Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → FAKTEN

PREIS/012: Koreanischer "DMZ" Friedenspreis 2010 für Prof. Dr. Johan Galtung (Transcend International)


Transcend International - 9. Dezember 2010

Der koreanische "DMZ" Friedenspreis 2010 geht an Prof. Dr. Johan Galtung


Prof. Galtung, der Begründer der Friedensforschung, wurde in dieser Woche mit dem Demilitarized Zone (DMZ) Peace Prize in Seoul für seinen unermüdlichen Einsatz für den Frieden und die Vereinigung Nord- und Südkoreas ausgezeichnet.

Der Preis honoriert die Beharrlichkeit, mit der Prof. Johan Galtung, gegenwärtig Rektor der Transcend Peace University, seit 40 Jahren Lösungen postuliert, in denen keines der beiden Systeme von dem anderen absorbiert oder dominiert wird. Letztlich auch Lösungen, die wichtige Lektionen aus der wirtschaftlich, politisch und kulturell recht hierarchischen Einverleibung der DDR im deutschen Wiedervereinigungsprozess einbeziehen. Es ist die Stichhaltigkeit seiner Empfehlungen hinsichtlich der schrittweisen Integration, wie sie zu Beginn der EGKS stattfand und zur heutigen Europäischen Union führte, die durch die Auszeichnung hervorgehoben wird.

Prof. Galtung sieh nach wie vor den Hauptkonflikt der Region nicht zwischen Nord- und Südkorea sondern zwischen Nordkorea und den USA. Das Streben nach nuklearem Abschreckungspotential Nordkoreas sieht Galtung in den angespannten diplomatischen Beziehungen zu den USA begründet: Er kritisiert das gegenwärtige Vorgehen der USA, nukleare Waffen in Südkorea zu stationieren, und fordert, dass auf das Drängen Nordkoreas hin zu einem beidseitig verbindlichen Nichtangriffspakt eingegangen und eine Normalisierung der diplomatischen Beziehungen angestrebt werden soll. Gekoppelt mit wirtschaftlicher Unterstützung für Nordkorea würde dies die regionalpolitische Lage deutlich entspannen und Nordkoreas Festhalten an einer Nuklearwaffen-gestützten Verteidigungspolitik graduell jegliche Grundlage entziehen, so der Friedensforscher.

Die Auszeichnung, die Prof Galtung persönlich in Empfang genommen hat, wird ihm für seinen über vierzigjährigen Einsatz in Nord- und Südkorea zuteil. In dieser Zeit hat sich Prof. Galtung sowohl in Südkorea als auch in Nordkorea mit lösungsorientierten Vorschlägen für die konsequente Reduktion von Gewalt ("negativer Frieden") als auch für die konstruktive Friedenszusammenarbeit für beidseitigen und ebenbürtigen Nutzen eingesetzt. Galtungs Zukunftsperspektive für Nord- und Südkorea umfasst in erster Linie die Widervereinigung der beiden Völker und besteht auf die Notwendigkeit von zielgerichteten Kooperationen beider Staaten in Schlüsselsektoren wie der alternativen Energiegewinnung, der ökologischen Landwirtschaft, der Transport- und Handelsrouten u.a.. So schlägt er vor, die "DMZ" - demilitarized zone - zwischen Nord- und Südkorea zu einem neutralen Ort der Begegnung statt der Trennung werden zu lassen, wo Handel und Austausch jeglicher Art gefördert werden und von wo aus weitere Kooperationen mit wechselwirkendem Nutzen ihren Lauf nehmen können.

Die Gründung einer mehrstaatlichen Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit für Nord-Ost Asien bildet einen weiteren institutionellen Kern von Galtungs Policyempfehlung für die Befriedung der Region. In diesem Rahmen können die beiden Koreas als zwei Staaten oder gar als Konföderation partizipieren und darüberhinaus Fragen der Sicherheit und der Zusammenarbeit in dieser Region gemeinschaftlich angegangen werden.


Weitere Details zu seiner Analyse des Konfliktes finden sie hier:
- Johan Galtung is awarded the Korean Peace Prize
http://www.transcend.org/tms/2010/11/johan-galtung-is-awarded-the-korean-peace-prize/
- The Korean Peninsula: Moving from a DMZ to a Zone of Peace (ZOP)
http://www.transnational.org/SAJT/forum/meet/2005/Galtung_DMZ_ZOP.html


*


Quelle:
Transcend International
Basel, Schweiz
Telefon: +41-61-315-8595
E-Mail: tps@transcend.org
Internet: www.transcend.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Dezember 2010