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PREIS/030: Gerjet und Luise Harms erhalten Menschenrechtspreis der Stiftung Pro Asyl (Pro Asyl)


Pro Asyl - Pressemitteilung vom 5. September 2013

Gerjet und Luise Harms erhalten Menschenrechtspreis der Stiftung PRO ASYL Auszeichnung für unermüdliches Engagement im Fall Gazale Salame



Die STIFTUNG PRO ASYL verleiht ihren Menschenrechtspreis 2013, die PRO ASYL-Hand, an Gerjet und Luise Harms. Die Preisträger haben mit dem "Unterstützerkreis für Gazale" jahrelang unermüdlich dafür gekämpft, dass die 2005 mit ihrer jüngsten Tochter in die Türkei abgeschobene Gazale Salame zu ihrer Familie nach Deutschland zurückkehren durfte.


Am 10. Februar 2005 war die damals schwangere Gazale Salame mit ihrer einjährigen Tochter in die Türkei abgeschoben worden - in ein Land, das sie nicht kannte: Gazale Salame war 1988 als Sechsjährige mit ihren Eltern aus dem Libanon nach Deutschland geflohen. Doch nach vielen Jahren in Deutschland warfen die deutschen Behörden Gazale Salame und ihrem Mann Ahmed Siala vor, bei der Einreise falsche Angaben gemacht zu haben und angeblich aus der Türkei zu stammen. Gazale Salame, ihr ungeborenes Kind und ihre jüngste Tochter wurden durch die Abschiebung von Ahmed Siala und den beiden älteren Töchtern getrennt. Über acht Jahre lang verweigerten die Behörden Gazale Salame und ihren Kindern die Rückkehr zu ihrer Familie.

Kurz nach der Abschiebung gründete das Ehepaar Harms zusammen mit anderen Bürgerinnen und Bürgern einen Unterstützerkreis für Gazale Salame, der Protestveranstaltungen, Mahnwachen und Gottesdienste veranstaltete und dafür sorgte, dass das skandalöse Vorgehen der Behörden bundesweit Schlagzeilen machte. Beraten und unterstützt durch den Niedersächsischen Flüchtlingsrat standen Luise und Gerjet Harms zusammen mit anderen Engagierten der Familie Salame/Siala persönlich bei, sammelten Spenden für die juristische Auseinandersetzung mit den Behörden und konfrontierten die politisch Verantwortlichen mit den Konsequenzen ihrer Entscheidung. Ihr Engagement führte der Öffentlichkeit die unmenschlichen Konsequenzen von Abschiebungen vor Augen, die langjährig in Deutschland lebende Menschen entwurzeln, sie ihrer Lebensperspektive berauben und immer wieder auch Familien auseinanderreißen.

Es ist der Hartnäckigkeit und dem Durchhaltevermögen von Gerjet Harms, Luise Harms und weiteren Unterstützerinnen und Unterstützern der Familie zu verdanken, dass Gazale Salame mit ihren beiden jüngsten Kindern Schams und Gazi am 3. März 2013 nach Deutschland zurückkehren durfte. Luise und Gerjet Harms nehmen den Preis der STIFTUNG PRO ASYL stellvertretend für all jene entgegen, die unermüdlich für die Rückkehr von Gazale Salame und ihren Kindern gekämpft haben.

Das flüchtlingspolitische Engagement des 1939 geborenen Paars begann bereits in den achtziger Jahren, als Gerjet Harms als Studenten- und Gemeindepfarrer der Hildesheimer Matthäus-Gemeinde tätig war und gemeinsam mit Luise Harms, die als Religionslehrerin arbeitete, einen Unterstützerkreis für Flüchtlinge in der Nachbarschaft gründete. Wiederholt schützte die Gemeinde von Gerjet Harms Flüchtlinge im Kirchenasyl. Was dem Theologenpaar als christliche Selbstverständlichkeit gilt, blieb nicht ohne juristische Folgen: 2001 warf man Gerjet Harms "Beihilfe zum illegalen Aufenthalt" vor. Das Ehepaar Harms ließ sich davon in ihrem Engagement nicht beirren.


Die STIFTUNG PRO ASYL verleiht Luise und Gerjet Harms ihren Menschenrechtspreis am 14. September 2013 um 14 Uhr im Haus am Dom in Frankfurt am Main. Mit der Auszeichnung der Stiftung PRO ASYL werden Menschen geehrt, die sich in herausragender Weise für die Achtung der Menschenrechte und den Schutz von Flüchtlingen einsetzen.

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Quelle:
Pro Asyl - Pressemitteilung vom 5. September 2013
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Internet: www.proasyl.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. September 2013