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INTERNATIONAL/115: Kongolesische Friedensaktivisten suchen in USA Hilfe gegen Rebellen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. Juni 2012

Zentralafrika: Kongolesische Friedensaktivisten suchen in USA Hilfe gegen Rebellen

von Ethan Freedman



Washington, 26. Juni (IPS) - Friedensaktivisten in den USA wollen mittels einer Informationskampagne den Kampf gegen die ugandische Rebellengruppe 'Lord's Resistance Army' (LRA) und ihren Anführer Joseph Kony wieder aufnehmen. Die prominentesten Vertreter der Bewegung sind der kongolesische Priester Benoit Kinalegu und die Ordensschwester Angélique Namaika.

Beide hielten am 19. Juni Reden vor dem US-Kongress, um der Öffentlichkeit zu vermitteln, dass die LRA mit äußerster Brutalität vorgehe. Die Rebellengruppe ist im Grenzgebiet zwischen der Zentralafrikanischen Republik, der Demokratischen Republik Kongo und dem Südsudan aktiv.

"Die traumatisierten Flüchtlinge und Kinder weigern sich, in die Heimat zurückzukehren, solange Kony im Busch sein Unwesen treibt und der Krieg noch nicht vorbei ist", sagte Schwester Angélique, die in Dungu in der Demokratischen Republik Kongo die Organisation 'Dynamic Women for Peace' leitet, gegenüber der Menschenrechtskommission des Parlaments in Washington D.C.

Im Jahr 2002 schätzte die britische BBC die Zahl der Opfer der LRA auf mehr als 100.000. Auch wenn keine genauen Daten verfügbar sind, gehen Beobachter davon aus, dass tausende weitere Menschen rohe Gewalt erfahren haben.


Kämpfer über das Radio zum Desertieren aufgefordert

Aktivisten in Zentral- und Ostafrika nutzen derweil jede verfügbare Waffe, um gegen Konys Truppen anzugehen. Über einen Kurzwellensender fordern sie LRA-Kämpfer zum Desertieren auf. "Die Radios machen es möglich, dass wir die Informationen durch die Region und um die Welt schicken können", sagte Benoit, der Vorsitzende der Dungu-Doruma Diözesen-Kommission für Gerechtigkeit und Frieden ist. "Die Anzahl unserer Geräte reicht allerdings nicht aus, um das ganze Gebiet abzudecken."

Schwester Angélique setzt sich dafür ein, traumatisierten Frauen und Kindern in ihrer Region zu helfen. "Wegen des andauernden Krieges hat sich diesem Problem noch keine andere Organisation angenommen."

Andere Aktivisten fordern mehr politische Maßnahmen. "Wir brauchen den persönlichen Einsatz von Präsident Barack Obama", sagte Paul Ronan, der Mitbegründer der Organisation 'Resolve', die gegen die Gräueltaten der LRA und für Frieden in den betroffenen Gebieten Zentralafrikas kämpft.

Im Oktober 2011 hatte die Obama-Regierung eine US-Spezialeinheit mit etwa 100 Agenten nach Uganda, in den Südsudan und die Demokratische Republik Kongo geschickt. Die Truppen berieten in erster Linie das ugandische Militär bei der Jagd auf Kony und beim Kampf gegen die LRA.

Zum ersten Mal seit 2003 entsandten die USA damit Militär, um Unterstützung in einem afrikanischen Konflikt zu leisten. Vor neun Jahren hatte der damalige Präsident George W. Bush eine geringe Zahl von Soldaten - schätzungsweise zwischen 500 und 2.000 - während des Krieges nach Liberia geschickt. In den Libyen-Konflikt griffen im vergangenen Jahr zwar offiziell Nato-Truppen ein. Die US-Marine war jedoch aktiv daran beteiligt, Tomahawk-Raketen gegen das Regime von Staatschef Muammar al-Gaddafi abzufeuern.

"Unsere Berater werden ihre Bemühungen fortsetzen, diesen Verrückten der Justiz zuzuführen und Leben zu retten", sagte Obama im April im Holocaust-Gedenkmuseum in Washington. "Es ist ein Teil unserer regionalen Strategie, die Geißel LRA zu beseitigen und dabei zu helfen, eine Zukunft zu ermöglichen, in der kein Kind geraubt, kein Mädchen vergewaltigt und kein Junge zum Kindersoldaten wird."

Nach Ansicht von Ronan hat es in Zentralafrika Fortschritte gegeben, seit Konys Macht durch zwei Faktoren geschwächt werde. Zum einen sei der Rebellenführer von seinen obersten Kommandanten isoliert. Geheimdienste vermuten ihn im Süden Darfurs, erklärte Ronan. Würde man seinen Aufenthaltsort genau kennen, wäre Kony bereits tot. Einen herben Rückschlag habe er außerdem durch die Festnahme des Kommandanten Caesar Achellam erlitten.


Menschenrechtsgruppe bringt Video über Kony in Umlauf

Ein von der Menschenrechtsgruppe 'Invisible Children' verbreitetes Video über Konys brutale Machenschaften wurde seit März im Internet mehr als 91 Millionen Mal aufgerufen. Kritiker bezeichneten die Aktion als 'slacktivism' - zusammengesetzt aus 'slacking' (nichts tun) und 'activism'.

Das Video wurde allerdings von anderer Seite auch als oberflächlich kritisiert. Es gebe den Konflikt nur unzureichend wieder, und fordere unbedacht die Unterstützung der ugandischen Regierung, obwohl auch diese Menschenrechtsverletzungen begangen habe.

In einem Mitte Juni veröffentlichten Bericht über den Konflikt erklärte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, das größte Problem sei die Bereitstellung von Hilfe und Schutz für die Kriegsregion. "Ohne die notwendige Finanzierung wird die Afrikanische Union diese wichtige Aufgabe nicht vollständig wahrnehmen können." (Ende/IPS/ck/jt/2012)


Links:

http://www.youtube.com/watch?v=Y4MnpzG5Sqc
http://www.youtube.com/watch?v=c_Ue6REkeTA
http://www.ipsnews.net/2012/06/activists-working-to-reinvigorate-campaign-against-lra/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 26. Juni 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juni 2012