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BERICHT/054: Interview - Auslandserfahrung mit pbi - Was haben wir in Deutschland davon?


peace brigades international - Internationale Friedensbrigaden
pbi Rundbrief 03/08

Auslandserfahrung mit pbi. Was haben wir in Deutschland davon?

Von Suhela Behboud


KATHARINA MEIER, 32, ist Politologin und Übersetzerin. Von März 2006 bis September 2007 arbeitete sie als Friedensexpertin in der kolumbianischen Region Magdalena Medio und in Bogotá. Im hier abgedruckten Gespräch gibt sie Auskunft darüber, wie sie ihre Erfahrungen aus Kolumbien in Deutschland nutzbar macht. Mit Katharina Meier sprach Suhela Behboud.


PBI-RUNDBRIEF: Katharina, was hast du aus Kolumbien für Deutschland mitgebracht?

KATHARINA MEIER: Ich habe in einem Land voller Konflikte zwischen den Fronten gestanden und Konfliktparteien gewaltfrei dazu gebracht, Menschenrechte und das internationale Völkerrecht zu achten. Dabei konnte ich selbst Verständnis für Konfliktabläufe in Kolumbien auf politischer und gesellschaftlicher Ebene gewinnen. Vor diesem Hintergrund betrachte ich nun mein eigenes Land.

PBI-RUNDBRIEF: Du arbeitest jetzt in der Inlandsarbeit vor allem mit Gruppen, Vereinen und deutschen Organisationen. Was, denkst du, kannst du aus deiner internationalen Projekterfahrung in diese Arbeit einbringen?

KATHARINA MEIER: Den Konflikt und die örtlichen Lebensbedingungen hautnah miterlebt zu haben, verleiht mir ein Wissen, das viele Menschen in deutschen Organisationen interessiert. Ich werde häufig nach meiner persönlichen Arbeits- und Lebenserfahrung in Kolumbien gefragt. Ich mache Kolumbien und seine Menschen lebendiger und zugänglicher für Leute hier, die davon nur gelesen haben.

PBI-RUNDBRIEF: Die Arbeit als Projektreferentin findet in enger Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen von pbi statt. Wie siehst du deine Rolle und die Impulse, die du den Gruppen geben kannst?

KATHARINA MEIER: Die Stelle des Projektreferenten bzw. der -referentin wird von ehemaligen pbi-Freiwilligen besetzt und in den meisten Fällen von Freiwilligen, die gerade aus dem Projektland heimgekehrt sind. Ich war gerade aus Kolumbien nach Deutschland zurückgekehrt, als ich die Stelle antrat, und freute mich, für pbi Projekte in Deutschland stellvertretend zu arbeiten. Diese Begeisterung überträgt sich auf die Ehrenamtlichen, die sehr daran interessiert sind, so viel wie möglich von der zurückgekehrten Person über das Projektland und die dortige Arbeit von pbi zu erfahren. Unsere persönlichen Erfahrungen in den Konfliktländern werden auf die Arbeit in den pbi Regionalgruppen übertragen. Wir sind lebendige Beispiele dafür, dass die Arbeit von pbi funktioniert und anerkannt ist.

PBI-RUNDBRIEF: Du warst in deutschen Schulen im Rahmen des pbi Schulprojekts in der Menschenrechtsbildung und der entwicklungspolitischen Bildung tätig. Was konntest du den Schülern und Schülerinnen vermitteln? Was wollten sie von dir wissen?

KATHARINA MEIER: Ich habe vorrangig Unterrichtseinheiten zu den Themen "Gewaltlose Konfliktbewältigung" und "Verschwindenlassen" organisiert. Das Interesse und die Mitarbeit waren überwältigend. Selbst für die Lehrkräfte war das neu, und wir haben bis jetzt ein immer stärker werdendes Interesse im Bereich der entwicklungspolitischen Bildung feststellen können. Menschenrechtsbildung und insbesondere das Thema der zivilen Konfliktbearbeitung, die ja auch in der deutschen Sicherheitspolitik an Bedeutung zu gewinnen scheint, sollten in die Lehrpläne aufgenommen werden. Damit die Deutschen eine derartige Politik unterstützen und ausbauen, müssen sie zunächst selbst wissen, wie gewaltlose Konfliktbearbeitung in ihrem eigenen Leben aussieht. Dann werden sie auch motiviert, die eigenen Lebensumstände zu betrachten und sich politisch zu engagieren. - pbi


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Quelle:
pbi Rundbrief 03/08, S. 9
Herausgeber: pbi-Deutscher Zweig e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Januar 2009