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INTERNATIONAL/127: Awá senden dringenden Hilferuf an Brasiliens Justizminister (Survival)


"Survival International" - Deutsche Sektion - 25. September 2012

Awá senden dringenden Hilferuf an Brasiliens Justizminister

Die Awá sind eines der wenigen verbliebenen nomadischen Jäger und Sammler-Völker der Welt. Ihr Überleben ist nun in Gefahr.



Die Awá in Brasilien, bekannt als das bedrohteste Volk der Welt, haben an den Justizminister des Landes geschrieben und ihn aufgefordert, "Eindringlinge dringend [aus ihrem Gebiet] auszuweisen". Gleichzeitig wurde bekannt, dass die Lebensart der Awá, das Jagen und Sammeln, aufgrund der Bedrohung durch illegale Holzfäller praktisch zu Stillstand gekommen ist.

Der Brief der Awá an die Regierung Brasiliens fordert die Ausweisung der Eindringlinge aus ihrem Wald und betont, dass sie sich vorher nicht zufrieden geben werden.

Der schriftliche Appell erscheint zeitgleich mit einer neuen Video-Botschaft eines Awá-Indianers, in dem er die dramatischen Effekte der illegalen Abholzung für die Lebensgrundlage seines Volkes schildert.

Der Mann, Piar'ima'a ("Kleiner Fisch"), sagt: "Die Kinder weinen und sie haben Hunger. Doch wohin soll ich zum Jagen gehen? Die Holzfäller sind hier. Wir können nicht alleine los, die Holzfäller könnten uns töten."

"Überall sind Lastwagen, Kettensägen und Autos. Deshalb gehe ich nicht auf die Jagd. Wir bleiben zu Hause. Wir sind traurig, dass wir nicht mehr in den Wald gehen können."

Derartige Einschränkungen sind eine Katastrophe für die Zukunft der Awá. Die Awá sind eines von nur wenigen nomadischen Jäger und Sammler-Völkern weltweit, die für ihre Ernährung und ihr Überleben auf den Wald angewiesen sind.

Mit dem Vorrücken illegaler Holzfäller und Siedler in ihre Wald-Gebiete, steht dieser autarke Lebensstil nun auf dem Spiel.

"Ich gehe auch nicht in ihre Stadt und stehle Dinge", sagt Piar'ima'a in dem Video, "warum also zerstören die Holzfäller unser Land?"

Auch umfangreicher Bergbau beeinflusst die Möglichkeiten der Awá auf die Jagd zu gehen.

Anfang des Monats hatte ein Richter ein Urteil aufgehoben, dass die Pläne zur Erweiterung einer Bahnstrecke des Bergbaugiganten Vale vorübergehend gestoppt hatte. Die Bahnstrecke führt teilweise entlang des Landes der Awá.

Die Erweiterung wird zu mehr Lärm und weiteren Zügen führen, was nach Angaben der Awá ihr Jagdwild verscheuchen wird.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: "Das Jagen ist tief in jeder Awá-Gemeinde verwurzelt. Es ist was sie tun. Es ist wie sie überleben. Brasilien weiß, dass die Awá Priorität haben müssen bevor es zu spät ist. Es ist Zeit für tatsächliche Handlungen. Leider sind im Moment die einzigen sichtbaren Handlungen die der Holzfäller."


Lesen Sie hier den Brief des Awá-Volkes an den brasilianischen Justizminister (PDF, 164 KB)
http://assets.survivalinternational.org/documents/821/theawaletter.pdf

Übersetzung des Awá-Briefes: "Wir Awá-Guajá möchten gern wissen, wann Sie die Eindringlinge aus unserem Wald ausweisen. Wir wissen, dass Sie sich entschieden haben die Awá-Guajá zu einer Priorität zu machen. Wir hoffen, dass Sie Menschen schicken, um die Eindringlinge auszuweisen, dringend! Erst dann werden wir zufrieden sein!"


Survival International setzt sich weltweit für die Rechte indigener Völker ein und pflegt Kontakte zu Hunderten indigenen Gemeinden und Organisationen. Survival ist Träger des Alternativen Nobelpreises.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 25. September 2012
Survival Deutschland
Haus der Demokratie und Menschenrechte
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. September 2012