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BERICHT/1122: Staudamm in Ägypten - Proteste gegen Finanzierungspläne der Regierung Italiens (Survival)


"Survival International" - Deutsche Sektion - 15. Juni 2010

Staudamm: Proteste gegen Finanzierungspläne der italienischen Regierung


Italiens Regierung plant, den Bau des kontroversen Gibe III Staudamms [1] in Äthiopien mit insgesamt Euro 250 Millionen zu unterstützen. Um gegen diese Pläne zu protestieren, versammeln sich heute [15.06.2010] Demonstranten vor dem italienischen Außenministerium in Rom.

Der Staudamm Gibe III wird die Lebensgrundlage von mindestens acht indigenen Völkern [2] des Unteren Omo Tals in Äthiopien zerstören. Das betroffene Tal ist zudem UNESCO Weltkulturerbe.

Im Rahmen der Demonstration wird dem Ministerium auch eine Unterschriftensammlung übergeben, die von einigen Organisationen, darunter Survival International, die Campaign for the Reform of the World Bank und Menschenrechtsgruppen in Kenia, initiiert wurde. Die Petition [3], die den Bau des Staudamms verurteilt, wurde von mehr als 300 Organisationen unterschrieben.

Gibe III wird von dem italienischen Unternehmen Salini Costruttori [4], mit Ausstattung des US-Unternehmens Harsco Corporation [5], errichtet.

Für die vom Bau betroffenen indigenen Gruppen ist der natürliche Überschwemmungszyklus des Omo Flusses Lebensgrundlage. Der Staudamm wird diesen Zyklus unterbrechen. Die Indigenen [6] wurden zu dem Projekt nicht konsultiert.

Ein Mitglied des Jäger und Sammler Volkes der Kwegu sagte: "Wir sind auf den Fisch angewiesen, er ist wie unser Vieh. Wenn die Überschwemmungen des Omo aufhören, werden wir sterben."

Der Omo ist auch der Hauptzufluss von Kenias Turkana See. Mehr als 300.000 Bewohner Kenias sind auf den See angewiesen. Vertreter der kenianischen Organisationen Friends of Lake Turkana [7] und The Daughter of Mumbi werden dem Protest in Rom beiwohnen.

Letzten Monat ging ein Brief [8] mehrerer italienischer Nichtregierungsorganisationen an Italiens Außenminister. Der Brief appellierte an den Minister, Gibe III nicht zu finanzieren: "[das Projekt würde] die Nahrungsquellen von einer halben Million Menschen gefährden. Unser Land trägt politische Verantwortung, die Rechte der am meist bedrohten Menschen der Welt zu stärken und zu schützen ... wie es die von Italien unterzeichnete UN Deklaration für die Rechte Indigener Völker vorschreibt."

Die Auftragsvergabe für den Staudamm fand entgegen äthiopischer Gesetze ohne wettbewerbliche Ausschreibung statt. Der Bau des Damms begann zudem zwei Jahre bevor Äthiopiens Umweltschutzbehörde eine Lizenz dafür erteilt hatte.

Direktor von Survival, Stephen Corry, sagte: "Wenn dieser Damm in Betrieb geht, bedeutet es das Ende der indigenen Völker des Unteren Omo Tals. Italien sollte sich nicht an diesem Projekt beteiligen."


Survival International ist eine weltweit aktive Nicht-Regierungsorganisation, die sich für die Rechte von indigenen Völkern einsetzt.

[1] http://www.survivalinternational.de/indigene/omo/gibe#main
[2] http://www.survivalinternational.de/indigene/omo#main
[3] http://www.survivalinternational.de/aktivwerden/petition
[4] http://www.salini.it
[5] http://www.harsco.com
[6] http://www.survivalinternational.de/indigene/omo/keinestimme#main
[7] http://www.friendsoflaketurkana.org
[8] 8. http://www.survival.it/notizie/6063%E2%80%A8%E2%80%A8


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Quelle:
Pressemitteilung vom 15. Juni 2010
Survival Deutschland
Haus der Demokratie und Menschenrechte
Greifswalderstr. 4, 10405 Berlin
Telefon: 49 (0)30 72 29 31 08, Fax: 49 (0)30 72 29 73 22
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Internet: www.survival-international.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juni 2010