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AKTION/106: Blumenarbeiter in Uganda erfolgreich unterstützt (FoodFirst)


FoodFirst Nr. 3/2007
FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte

"Eure Briefaktion hat viel bewirkt!"
FIAN unterstützt erfolgreich BlumenarbeiterInnen in Uganda

Von Gertrud Falk


Seit 1993 werden in Uganda Schnittblumen für den Export nach Europa angebaut. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich der Sektor zu einem der führenden ugandischen Exportsektoren. Inzwischen produzieren 21 Farmen Rosen und Chrysanthemen-Setzlinge. Gemäß der Bank of Uganda erwirtschaftete der Blumensektor im Jahr 2005/2006 mit 32,67 Millionen US Dollar die vierthöchsten Exporteinnahmen des Lande. Nur Kaffee, Gold und Fisch bringen mehr Devisen ins Land. Doch die Arbeitsbedingungen für die rund 6.000 überwiegend weiblichen ArbeiterInnen sind auf vielen Farmen erschreckend.


Erfolg auf dem Rücken der ArbeiterInnen

Der Erfolgsgeschichte der Branche stehen massive Verletzungen von Arbeitsrechten auf den Blumenfarmen gegenüber. Die Liste der Beschwerden der ArbeiterInnen ist lang. Stephen Barasa, Generalsekretär der Uganda Horticultural and Allied Workers' Union (UHAWU) kennt die Probleme aus eigener Erfahrung als Arbeiter auf mehreren Blumenfarmen Kenias und Ugandas. "Neben der permanenten Verletzung von Gewerkschaftsrechten sind die gravierendsten Missstände auf den Farmen die Hungerlöhne, mangelnder Schutz gegen die giftigen Pestizide, fehlende medizinische Versorgung und ungesicherte Arbeitsverhältnisse."

In einem Gespräch mit ArbeiterInnen verschiedener ugandischer Farmen bestätigen diese seine Aussage. James Kayira (Name geändert) zeigt sein Entlassungsschreiben, das ihm nach einem halben Jahr Tätigkeit ausgehändigt wurde, obwohl er einen Dreijahresvertrag mit der Farm hatte. Das Schreiben nennt keinen Grund für die Entlassung - ein Verstoß gegen ugandisches Arbeitsrecht. "Sie haben mich entlassen, weil ich der Gewerkschaft beigetreten bin", ist er sich sicher. Ein anderer junger Mann hinkt. Er berichtet, dass er einige Tage vorher bei der Arbeit vom Dach eines Gewächshauses gefallen sei und seitdem Schmerzen in der Hüfte habe. Der Geschäftsführer der Farm habe ihm 2.000 ugandische Schilling (etwa 80 Cent) für ein Moped-Taxi in die Hand gedrückt und ihn nach Hause geschickt. Die Kosten für die ärztliche Behandlung müsse er selbst tragen. Während Robert Nandose (Name geändert) über den niedrigen Lohn und unbezahlte Überstunden auf seiner Farm berichtet, zittert seine linke Schulter. Darauf angesprochen schweigt er verlegen. Ein anderer Arbeiter erklärt: "Die meisten ArbeiterInnen leiden unter solchen Symptomen. Bei einigen zittert die Schulter, bei anderen das Bein oder ein Augenlid." Die meisten ArbeiterInnen nehmen einen solchen Missbrauch ihrer Rechte hin, weil sie nicht wissen, wie sie sich wehren können. "Die Arbeitgeber nutzen die Unkenntnis und die hohe Analphabetenrate unter den ArbeiterInnen schamlos aus," erläutert Flavia Amoding von der Uganda Workers' Education Association (UWEA).


Bedingungen begünstigen Ausbeutung von ArbeiterInnen

Die allgemeinen Rahmenbedingungen in Uganda begünstigen dieses Verhalten der Unternehmer: Erstens ist die Arbeitslosigkeit so hoch, dass Arbeitgeber problemlos jeden Arbeitsplatz sofort neu besetzen können. Zweitens haben die Arbeiter nur geringe Kenntnis über die Arbeitsgesetzgebung. Drittens war der Sektor mit Ausnahme einer Farm bis 2006 nicht gewerkschaftlich organisiert. Viertens sind die Arbeitsinspektoren der Regierung schlecht ausgestattet und oft korrupt. Fünftens arbeitet die Justiz sehr langsam. Und sechstens haben die Arbeitgeber Rückendeckung durch Präsident Museveni, dessen Politik Investoren einseitig begünstigt.


FIAN unterstützt erfolgreich die ugandische Blumenkampagne

Angesichts dieser widrigen Umstände haben sich acht ugandische Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften zur Unterstützung der ArbeiterInnen in der Blumenindustrie zu einem Netzwerk zusammengeschlossen. FIAN hatte im Mai dieses Jahres zwei VertreterInnen zu einer Vortragsreise nach Deutschland und Österreich eingeladen. Die Reise wurde von einer Briefaktion begleitet, in der der ugandische Verband der Blumenexporteure (UFEA) aufgefordert wurde, dafür zu sorgen, dass seine Mitglieder nationales Arbeitsrecht und die Standards der internationalen Arbeitsorganisation einhalten. Die zahlreichen Briefe, die daraufhin bei UFEA eingingen, sorgten dafür, dass die Farmen ihre Verweigerungshaltung gegenüber einer Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen aufgaben. Auf fast allem Farmen darf die junge Gewerkschaft UHAWU jetzt ArbeiterInnen organisieren. Einige Farmen haben die UWEA eingeladen, Bildungsseminare für ArbeiterInnen durchzuführen. "Eure Briefaktion hat viel bewirkt, bedankt sich Flavia Amoding im Namen der BlumenarbeiterInnen.


Die Autorin ist Referentin der Blumenkampagne bei FIAN-Deutschland.


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Quelle:
FoodFirst - FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen,
sozialen und kulturellen Menschenrechte, Nr. 3/2007, S. 8
Herausgeber: FIAN-Deutschland e.V., Düppelstraße 9-11, 50679 Köln
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Erscheinungsweise: drei Ausgaben/Jahr
Einzelpreis: 4,50 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Januar 2008