstützt von der britischen Regierung, den Richtlinien der OECD für multinationale Unternehmen unterworfen - diese enthalten die entscheidenden Prinzipien für das ethische Verhalten von Unternehmen.

Kein großes britisches Unternehmen war bisher so heftig angegriffen worden. Die Regierung entschied, dass Vedanta "die Rechte der Dongria Kondh nicht respektiere", "den Auswirkungen des Baus der Mine auf die Rechte der Indigenen keine Beachtung schenke" und "keinen angemessenen und rechtzeitigen Beratungsmechanismus installiert habe". Vernichtend hieß es zum Abschluss: Eine Veränderung des Verhaltens von Vedanta sei "unerlässlich".

Erstaunlicherweise habe das Unternehmen trotz wiederholter Aufforderungen der britischen Regierung "während der Untersuchung keinerlei Nachweise vorgelegt." Es handelt sich somit um das bislang einzige Mal, dass ein Unternehmen sich geweigert hat, sich an einer OECD-Untersuchung zu beteiligen.

Die indische Schriftstellerin Arundhati Roy, Trägerin des Booker Prize - des wichtigsten britischen Literaturpreises -, hat gesagt: "Sollte es Vedanta erlaubt werden, die Pläne für den Bauxit-Bergbau in den Niyamgiri Hills in Orissa fortzuführen, wird dies die Vernichtung eines ganzen Ökosystems zur Folge haben sowie nicht nur die Zerstörung der Gemeinschaft der Dongria Kondh, sondern letztendlich all jener, deren Existenz von diesem Ökosystem abhängt."

Das liberaldemokratische Parlamentsmitglied Marin Horwood, der Vorsitzende der parteiübergreifenden Gruppe für indigene Völker, sagte heute: "Ich bin erfreut, dass die britische Regierung dieses vernichtende Urteil gegen Vedanta erlassen hat. Dies ist ein weiterer nachdrücklicher Beleg dafür, dass Vedanta sein Handeln grundlegend verändern muss."

Survival-Direktor Stephen Corry sagte heute: "Wir sind sehr erfreut, dass die britische Regierung endlich Stellung bezogen hat - es handelt sich ohnehin um eines der berüchtigsten Bergbau-Vorhaben auf der Welt. Vedanta hat die Dongria Kondh noch nicht einmal darüber informiert, dass das Unternehmen vorhat, ihren heiligen Berg in eine riesigen Tagebau-Mine zu verwandeln. Die Indigenen haben jedoch nach internationalem Recht einen Anspruch darauf, ihre Zustimmung zu erteilen oder diese eben zu verweigern. Schließlich geht es hierbei um etwas, was eine dramatische, schreckliche Auswirkung auf ihre Leben haben wird."

Bei der Entscheidung handelt es sich um die dritte große Peinlichkeit innerhalb von vier Monaten für Anil Argarwal, den Mehrheitseigner von Vedanta. Im Juni wurde ihm ein Umweltpreis in letzter Minute vorenthalten, nachdem die Jury auf Details zu der Mine in Orissa aufmerksam gemacht worden war. Und im August gestand der indische Umweltminister ein, dass das Projekt eigentlich niemals hätte genehmigt werden dürfen.

Die Stelle, an der Vedanta eine Mine errichten will, ist allen Angehörigen der Kondh heilig. Hunderte von ihnen haben sich über Monate an Protesten und Blockaden gegen die Mine beteiligt.


Den vollständigen Text der Erklärung der britischen Regierung finden Sie (auf Englisch) unter:
http://www.berr.gov.uk/files/file53117.doc

Den vollständigen Text der Beschwerde von Survival finden Sie (auf Englisch) unter:
http://assets.survivalinternational.org/documents/96/Survival_complaint_VEDANTA.pdf

[1] http://www.survival-international.de/stammesvolker/dongria


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Quelle:
Pressemitteilung vom 12. Oktober 2009
Survival Deutschland
Haus der Demokratie und Menschenrechte
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Oktober 2009