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MITTELAMERIKA/127: Kurznachrichten aus Guatemala


peace brigades international - Internationale Friedensbrigaden
pbi Rundbrief 02/11

Kurznachrichten
Guatemala


Neue Begleitung in Guatemala:

Im April akzeptierte das Guatemala-Projekt die Anfrage des historischen Archivs der Nationalpolizei (AHPN), um die Arbeit der Wiederherstellung, Instandhaltung und Verbreitung der im Archiv befindlichen Dokumente, zu begleiten und zu schützen.

An der Leitung und Entwicklung des Archivs, der Rettung der Dokumente und an der Förderung des öffentlichen Zugangs zu den Informationen, beteiligen sich viele MenschenrechtsaktivistInnen Guatemalas. pbi hält das AHPN für ein Schlüsselinstrument im Kampf gegen die Straflosigkeit, den Wiederaufbau der historischen Erinnerung und das Durchsetzen von Gerechtigkeit. Das Archiv trägt durch Dokumente und Sachverständigengutachten in öffentlichen Gerichtsprozessen dazu bei, konkrete Fälle von Menschenrechtsverletzungen während des Bürgerkrieges zu erforschen und aufzuklären, sowie die strafrechtliche Verantwortlichkeit der Täter zu bestimmen. Deshalb erachtet pbi es als wichtig, durch Begleitung zum Schutz des Archivs beizutragen und jegliche Drohungen oder Angriffe gegen das Archiv abzuwenden.


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Historisches Urteil: Militärangehörige wegen Massaker in "Dos Erres" verurteilt:

Ein Gericht in Guatemala City verurteilte im Juli vier ehemalige Soldaten einer Eliteeinheit aufgrund ihrer Beteiligung am Massaker in der Gemeinde "Dos Erres" (Departement "Peten") im Norden Guatemalas. Das Gericht verhängte für jede ermordete Person die Höchststrafe von 30 Jahren ohne Bewährung. Jeder Angeklagte wurde außerdem zu weiteren 30 Jahren Gefängnis wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit verurteilt. Das führt zu einer Gesamtgefängnisstrafe von je 6060 Jahren. "Dos Erres" ist eines von über 600 bekannt gewordenen Massakern während dieser Zeit. Dabei wurden 1982 mindestens 201 Männer, Frauen und Kinder getötet sowie viele Frauen und Mädchen vor ihrem Tod vergewaltigt. Der Anwalt und Nebenkläger der Hinterbliebenen, Edgar Perez, wird von pbi begleitet.


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Gewalt im Wahlkampf:

Am 11. September 2011 fanden in Guatemala Präsidentschaftswahlen statt. Die Zahl der im Wahlkampf getöteten Personen stieg bereits zwei Monate vor der Wahl auf über 30 Menschen.

Im Vorfeld gab es zahlreiche, auch gerichtliche, Auseinandersetzungen über die Teilnahme einiger KandidatInnen. So hatte im August das Verfassungsgericht die Teilnahme von Sandra Torres, der Ex-Frau des amtierenden Präsidenten Álvaro Colom, untersagt. Ihr wird vorgeworfen, dass sie sich scheiden ließ, um kandidieren zu können. Laut Verfassung dürfen Familienangehörige eines amtierenden Präsidenten nicht für das Präsidentenamt kandidieren.

Sieger des ersten Wahlgangs war Ex-General Otto Pérez Molina. Seine Kandidatur ist umstritten, da er mit zahlreichen Massakern und Kriegsverbrechen während des Bürgerkrieges in Guatemala in Verbindung gebracht wird.


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Quelle:
pbi Rundbrief 02/11, S. 17
Herausgeber: pbi Deutscher Zweig e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Dezember 2011