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MUMIA/815: Erfolg für Dr. Harris (Mumia Abu-Jamal)


Kolumne # 851
Erfolg für Dr. Harris

Gericht ordnet an, dass Gefangene in Pennsylvania gegen Hepatistis C behandelt werden müssen

von Mumia Abu-Jamal, April 2017


Als ein US-Bezirksgericht Anfang Januar entschied, die Gefängnisbehörde von Pennsylvania habe zweimal (!) die US-Verfassung gebrochen, und gleichzeitig anordnete, mich wegen meiner Hepatitis-C-Infektion zu behandeln, dachten viele Menschen, dass damit nun alles klar sei. Wie die medizinische Therapie denn verlaufe, wollten einige von mir wissen. Ich konnte dies jedoch nur mit der Gegenfrage beantworten: Welche Behandlung? Die meisten Leute waren entsetzt, hören zu müssen, dass mit der vom Gericht angeordneten Therapie auch Monate später immer noch nicht begonnen wurde.

Am 27. März 2017 erhielt ich eine Mitteilung von meinem Anwalt Bret Grote, mit der er mich davon in Kenntnis setzte, das US-Bundesberufungsgericht des dritten Bezirks habe den Einspruch der Gefängnisbehörde abgelehnt, die im Januar von mir per einstweiliger Anordnung erstrittene unverzügliche Behandlung weiterhin auszusetzen. Bret, sein New Yorker Kollege Robert Boyle und Dr. Joseph Harris, der im Dezember 2016 als medizinischer Sachverständiger für Hepatitiserkrankungen vor Gericht ausgesagt hatte, konnten damit zum zweiten Mal einen Erfolg verbuchen. Sie hatten der Gefängnisbehörde, dem »Department of Corrections« (DOC), eine Schlappe beigebracht.

Aber diesen Sieg haben sie nicht nur für mich erstritten, sondern für Tausende Gefangene, die an Hepatitis-C- und HIV-Infektionen leiden. Für sie alle ist mit dieser erfolgreichen Klage der Tag ihrer Behandlung nähergerückt, die mehr ist als eine bloße Verabreichung von Medikamenten. Sie haben nun Aussicht auf vollständige Heilung!

Das ist vor allem eine großartiger Erfolg für Dr. Harris, der sich als Internist in New Yorks Stadtteil Harlem für Patienten einsetzt, die an Hepatitis C und HIV leiden. Bei der gerichtlichen Anhörung im Dezember folgten die Anwesenden im Gerichtssaal gebannt seinen Worten, als er aussagte, er habe in seiner Praxis 30 Patienten wegen Hepatitis C behandelt und alle 30 seien völlig geheilt. Dann korrigierte er sich und sagte: »Ich möchte anfügen, dass es 31 Patienten sind.« Vom Richter danach befragt, warum er die Zahl korrigiere, löste er mit seiner Antwort Betroffenheit im Saal aus: »Der 31. Patient war ich selbst. Ich war auch an Hepatitis C erkrankt, bin es aber nicht mehr.«

Der Kampf um die Hepatitis-C-Behandlung im Knast geht weiter - und wir werden siegen!


Copyright: Mumia Abu-Jamal
mit freundlicher Genehmigung des Autors

Übersetzung: Jürgen Heiser
Erstveröffentlicht in "junge Welt" Nr. 85 vom 10. April 2017

Suzanne Ross, Sprecherin des New Yorker Free-Mumia-Komitees, veröffentlichte am 6. April eine Presseerklärung, in der sie einen Beschluss von Bezirksrichter Robert Mariani vom Vortag zitiert: »In Übereinstimmung mit dem früheren Beschluss des Gerichts, das auf Antrag des Klägers (Mumia Abu-Jamal; junge Welt) eine einstweilige Verfügung erließ, wird dem Kläger ab Donnerstag, dem 6. April 2017, das unmittelbar wirkende antivirale Medikament Harvoni verabreicht.« Harvoni ist das vom US-Pharmakonzern Gilead gegen Hepatitis C entwickelte Kombipräparat in Tablettenform, das die EU-Kommission 2014 auch für die EU-Staaten zuließ. Richter Mariani ordnete für Abu-Jamal zunächst eine Behandlung »für einen Zeitraum von zwölf aufeinanderfolgenden Wochen« an. Die Gefängnisbehörde müsse dem Gericht den Beginn und Fortgang der Therapie spätestens am heutigen Montag, dem 10. April 2017, anzeigen. Zudem wurde die Behörde aufgefordert, sich »regelmäßig mit den anwaltlichen Vertretern des Klägers über den Fortgang der Behandlung zu beraten und auf alle Anfragen bezüglich dieser Behandlung zu antworten«. (Jürgen Heiser)

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Quelle:
Der Beitrag entstammt der Website www.freedom-now.de
mit freundlicher Genehmigung von Jürgen Heiser
Internationales Verteidigungskomitee (IVK)
Postfach 150 323, 28093 Bremen
E-Mail: ivk(at)freedom-now(dot)de
Internet: www.freedom-now.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. April 2017

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