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FRAGEN/001: Interview mit Dr. Jens Wagner - Kann es Gerechtigkeit geben ohne Wahrheit? (IPPNWforum)


IPPNWforum | 117|18 | 09
Mitteilungen der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.

Kann es Gerechtigkeit geben ohne Wahrheit?
Interview mit Dr. Jens Wagner, IPPNW-Regionalgruppe Hamburg


Am 9.5.2009 hatte die Hamburger Regionalgruppe Prof. David Ray Griffin zu einem Vortrag eingeladen. Der Religionsphilosoph ist Autor zahlreicher Bücher über den 11. September 2001. Wie schon beim Vortrag des Architekten Richard Gage im November 2008 (siehe Forum 1/2009) war IPPNW-Mitglied Dr. Jens Wagner maßgeblich an der Organisation beteiligt.


Forum: Herr Dr. Wagner, sind Sie etwa ein Verschwörungstheoretiker?

Dr. Wagner: Ich bin in erster Linie am Ideal der Aufklärung orientiert, in dem der Mensch sich von Vorurteilen mittels seines Verstandes zu befreien sucht. Dabei überprüfe ich eine bestehende Theorie auf ihre Übereinstimmung mit allen Tatsachen und Naturgesetzen. Es spielt dabei keine Rolle, aus welchem Bereich die Theorien kommen. Das Wort "Verschwörungstheoretiker" ist ein Klischee. Es gibt natürlich Menschen, auf die dieses Klischee zutrifft, aber das sagt nichts darüber aus, ob Verschwörungen im Einzelfall stattgefunden haben oder nicht.

Forum: Was waren denn die Kernaussagen des Vortrags von Prof. Griffin?

Dr. Wagner: Die Kernaussagen des Vortrags waren, dass der Tathergang des 11. September 2001, wie er im offiziellen 9/11 Commission Report dargestellt wird, definitiv nicht den Tatsachen entspricht. Die erdrückende Indizien- und Beweislast gegen diese offizielle Version legte Griffin in allen wesentlichen Zügen dar. Der Vortrag berichtete außerdem über die Entwicklung der 9/11 Truth Bewegung.

Forum: Sie engagieren sich ja auch im "9/11 Truth Movement". Was muss man sich darunter vorstellen?

Dr. Wagner: Die 9/11 Truth Bewegung ist heute eine Bewegung aus Experten und Zivilpersonen verschiedenster Berufsgruppen, die eine objektive Untersuchung des 11. September 2001 fordert. Bei den Experten handelt es sich um Architekten, Ingenieure, Piloten, Politiker, Geheimdienstler, Militärs, Feuerwehrleute, Journalisten, Ärzte, Rechtsanwälte, Physiker, etc. Die Bewegung hat inzwischen insbesondere in den USA eine erstaunliche Dynamik gewonnen.

Forum: Wie kommt es Ihrer Meinung dazu, dass sich diese Fragen und Erkenntnisse nicht bis in die Politik durchsetzen können?

Dr. Wagner: Leider sind wir noch weit davon entfernt, dass die Tatsachen des 11. September Politikern und Entscheidungsträgern bekannt wären. Vorurteile und geschickte Stigmatisierung als "Verschwörungstheorie" sind hierfür ein Grund. Insgesamt sind Politiker von der öffentlichen Meinung und von den Medien abhängig, für die der "Terrorismus" nach allen Regeln der Kunst in Szene gesetzt wird. Der 11. September ist dabei erstaunlicherweise keine Ausnahme, sondern eher ein Regelfall. Der "aggressive Islam" ist ein moderner Mythos, der geschaffen wird, um Ressourcenkriege hoffähig zu machen. Und kein Politiker kann es wagen, sich gegen einen Mythos aufzulehnen.

Forum: Angenommen, die Fragen von Prof. Griffin und anderen würden wahrheitsgemäß beantwortet werden - könnte das nicht zu einem Zusammenbruch des westlichen Systems, inklusive seiner politischen, wirtschaftlichen und medialen Strukturen führen?

Dr. Wagner: Dies ist eine sehr wichtige Frage, weil sie grundsätzlicher Natur ist. Kann es Frieden geben ohne Gerechtigkeit? Kann es Gerechtigkeit geben ohne Wahrheit? Es lohnt sich, über dieses Thema genau nachzudenken und man sollte auch wissen, wohin ein Weg abseits von Gerechtigkeit führt. Spätestens, wenn man selbst erfahren muss, was Ungerechtigkeit bedeutet, wird man über diese Fragen nachdenken. Wir befinden uns gesellschaftlich in fast jeder Hinsicht fern der Wahrheit, nicht nur beim Thema 11. September. Die Situationen der Medizin, des Währungssystems und des Gesellschaftsmodells sind ähnlich. Kein Begriff prägt die heutige Gesellschaft besser als der Begriff der Desinformationsgesellschaft - eine Gesellschaft, in der politische Entscheidungen allein dem Zweck dienen, Probleme zu vertuschen (z.B. die Bankenrettung) und Machtstrukturen zu erhalten. Eine schöne Sache wäre es, eine politische Führung ins Amt zu heben, die den Frieden nach innen und nach außen ernst nimmt, keine Stellvertreterkriege führt und keine Lobbypolitik betreibt, sondern ein Verständnis für soziale und politische Zusammenhänge aufbieten kann, innenpolitisch wie außenpolitisch.


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Quelle:
IPPNWforum | 117|18 | 09, S. 30
Herausgeber:
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
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IPPNWforum
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. November 2009