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INTERNATIONAL/165: Brasilien - Erster Schritt zur Ausweisung illegaler Holzfäller im Awá-Gebiet (Survival)


"Survival International" - Deutsche Sektion - 7. November 2013

Brasilien: Erster Schritt zur Ausweisung illegaler Holzfäller im Gebiet der Awá



Brasilien hat die ersten Schritte eingeleitet, um Tausende illegaler Holzfäller und Siedler vom Land der Awá zu entfernen, die als das bedrohteste indigene Volk der Welt gelten. Sollten die Eindringlinge nicht freiwillig gehen, so würden sie entfernt, heißt es.

Survival International liegen Berichte von Brasiliens Indigenen-Behörde FUNAI vor. Diese empfiehlt Siedlern, die illegal Regenwald abgeholzt haben, um Anpflanzungen vorzunehmen, diese nicht fortzusetzen, da sie das Land vor Beginn der nächsten Ernte verlassen müssten.

Die Awá sind eines der letzten nomadisch lebenden Völker in Brasilien. Ihnen droht die Vernichtung, da seit den 1970er Jahren immer neue Wellen illegaler Holzfäller, Siedler und Viehzüchter über ihr Land rollen. Die Eindringlinge haben große Teile des Waldes der Awá bereits zerstört und ganze Familien des Volkes massakriert.

Die Ausweisung der Eindringlinge duldet keinen Aufschub mehr, da im Dezember die Regenzeit beginnt. Dann wäre es nahezu unmöglich für die von der Regierung geschickten Teams, die Räumungen noch vorzunehmen. Einer Operation gegen Abholzung gelang es nicht, die illegalen Holzfäller vom Land der Awá zu vertreiben.

Die Nachricht der bevorstehenden Ausweisung hat sich verbreitet - Viehzüchter und Holzfäller organisieren Proteste gegen ihre drohende Entfernung und fordern, das Land der Awá müsse seinen Status als indigenes Gebiet verlieren. Einige behaupten sogar, es gebe gar kein Volk der Awá. Im Juni diesen Jahres war eine Operation gestartet worden, die sich gegen die Abholzung rund um das Land der Awá richtete. Es gelang allerdings nicht, die Holzfäller vom Gebiet der Awá zu vertreiben, wo der illegale Holzeinschlag besonders drastisch ist.

Ein Angehöriger der Awá erklärte gegenüber Survival: "Wir sind sehr besorgt. Es ist richtig schlimm, dass die Holzfäller unsere Nahrungsmittel stehlen. Herr Justizminister: helfen Sie uns jetzt, bitte. Schicken Sie die Polizei!"

Brasiliens Justizminister hat bislang schon über 54.000 Protestbriefe von Survival-Unterstützern aus der ganzen Welt erhalten. Außerdem bekommt der Minister täglich ein Foto eines sogenannten "Awáicon" per Post, um ihn zum Handeln zu drängen. Nach einer Petition, die von Survival und der brasilianischen Nichtregierungsorganisation CIMI eingereicht worden war, sieht sich Brasiliens Regierung mit Ermittlungen der führenden gesamtamerikanischen Menschenrechtsinstitution wegen der Notlage der Awá konfrontiert. Viele Prominente wie Hollywood-Schauspielerin Gillian Anderson, die britische Modedesignerin Vivienne Westwood, der brasilianische Fotograf Sebastião Salgado und Schauspieler Colin Firth unterstützen die Kampagne.

Survival-Direktor Stephen Corry erklärte heute: "Während Tausende Menschen sich auf den Besuch der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien im kommenden Jahr vorbereiten, steht das Justizministerium im Fokus der internationalen Aufmerksamkeit. Brasilien geht das Risiko ein, sein Ansehen erheblich zu beschädigen, sollten die Ausweisungen sich verzögern. Die Frage lautet: Kann die Regierung ihre Verpflichtung einhalten, die illegalen Eindringlinge rauszuschmeißen, bevor die Regenzeit beginnt?"


Survival International setzt sich weltweit für die Rechte indigener Völker ein und pflegt Kontakte zu Hunderten indigenen Gemeinden und Organisationen. Survival ist Träger des Alternativen Nobelpreises.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 7. November 2013
Survival Deutschland
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. November 2013