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MELDUNG/067: Buchtip - Politik der Landtitel-Vergabe hinterfragen (FoodFirst)


FoodFirst Ausgabe 1/2012
FIAN Deutschland - Mitgliedermagazin für das Menschenrecht auf Nahrung

Politik der Landtitel-Vergabe hinterfragen -
Landtitel kein Faustpfand gegen Landgrabbing



Der Mythos vom Landtitel als Heilmittel gegen Landraub und Grundlage für den wirtschaftlichen Aufstieg armer Bauern und Bäuerinnen hält sich hartnäckig. Fallstudien haben vielfach gezeigt, dass ein Landtitel gerade in einem wirtschaftlichen Klima, das KleinbäuerInnen diskriminiert, wie ein Schmierstoff für Verschuldung und Landverlust wirkt. Trotzdem - oder vielleicht auch gerade deswegen - halten Staaten und Entwicklungshilfe weiter an der Vergabe von Landtiteln fest.

Eine aktuelle Studie auf den Philippinen kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Untersucht wurde eine Region in der Provinz Isabel im Norden der Philippinen. Der Staat fördert die Expansion der Agrartreibstoffproduktion, von der insbesondere ein privater Investor profitiert. Im Untersuchungsgebiet gibt es BäuerInnen mit Landtiteln und BäuerInnen mit anderweitigen Nutzungsrechten. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der Besitz eines Landtitels nicht zu verbessertem Schutz vor Land Grabbing führt. Weiterhin erhalten BäuerInnen gleich wenig Geld, wenn sie ihr Land an die Firma verpachten - wiederum egal, ob sie einen Titel besitzen oder nicht. Es zeigt sich, dass das Machtverhältnis zwischen Investor (unterstützt durch den Staat) und KleinbäuerInnen der Grund für die schlechte Pacht ist.

Die versprochenen Effekte eines Landtitels wie Schutz vor Landverlust oder Zugang zu Krediten halten also einem Realitäts-Check nicht stand. Landtitel dürfen - so der Schluss der Studie - nicht als eine Art Apparatur gesehen werden, aus der nur ein einziges spezielles Resultat herauskommt. Sie müssen vielmehr als ein umstrittenes Instrument zur Klärung von Rechten und Ansprüchen gesehen werden.

BUCHTIP ZUM WEITERLESEN:

Rosselynn Jaye Garcia de la Cruz (2012)
Land Title to the Tiller.
Why it's not enough and how it's sometimes worse

http://repub.e6ur.nl/res/pub/31516/wp534.pdf

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Quelle:
FoodFirst - FIAN Deutschland - Mitgliedermagazin für
das Menschenrecht auf Nahrung, Ausgabe 1/2012, Seite 7
Herausgeber: FIAN-Deutschland e.V., Briedelerstraße 13, 50969 Köln
Tel. 0221/7020072, Fax 0221/7020032
E-Mail: fian@fian.de
Internet: www.fian.de
 
Erscheinungsweise 4 Ausgaben/Jahr
Einzelpreis: 4,50 Euro
Abonnement: 15,- Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. September 2012