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NEWSLETTER/044: Bundeskoordination Internationalismus - BUKO News vom 23.03.11


BUKO News vom 23.03.11


Es ist ein langer Newsletter geworden, in dem doch vieles fehlt: die dramatischen Nachrichten aus Japan reißen nicht ab, auf das verheerende Erdbeben und den Tsunami folgt die Atomkatastrophe. Reaktoren brennen, erhöhte Strahlenbelastungen werden gemessen und nach wie vor ist das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi außer Kontrolle. An gesicherte Informationen zu kommen, ist kaum möglich. Die Zahl der Toten steigt auf über 9.000, mehr als 12.000 Menschen werden noch vermisst und rund 350.000 Menschen wurden evakuiert. Auch die ökologischen Langzeitfolgen der Katastrophe sind unüberschaubar. Die Folgerung daraus kann nur sein: Atomausstieg jetzt! Eine hilfreiche Linkliste liefert Ingo Stützle:
http://www.stuetzle.in-berlin.de/2011/03/hinweise-zur-nuklearen-katastrophe-in-japan/

Wir legen in diesen News - neben Informationen rund um die BUKO - einen Fokus auf die Unwälzungsprozesse in Nordafrika und den arabischen Ländern. Dabei richtet sich der Blick auf Libyen: Seit fünf Tagen läuft die 'Operation Odyssey Dawn' und Libyen wird aus der Luft bombardiert. Der Westen tritt als aktive Kriegspartei auf und forciert eine Eskalation der Situation vor Ort. Auch dazu haben wir erste Einschätzungen gesammelt.



Inhalt:

+++ NACHRICHTEN AUS DER BUKO +++
1) BiEm-Seminar "Neue Lernkulturen und Subjektorientierung", 25.-27.3., Leipzig!
2) Schrankwand. ASSR lädt ein: Filmabend über das Wohnen, 28.3., Hamburg
3) BUKO-Veranstaltung "Nach der Revolution in Ägypten", 7.4., Hamburg
4) Portugal: Widerstand gegen die neoliberale "Krisenbewältigung", 7.4., Berlin
5) BUKO-Seminar "Antimuslimischer Rassismus in Deutschland", 8.-9.4., Berlin
6) BiopiratInnen rufen auf: Saatguttage,17.-18.4., Brüssel
7) Webseite Pillen-Checker der BUKO-Pharma-Kampagne online
8) BUKO unterstützt Stellungnahme: Freiheit statt Frontex
9) Mit Commons anders sehen. Zum Zwischenstand der Diskussion
10) Internetseite für den Recht-auf-Stadt-Kongress online (2.-5.6., Hamburg)


+++ SCHWERPUNKT KRIEG IN LIBYEN +++ UMBRUECHE IN NORDAFRIKA +++
11) Krieg in Libyen: Weitere Eskalation und zivile Opfer sind zu befürchten
12) Aktuelle Infos zu den Umbrüchen im arabischen Raum und in Nordafrika
13) Länderdossiers zur arabischen Revolte
14) Revolte mit begrenzter Reichweite, ak-Artikel von Ismail Küpeli
15) Radioberichte über die Umwälzungen im arabischen Raum

+++ ÜBER DEN TELLERRAND +++
16) attac-Kongress zum Thema Wachstum, 20.-22.5., Berlin
17) Aufruf zur Solidaritätsbrigade nach Nicaragua im August 2011
18) Feminismus im Plural, Inkota-Brief erschienen
19) "Post-Neoliberalismus?" von Ulrich Brand erschienen
20) Themenschwerpunkt zur Debatte um den Islam in der iz3w
21) Lotta-Schwerpunkt zum Thema "Deutschland postkolonial"


1) BiEm-Seminar "Neue Lernkulturen und Subjektorientierung", 25.-27.3., Leipzig

Die Verbindung von Ökonomie und öffentlicher Bildung ist so offensichtlich, dass sie kaum auffällt. Das mag daran liegen, dass Veränderungen im Kapitalismus und Bedeutungsverschiebungen in der Ausbeutung des Menschen sich in grell blendenden Begriffen wie Wissensgesellschaft, Neue Lernkulturen und lebenslangem Lernen spiegeln.
Die Relativierung gegenstandsbezogener und personal vermittelter Lernprozesse verspricht in diesem Kontext eine Selbstaktivierung der Lernenden durch Kompetenzorientierung. Hierbei wird häufig übersehen, dass der Kompetenzbegriff eng mit der Idee des homo oeconomicus in der Humankapitaltheorie verknüpft ist. An diesem Seminarwochenende soll also vor allem nach Verbindungslinien von Bildung, Lernen und Kapitalismus gefragt werden.

Neue Lernkulturen und Subjektorientierung: Grundlagen radikalalternativer Bildungsprozesse? Seminar des BUKO-Arbeitsschwerpunktes Bildung und Emanzipation (BiEm), 25.-27.3.11 in Leipzig. Teilnahmegebühr: 20 Euro;
Lastminute-Anmeldung.: mail@buko.info

http://www.buko.info/aktuelles/single-news/?tx_ttnews[tt_news]=92&cHash=b442844de5


2) Schrankwand. ASSR lädt ein: Filmabend über das Wohnen, 28.3., Hamburg

Die Wohnung gilt als die Sphäre des Privaten schlechthin, als Rückzugsort in einer kalten Welt, als Ausdruck der eigenen Identität: Hier lebe ich - hier darf ich sein. Auch wenn die Idylle vom heimischen Nest trügt, der Mythos lebt. Kaum ein Bereich des gesellschaftlichen Lebens wird so strukturkonservativ gedacht wie das Wohnen, so unsere These. Nicht wenige Linke kopieren in "ihrem" Wohnen einen großbürgerlichen Wohnstil des letzten Jahrhunderts in Altbauwohnungen mit Kronleuchtern und Holzdielen. Und nicht selten scheitern kollektive Versuche des gemeinsamen Wohnens an individuellen Differenzen und Unvereinbarkeiten.

Das Private ist Politisch: ja! Aber wie kann dem Bedürfnis nach "eigenem" Raum Rechnung getragen werden ohne dabei einen völlig privatisierten Raum zu schaffen? Wie offen und flexibel wird das Wohnen gedacht? Und überhaupt: Wer schließt sich warum, zu gemeinsamen Wohneinheiten zusammen? Darüber und über noch viel mehr möchten wir in lockerer Atmosphäre plaudern. Wir zeigen Filme über das Wohnen, dazu knabbern wir Chips, nippen an Kaltgetränken und solidarisieren uns - by the way - mit der Flora, denn an diesem Montag (28.3.) läuft die Kaufvertragsbindung aus. Ändern tut sich dadurch nix: Die Flora bleibt unverträglich und ist nach wie vor eins unserer lieb gewonnenen Wohnzimmer der Stadt.

Seid herzlich eingeladen, macht es euch bei uns gemütlich am: Montag, 28.3, 19 Uhr im Centro Sociale in Hamburg, Sternstr. 2,
GastgeberInnen: Leute aus dem Centro Sociale und vom BUKO Arbeitsschwerpunkt StadtRaum Hamburg.


3) BUKO-Veranstaltung "Nach der Revolution in Ägypten", 7.4., Hamburg

Die Revolten in Tunesien und Ägypten haben die politische Welt überrascht. Wurde anfangs der Umsturz in Tunesien noch als vereinzelter Volksaufstand, als Ausnahme, interpretiert, so ist seit dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak klar geworden, dass in der arabischen Welt und Nordafrika tief greifende Veränderungen stattfinden und stattfinden werden. Die massenhafte Erhebung von Menschen, die spontan und selbstorganisiert die Kraft entwickeln ihre Machthaber zu stürzen, fasziniert und wirft zugleich viele Fragen auf: Wer sind die Akteur_innen der Aufstände, vor welchem Hintergrund - sozial, ökonomisch, politisch - finden sie den Mut auf die Straße zu gehen und ihre Forderungen öffentlich zu machen? Wie haben sie den Umsturz, die Erfahrung ihrer eigenen Macht erlebt, und welche Schlüsse ziehen sie daraus? Wie ist die aktuelle Situation in Ägypten und Tunesien? Ist die Euphorie bereits wieder dem Alltag gewichen oder hat sie zu einer Politisierung und Aktivierung der Menschen geführt? Wie schätzen die Menschen die nahe Zukunft ihres Landes ein, worauf hoffen sie? Und welche Art von Solidarität wünschen sie sich aus den Ländern Europa?

Juliane Schumacher und Philipp Löffler berichten von einer Reise nach Ägypten im März 2011. Die beiden haben ihre Erlebnisse auf einem Blog dokumentiert:
www.springtime-egypt.blogspot.com

Hamburg, Dienstag, 7.4., 19.30 Uhr, Centro Sociale, Sternstr. 2,
in Kooperation mit dem Eine-Welt-Netzwerk Hamburg e.V. aus Mitteln des BMZ.


4) Portugal: Widerstand gegen die neoliberale "Krisenbewältigung", 7.4., Berlin

Im Gegensatz zu den anderen europäischen "Krisenländern" sah es in Portugal lange so aus, als würden größere soziale Proteste ausbleiben. Diese Zeiten sind offenbar vorbei. Am 12. März 2011 demonstrierten mehr als 200.000 Menschen in Portugal gegen die zunehmende Prekarisierung ihrer Lebensumstände, sei es durch Arbeitslosigkeit oder Lohnkürzungen. Die Initiatoren der Proteste waren weder Parteien noch Gewerkschaften, sondern prekarisierte Unorganisierte.

Noch ist offen, ob der 12. März lediglich ein kurzes Strohfeuer ist oder weitere selbstorganisierte Proteste folgen. Ebenso denkbar ist, dass die linken Oppositionsparteien und die Gewerkschaften versuchen, die sichtbar gewordene Unzufriedenheit doch zu kanalisieren und daraus zu schöpfen. Sicher ist aber: Die Zeit der schweigenden Unzufriedenheit ist in Portugal vorbei.

Ismail Küpeli (Bundeskoordination Internationalismus) wird über die neoliberale "Krisenbewältigung", die aktuelle politische Regierungskrise und die wachsenden sozialen Proteste in Portugal berichten.
Berlin, 7.4., 19 Uhr in der Meuterei (Reichenbergerstr. 58)


5) BUKO-Seminar "Antimuslimischer Rassismus in Deutschland", 8.-9.4., Berlin

In den letzten Jahren zeigen sich verstärkt Ressentiments gegenüber Musliminnen und Muslimen bzw. Menschen, die als Muslime definiert werden. In all diesen Vorgängen zeigt sich ein antimuslimischer Rassismus, der Musliminnen als generell unterdrückte Frauen, und Muslime als frauenfeindlich, homophob, antisemitisch und gewaltbereit stigmatisiert.

In diesem Seminar möchten wir gemeinsam diskutieren, woher dieses Erstarken von antimuslimischem Rassismus in Deutschland kommt. Welche Gründe gibt es für die Zunahme an Ressentiments nicht nur am rechten Rand der Gesellschaft, sondern zum Teil bis weit in der bürgerlichen Mitte hinein? Und welche Proteste gibt es gegen diese antimuslimischen Strömungen? Wie reagieren emanzipatorische Bewegungen in Deutschland und Europa auf die zunehmende Stigmatisierung von MuslimInnen? Was hat Integration mit Antimuslimischen Rassismus zu tun? Wir wollen uns in diesem Seminar mit den theoretischen Konzepten zu Antimuslimischen Rassismus vertraut machen, um dann vor allem in Bezug auf die Praxis zu schauen, welche Gemeinsamkeiten all jene Vorgänge haben und eine Perspektive für eine vernetzte Gegenbewegung zu entwickeln.

Mit: Ilka Eickhof (NARI - Netzwerk gegen Antimuslimischen Rassismus und Islamfeindlichkeit nari-online.org), Hana Gunkel (BUKO), Regina Schleicher (BUKO), Ismail Küpeli (BUKO), Allmende e.V. (http://allmendeberlin.al.funpic.de), Gruppe Soziale Kämpfe (http://www.gruppe-soziale-kaempfe.org)

Berlin, 8.-9.4. Lascafé @ elok, Laskerstraße 6-8, 10245 Berlin (nahe S-Bf. Ostkreuz),
Anmeldung: mail@buko.info

Ein Flyer mit dem detaillierten Programm findet sich hier:
www.buko.info/fileadmin/user_upload/doc/projekte/AMR_BUKO_Seminar_Ankuendigung.pdf

Zum Thema ist im Winter 2010 das BUKO-Positionspapier "Immer die Anderen" erschienen:
http://www.buko.info/fileadmin/user_upload/doc/allgemein/amr_position.pdf


6) BiopiratInnen rufen auf: Saatguttage,17.-18.4., Brüssel

Die BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie ruft auf zu dezentralen Saatgut-Tauschbörsen zur Unterstützung der Aktionstage "Freies Saatgut für Alle - gegen die neue EU-Saatgutgesetzgebung" in Brüssel: Am 17. April, dem weltweiten Protesttag für bäuerliche Rechte & für Ernährungssouveränität von Via Campesina, finden weltweit viele Aktionen statt.(www.viacampesina.org). Die Saatgutkampagne für Saatgut-Souveränität, mit vielen Menschen aus mehreren europäischen Ländern, wird ihren Protest gegen die Verschärfung der europäischen Saatgut-Gesetzgebung am 17. und 18. April nach Brüssel tragen.

Wir fordern:
- das Recht, Saatgut aus eigener Ernte zu gewinnen, nachzubauen und weiterzugeben;
- das Verbot von Gentechnik in der Landwirtschaft und keine Patente auf Leben;
- die Reduzierung des hohen Energieverbrauchs in der Landwirtschaft, der durch den Einsatz von "industriellem" Saatgut, Kunstdünger und Pestiziden, durch Monokulturen und weite Transporte entsteht;

MACHT MIT! Unterstützt diese Forderungen und beteiligt euch mit dezentralen Aktionen. Organisiert Tauschbörsen und Samenfeste, tauscht Saatgut und Setzlinge! Schaut welche Sorten in eurer Region gut wachsen und macht euch unabhängiger von den Saatgut- und Chemie-Konzernen, ihren Pestiziden und ihrem zerstörerischen Versorgungsmodell der industriellen Nahrungsmittel- und Landwirtschaft. Je mehr Saatgutbörsen wir veranstalten, umso weniger haben die Konzerne uns in der Hand! Zeigt euch solidarisch mit den weltweiten Kämpfen um Saatgut- und Ernährungssouveränität.

Auf www.saatgutkampagne.org findet ihr das Flugblatt zu "dezentralen Saatgut-Tauschbörsen", den Aufruf für Brüssel, mehr Infos rund ums Saatgut, sowie praktische Hinweise zu Filmen, Informations- und Aktionsmaterialien.
Erklärt euch solidarisch und meldet euch bei info@saatgutkampagne.org.


7) Webseite Pillen-Checker der BUKO-Pharma-Kampagne online

Die BUKO Pharma-Kampagne hat eine neue Website an den Start gebracht: Pillen-Checker.de will Jugendliche im Alter von 12-17 Jahren motivieren, sich kritisch mit Arzneimitteln, Arzneimittelwerbung und mit dem eigenen Konsumverhalten auseinander zu setzen. Zugleich thematisiert die Website den mangelnden Zugang zu Medikamenten in armen Ländern und macht entwicklungspolitische Zusammenhänge sowie die eigene Teilhabe daran deutlich.

Viele Monate lang haben wir www.Pillen-Checker.de kontinuierlich erweitert, die Inhalte gemeinsam mit SchülerInnen, LehrerInnen und Jugendgruppen entwickelt, erprobt und mehrfach überarbeitet. Herausgekommen ist nun eine Vielzahl informativer und unterhaltsamer Seiten. Ein Lexikon von A-Z bietet Jugendlichen nützliche und verständliche Infos rund um das Thema Arzneimittel und Gesundheit. Erklärt werden Begriffe von Advertorial über Disease Mongering, die HPV-Impfung und Millenium Development Goals bis hin zu Schlafkrankheit und WHO. [...]

www.Pillen-Checker.de


8) BUKO unterstützt Stellungnahme: Freiheit statt Frontex

Unter dem Titel: "Freiheit statt Frontex. Keine Demokratie ohne globale Bewegungsfreiheit" haben die drei Netzwerke 'afrique-europe-interact', 'welcome to europe' und das 'Netzwerk Kritische Migrations- und Grenzregimeforschung' eine Stellungnahme zur Kritik der europäischen Migrationspolitik veröffentlicht, die die BUKO unterstützt. Der Aufruf kann weiterhin von Gruppen oder Einzelpersonen unterzeichnet werden:

"Die Dynamik des arabischen Frühlings strahlt aus in die ganze Welt. Die Aufstandsbewegungen im Maghreb machen Mut und Hoffnung, nicht nur weil despotische Regime verjagt werden, die vor kurzem noch unüberwindbar erschienen. So offen die weiteren Entwicklungen bleiben, im Dominoeffekt der tunesischen Jasminrevolution meldet sich in atemberaubender Schnelligkeit die alte Erkenntnis zurück, dass Geschichte von unten gemacht wird. Die Kämpfe richten sich gegen die tägliche Armut wie auch gegen die allgemeine Unterdrückung, es geht gleichermaßen um bessere Lebensbedingungen wie um Würde, kurz: um 'Brot und Rosen' [...]"

Der komplette Text: http://kritnet.org/2011/freiheit-statt-frontex/


9) Mit Commons anders sehen. Zum Zwischenstand der Diskussion

Commons sind in den letzten zwei Jahren nicht nur beim Nobelpreiskomitee, sondern auch in der linken Diskussion angekommen. In Deutschland haben mehrere linke Zeitschriften den Commons eine Ausgabe gewidmet, altbekannte Organisationsstrukturen, Projekte und Ansätze alternativen Lebens - Hausprojekte, Kommunen, Kinderläden, selbstverwaltete Betriebe oder Community-Gärten - werden nicht nur unter Commons-Gesichtspunkten neu in die Diskussion gebracht, sondern scheinen auch in den letzten Jahren wieder verstärkt praktisch in Angriff genommen zu werden. Die Diskussion um die Commons ist beileibe noch nicht zu Ende geführt. Einige Konturen von Commons als theoretischem Bezugspunkt und Grenzen und Potenziale des Begriffs als emanzipatorischen Orientierungspunkt beginnen sich aber abzuzeichnen. Auch die BUKO hat sich im Jahr 2010 im Rahmen eines Seminar und ihres Jahreskongresses mit dem Thema befasst. Der folgende, von einer Einzelperson aus der BUKO geschriebene Text versucht den Stand der Diskussion - ohne den Anspruch auf Vollständigkeit und ohne dass damit eine Positionierung der BUKO beabsichtig wäre - zusammenzufassen. (...)

Mit Commons anders sehen. BUKO-Artikel zum Zwischenstand der Diskussion.
Den kompletten Text gibt es als PDF hier:
http://www.buko.info/fileadmin/user_upload/doc/publikationen/Commons_zwischenstand_buko.pdf


10) Internetseite für den Recht-auf-Stadt-Kongress online (2.-5.6., Hamburg)

"Das Städtische definiert sich als der Ort, wo die Menschen sich gegenseitig auf die Füße treten, sich vor und inmitten einer Anhäufung von Objekten befinden, wo sie sich kreuzen und wieder kreuzen, bis sie den Faden der eigenen Tätigkeit verloren haben, Situationen derart miteinander verwirren, dass unvorhergesehene Situationen entstehen." (Henri Lefèbvre)

Das Hamburger Netzwerk Recht auf Stadt lädt ein zur kollektiven Verwirrung, Begegnung, und Zerstreuung. Über verschiedene Orte der Stadt verteilt, findet vom 2.-5. Juni 2011 jede Menge Geplantes & Ungeplantes statt. Seid dabei und ... - bildet Situationen & Banden
- streift durch die Stadt & diskutiert durch die Nacht
- feiert auf dem Asphalt & analysiert den städtischen Abgrund
- zerlegt die eigene Praxis & rettet das utopische Potential
- kommt zum Recht-auf-Stadt-Kongress und bringt eure Nachbarinnen und Nachbarn mit.

Der Kongress wird veranstaltet vom Netzwerk Recht auf Stadt Hamburg, der Bundeskoordination Internationalismus (BUKO) und vielen stadtpolitisch Aktiven aus anderen Städten.
Kontakt: stadtkongress2011@buko.info

http://kongress.rechtaufstadt.net/


11) Krieg in Libyen: Weitere Eskalation und zivile Opfer sind zu befürchten

Die Bundesausschuss Friedensratschlag hat eine Pressemitteilung mit dem Titel "Den Krieg gegen Libyen sofort stoppen!" veröffentlicht:

"Der Krieg der 'Koalition der Willigen' gegen das Gaddafi-Regime zeigt schon kurz nach Beginn der Bombardements die Eskalationsgefahren, vor denen viele Stimmen nicht nur aus der Friedensbewegung gewarnt haben. Unter Inkaufnahme zahlreicher ziviler Opfer in der libyschen Bevölkerung - durch die eigenen Bomben und die Reaktionen des Regimes - wandelt die Kriegskoalition den Bürgerkrieg zu einer militärischen Intervention westlicher Staaten mit ungewissen Folgen für die Menschen Libyen und der Gesamtregion. Der als humanitäre Mission begründete Krieg wird im Bündnis mit Autokraten aus der arabischen Liga geführt, die daheim brutal die eigene Bevölkerung unterdrücken - Brüder im Geiste Gaddafis. Auch die jetzigen Kriegsherren auf westlicher Seite haben Gaddafi bis vor kurzem hofiert. Zu Recht wird vor Ort gemutmaßt, dass ihre Motive wenig mit humanitärer Hilfe und sehr viel mit Öl zu tun haben. [...]"
http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Libyen/baf3.html

Zum beginnenden Krieg in Libyen hat die Informationsstelle Militarisierung (IMI) eine Stellungnahme mit einer Beurteilung der gegenwärtigen Lage und möglichen Konsequenzen aus der militärischen Intervention auf ihrer Internetseite veröffentlicht:
http://imi-online.de/2011.php?id=2263

Zum Thema Etikettenschwindel "Flugverbotszone" und mögliche Eskalationsszenarien gab Jürgen Wagner von der IMI ein Interview:
http://freie-radios.net/39839


12) Aktuelle Infos zu den Umbrüchen im arabischen Raum und in Nordafrika

Der täglich aktualisierte Blog http://nahostinfos.wordpress.com/, welcher im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Tradition oder Moderne - Die Aktualität der Aufklärung im Nahen Osten" (koordiniert vom AK Kritische Intervention), liefert Länderdossiers und aktuelle Informationen zu den Aufständen im Nahen Osten.

Auch Labournet informiert auf einer Sonderseite zu den Aufständen in der arabischen Welt, welche ebenfalls regelmäßig aktualisiert wird:
http://www.labournet.de/internationales/arabien/aufstande2011.html

Viele Lesehinweise zum Thema bietet (in deutscher, englischer und französischer Sprache):
http://entdinglichung.wordpress.com/2011/02/17/lesehinweise-zur-revolte-im-nahen-osten-und-im-maghreb/

Die Redaktion der "Materialien für einen neuen Antiimperialismus" hat eine Online-Textsammlung zur Bedeutung, Hintergründen, Perspektiven der Aufstände im arabischen Raum zusammengestellt:
http://www.materialien.org/arab_revo/index.html

Kritische Hintergrundberichte und Analysen in englischer und arabischer Sprache; ebenfalls sehr regelmäßig aktualisiert, bietet eine Webseite des Arab Studies Institute, ein Netzwerk von AutorInnen des Arab Studies Journals:
http://www.jadaliyya.com/



13) Länderdossiers zur arabischen Revolte

Die AG Friedensforschung sammelt auf ihrer Seite Artikel und Meldungen zur arabischen Welt im Aufbruch. Empfehlenswert ist Peter Schäfers Artikel "Unsere Hilfe als Drohung" über die zweifelhafte Wirkung der 'Entwicklungshilfe' der Europäischen Union:

"Spätestens seit den Rücktritten von Tunesiens Präsident Zine El Abidine Ben Ali und Ägyptens Hosni Mubarak sprechen die USA, die Europäische Union und einige ihrer Mitgliedsstaaten davon, den 'demokratischen Wandel' in diesen Ländern unterstützen zu wollen. Das klingt nach einem Umdenken in den westlichen Staaten. Als würde man jetzt einsehen, dass die enge Kooperation mit den ehemaligen Diktatoren falsch, man aber nun ehrlich gewillt sei, dem Streben nach Demokratie und Freiheit zum Durchbruch zu verhelfen. [...]"

Den gesamten Artikel:
http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Tunesien/hilfe.html

Zudem gibt es ausführliche Länder-Dossiers zu Libyen, Tunesien, Ägypten, Jemen, Bahrain und Saudi-Arabien.


14) Revolte mit begrenzter Reichweite, ak-Artikel von Ismail Küpeli

"In Nordafrika überschlagen sich weiterhin die Ereignisse. Nachdem in Tunesien und Ägypten zwei langjährige autoritäre Herrscher von der Macht vertrieben wurden, ist derzeit noch unklar, ob in Libyen das gegenwärtige Regime den Aufstand niederschlagen kann. Ebenso schwer absehbar sind die weiteren Entwicklungen in zahlreichen anderen arabischen Ländern - so etwa Algerien, Jemen und Bahrain. Insofern sind eindeutige Analysen schwierig, von genauen Prognosen ganz zu schweigen. Allerdings lassen sich polit-ökonomische Zusammenhänge ausmachen, die erklären können, welche Grenzen die gegenwärtigen Revolten haben und warum in manchen arabischen Ländern größere Proteste bis jetzt ausgeblieben sind. [...]"

Ismail Küpeli: Revolte mit begrenzter Reichweite. Warum einige arabische Regime stabiler sind als andere, in: ak - analyse & kritik, Nr. 559, 18.3.2011,
kompletter Artikel: http://www.akweb.de/ak_s/ak559/21.htm


15) Radioberichte über die Umwälzungen im arabischen Raum

Viele aktuelle Berichte, darunter auch einige Interviews, bietet das Deutschlandradio in einem Themenschwerpunkt "Der arabische Aufstand" an:
http://www.dradio.de/portale/derarabischeaufstand/

Weitere interessante Radiobeiträge zum Thema gibt es bei den freien Radios: So gibt es ein längeres Interview mit Bernhard Schmid "Der Aufstand ist allgemein - Noch ist die demokratische Revolution unvollendet":
http://www.freie-radios.net/39167 (Teil 1) (39:53 Minuten)
http://www.freie-radios.net/39362 (Teil 2) (36:12 Minuten)

... und ein weiteres Interview mit ihm zu den Revolutionen in Nordafrika:
http://freie-radios.net/39796


16) attac-Kongress zum Thema Wachstum, 20.-22.5., Berlin

"Wirtschaftswachstum wird weltweit als universales Rezept gegen ökonomische Probleme jeglicher Art angepriesen. Angesichts des Klimawandels, der Prekarisierung von Arbeit, der Zerstörung der Umwelt, der Umverteilung von den Armen zu den Reichen wird deutlich, dass dieses alte Rezept nicht funktioniert. attac will gemeinsam mit BündnispartnerInnen nach neuen Antworten für die drängenden Krisen unserer Zeit suchen - Antworten, die jenseits des Wachstumswahns liegen.

Vom 20. - 22. Mai 2011 diskutieren in der TU in Berlin über 100 ReferentInnen in über 70 Veranstaltungen mit Ihnen darüber, wie eine Postwachstumsökonomie aussehen könnte, welche Hindernisse es auf dem Weg zu einer solidarischen Gesellschaft ohne Wachstum zu überwinden gilt, und warum Umverteilung ein zentraler Bestandteil einer nicht wachsenden Wirtschaft sein muss. Neben Diskussionen in Podien, Foren und Workshops sind auch künstlerische Interventionen vorgesehen, die die Frage nach der Veränderbarkeit der Gesellschaft und unserer eigenen Wünsche auf eine andere Art thematisieren.

Als EröffnungsrednerInnen werden Vandana Shiva (Indien) und Alberto Acosta (Ecuador) über die Notwendigkeit einer Gesellschaft jenseits des Wachstums sprechen.

Berlin, 20.-22.5.11, TU Berlin, weitere Infos:
http://www.jenseits-des-wachstums.de/index.php?id=8263&L=2


17) Aufruf zur Solidaritätsbrigade nach Nicaragua im August 2011

Das Ökumenische Büro für Frieden und Gerechtigkeit (München) und das Infobüro Nicaragua (Wuppertal) organisieren im August diesen Jahres eine Solidaritätsbrigade nach Nicaragua. Ziel ist der Bau eines kommunalen Zentrums in Pancasan, einer ländlichen Gemeinde in Matagalpa im Norden Nicaraguas. Für diejenigen, die in der Nähe von München wohnen: Am 3. April um 17 Uhr wird das Projekt mit einer Bildpräsentation vorgestellt, da könnt ihr auch schon das Öku-Büro (Pariser Str. 13 in München) und andere Interessierte kennen lernen.
Der Aufruf zu der Brigade findet sich hier:
http://www.oeku-buero.de/files/docs/Nicaragua_2011.pdf


18) Feminismus im Plural, Inkota-Brief erschienen

"In vielen Ländern des Globalen Südens ist der 8. März höchst lebendig; mutige Frauen nutzen ihn, um für ihre Rechte einzutreten. Deswegen sind 100 Jahre Internationaler Frauentag für uns ein schöner Anlass für ein Themenheft zum aktuellen Stand des Feminismus und der weltweiten Frauenbewegung.

Anzuerkennen, dass die Lebensbedingungen zwischen Frauen in Süd und Nord sehr unterschiedlich sind und es daher keine allumfassende 'globale Schwesternschaft' gibt, war ein schwieriger Prozess für die Frauenbewegungen. Zu Recht begannen sich Feministinnen aus dem Süden in den 1980er Jahren von Feministinnen aus dem Norden abzugrenzen. Sie wollten 'für sich selbst sprechen' und sich nicht mehr von anderen repräsentieren lassen - auch nicht mehr von gutmeinenden Feministinnen aus dem Norden. Lesen Sie außerdem in diesem Inkota-Brief von roter Wäsche und brennenden Schleiern, von postkolonialem Feminismus und feministischen Debatten zur Entwicklungspolitik - und aus aktuellem Anlass besonders zu empfehlen: die ägyptische Revolution als Gender-Revolution."

"Feminismus im Plural - Frauen weltweit in Bewegung", der Inkota-Brief 155 hat 44 Seiten und kostet 3,50 Euro (plus Versand).
http://www.inkota.de


19) "Post-Neoliberalismus?" von Ulrich Brand erschienen

Unter dem Begriff des "Post-Neoliberalismus" werden Brüche, aber auch Kontinuitäten in der aktuellen Krisenbearbeitung erfasst - auch zugunsten einer präzisen Einschätzung der emanzipatorischen Perspektiven. Ulrich Brand wendet sich gegen Kriseninterventionen, die nur die Interessen der dominanten Kräfte bewahren, aber auch gegen linke "Staatseuphorie". Denn wenn man Staat und Politik bzw. Ökonomie und Kapital als konflikthafte soziale Verhältnisse begreift, werden die Grenzen einer bloßen Regulierungsperspektive deutlich. Nicht zufällig kommt das Problem der Hegemonie in den meisten aktuellen Diagnosen nicht vor. Damit aber wird zugleich die Fähigkeit der Herrschenden ausgeklammert, ihre Projekte und Interessen der Gesellschaft plausibel zu machen und materiell durchzusetzen.

Ulrich Brand: Post-Neoliberalismus? Aktuelle Konflikte und gegenhegemoniale Strategien, 224 Seiten, Februar 2011, 14.80 Euro

http://www.vsa-verlag.de/books.php?kat=ap&isbn=978-3-89965-424-0


20) Themenschwerpunkt zur Debatte um den Islam in der iz3w

"Spätestens seit 9/11 wird weltweit eine erbitterte 'Islamdebatte' geführt. In den Medien tobt seither ein in seiner Rigorosität oft unerträglicher Schlagabtausch zwischen 'IslamkritikerInnen' und 'IslamversteherInnen'. Auf beiden Seiten wird munter essentialisiert: Den einen gilt der Islam als per se friedliche Religion; der Islamismus wird als mehr oder minder randständige Abweichung vom wahren Geist der islamischen Religionslehre verharmlost. Reflexhaft wehren sie jede Religionskritik am Islam ab und verfangen sich in den Angeln des Kulturrelativismus oder des Orientalismus. Die anderen geißeln den Islam und den Koran als durchweg gewaltorientiert; er habe keine Aufklärung nach westlichem Vorbild durchlaufen und sei daher rückständig. Unser Themenschwerpunkt soll nicht eruieren, was 'der Islam' wirklich ist oder welche Facetten er aufweist. Gegenstand ist vielmehr die Debatte über den Islam. Anders gesagt: Es geht um die kritische Analyse der Diskurse über den Islam - im Wissen, dass legitime Religions- und Ideologiekritik umschlagen kann in antimuslimisches Ressentiment."

https://www.iz3w.org/zeitschrift/ausgaben/323


21) Lotta-Schwerpunkt zum Thema "Deutschland postkolonial"

In der Lotta (Antifaschistische Zeitung aus NRW) Nr. 41 gibt es einen Themenschwerpunkt zu Geschichte und Kontinuitäten des deutschen Kolonialismus. "50 Jahre nach Erlangung der staatlichen Unabhängigkeit zahlreicher Länder Afrikas sind viele Folgen der Kolonialzeit noch immer höchst präsent. In den Köpfen sowie den Handlungsmustern der europäischen Mehrheitsbevölkerung sind rassistische Klischees wie auch rassistische Praktiken, die während des Kolonialismus ihre unselige Blütezeit erlebten, ungebrochen in erheblichem Umfang zu finden. Dies alles trifft auch auf die BRD zu, Grund genug, diesem Thema einen Schwerpunkt zu widmen."

Auf der Internetseite der Lotta findet sich ein Artikel von Kien Nghi Ha über Deutschlands koloniale Matrix:
http://projekte.free.de/lotta/pdf/41/l41_opener.pdf

LOTTA - antifaschistische Zeitung für NRW, Am Förderturm 27, 46049 Oberhausen, Kosten: 3 Euro (plus Porto),
Kontakt: lotta-vertrieb@nardir.org


*


Quelle:
BUKO News vom 23.03.11
BUKO Büro (Bundeskoordination Internationalismus)
Sternstr. 2, 20257 Hamburg
E-Mail: mail@buko.info
Internet: www.buko.info


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. März 2011