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BERICHT/1209: Konferenz Afrika-Diskurs I in Frankfurt am Main (IKvu)


Ökumenisches Netzwerk Initiative Kirche von unten (IKvu)
im "Trägerkreis Afrika-Konferenz"
Pressemitteilung vom 29.09.2013

AFRIKA NEU DENKEN: Potentiale + Akteure = Zukunftswege

Konferenz Afrika-Diskurs I - 27. + 28. September 2013 in Frankfurt am Main



Über 100 Mitglieder afrikanischer Diaspora-Gemeinschaften, afrikanisch-deutscher Vereine, kirchlicher und nichtkirchlicher Organisationen und viele einzelne Personen diskutierten von 27. bis 28. September in Frankfurt am Main über "Akteure, Potentiale und Zukunftswege" der afrikanischen Diaspora in Deutschland. Die Konferenz "Afrika neu denken" stand unter der Schirmherrschaft des Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann.

Zentral war in allen Vorträgen und Diskussionen der Hinweis auf das große Potential der afrikanischen Diaspora in Deutschland. Das Bedürfnis nach einem stärkeren Selbstbewusstsein und die gemeinsame afrikanische Identität als Teil der deutschen Gesellschaft wurde gerade von jugendlichen Teilnehmerinnen betont. Selbstkritisch angemerkt wurde die noch zu oft wenig effektive Selbstorganisation der afrikanischen Diaspora im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Angesichts des guten Verlaufs der Veranstaltung äußerten die TeilnehmerInnen den Wunsch nach einer Fortsetzung des Frankfurter Afrika-Diskurses in 2014.


Zum Programm

Der Schriftsteller und Journalist Charles Onana (Frankreich/Kamerun) zeigte eindrücklich, wie die Rolle von Menschen afrikanischer Herkunft systematisch in der europäischen Geschichtsschreibung negiert wird, um eine weiße Geschichte zu erhalten. Dieses historische Potential afrikanisch-europäischer Identität zu erschließen und weithin bekannt zu machen, wurde als eine zentrale Aufgabe benannt. Eine am Ende der Konferenz eingerichtete Arbeitsgruppe wird sich dieser Aufgabe widmen.

Tzegha Kibrom, Trainerin und Organisationsberaterin bei Diversity Works (Berlin/Eritrea), informierte über die potentielle Macht von sogenannten "Rücküberweisungen" von Europa nach Afrika: Zum Beispiel bestehe etwa ein Drittel des Staatshaushalts von Togo aus solchen Überweisungen der togolesischen Diaspora. Rahime Diallo vom Bundesweiten Verband Migrantischer Experten MEPA e.V. (Berlin/Guinea) wies darauf hin, dass diese Macht der Diaspora zunehmend von afrikanischen Staaten erkannt und genutzt wird. Daher sei es dringend nötig, zivilgesellschaftliche Strukturen der afrikanischen Diaspora zu etablieren, um selbst professionell und effektiv Einfluss nehmen zu können. In Nordrhein-Westfalen, dann auch auf europäischer Ebene baute er mit der Afrika-Europa-Plattform AEP als verantwortlicher Koordinator solche Strukturen auf.

Der Unternehmensberater und Wirtschaftsjournalist Ibrahim Gueye (Düsseldorf/Senegal) warb nachdrücklich für politische Lobbyarbeit auf Landes- und Bundesebene: Wer den Einfluss auf die Außen- und Wirtschaftspolitik mit afrikanischen Staaten erhöhen will, muss als Lobbygruppe in den Parlamenten präsent sein. Es sei wenig hilfreich, dass sich nur 20% der Afrodeutschen an Wahlen beteiligten. Auch die Freiburger CDU-Stadträtin Dr. Sylvie Nantcha (Kamerun) betonte die Bedeutung des Networking von Deutschen afrikanischer Herkunft in politischen Aktionsfeldern.

Auf die fatale Funktion von Afrika-Klischees und den mit ihrer Hilfe aufrecht erhaltenen Teufelskreis wies Veye Tatah, Chefredakteurin der Vierteljahreszeitschrift AFRICA POSITIVE, hin. Auch kirchliche Hilfsorganisationen nutzen etwa die Bilder von hungernden Kindern für ihre Spendenwerbung und reduzieren "Afrika" damit auf eine Krisenidentität von Hunger, Krieg und Aids. Eine Beziehung auf Augenhöhe wird so konsequent verhindert. Zudem wirken diese Bilder auch auf die Kinder afrikanischer EinwanderInnen: Die "Dekolonisierung des Denkens" in der afrikanischen Diaspora war daher ein wichtiges Thema der Konferenz.


Ausführliche Informationen zu allen ReferentInnen und zum Programm der Konferenz finden Sie unter:
www.afrika-im-zentrum.de

Trägerkreis Afrika-Konferenz
Entwicklungspolitisches Netzwerk Hessen (EPN)
Evangelische Kirche in Frankfurt am Main
Evangelische StudentInnengemeinde in Deutschland (ESG)
Katholische Akademie Rabanus Maurus / Haus am Dom
Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika (KASA)
Ökumenisches Netzwerk Initiative Kirche von unten (IKvu)
Oromo-Gemeinde Frankfurt
Zentrum Ökumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau

Gefördert durch
Amt für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt am Main
Brot für die Welt - Evangelischer Enwicklungsdienst
Centrum für internationale Migration und Entwicklung
Engagement global
Hessische Landeszentrale für politische Bildung
Katholischer Fonds - Kooperation Eine Welt

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Quelle:
Pressemitteilung vom 29. September 2013
Ökumenisches Netzwerk
Initiative Kirche von unten (IKvu)
Oscar-Romero-Haus, Heerstraße 205, D-53111 Bonn
Internet: www.ikvu.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Oktober 2013