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FREE GAZA/185: "Die Regierung wird uns alle ertränken" (Gush Shalom)


Gush Shalom in Action - Pressemitteilung vom 6. Juni 2010

"Die Regierung wird uns alle ertränken"

Uri Avnery von rechten Schlägern überfallen


Ein Unglück konnte gestern, am 5. Juni auf dem Museums-Platz von Tel-Aviv gerade noch verhindert werden, als Rechte eine Rauchbombe in die Mitte einer Protestkundgebung warfen, vermutlich um damit Panik unter den Protestteilnehmern auszulösen und diese dazu zu bringen, sich gegenseitig niederzutrampeln. Die Kundgebungsteilnehmer blieben jedoch ruhig, niemand lief davon, und nur ein kleiner Bereich in der Mitte der Menge blieb frei. Der Redner unterbrach seine Ausführungen selbst dann nicht, als der Rauch das Podium erreichte. Im Publikum befanden sich auch viele Kinder.

Etwa eine halbe Stunde später überfielen ein Dutzend rechte Schläger den 86 Jahre alten Uri Avnery von Gush Shalom, als er sich in Begleitung seiner Frau Rachel, von Adam Keller und dessen Frau Beate Siversmidt auf dem Heimweg von der Veranstaltung befand. Avnery war gerade im Begriff, in ein Taxi zu steigen, als ihn ein Dutzend rechte Schläger angriffen und versuchten, ihn aus dem Wagen zu zerren. In letzter Minute erschien die Polizei, so daß das Taxi abfahren konnte. Der Sprecher von Gush, Adam Keller, sagte dazu: "Diese Feiglinge wagten es nicht, uns anzugreifen, als wir noch alle zusammenwaren. Aber sie wurden zu großen Helden, als sie Avnery allein antrafen."

Der Zwischenfall passierte, als sich etwa 10.000 Demonstranten nach dem Protestmarsch durch Tel Aviv gegen den Überfall auf die für Gaza vorgesehene Hilfgüter-Flottille wieder zu zerstreuen begannen.

Dabei handelte es sich nicht nur um eine der größten Friedensdemonstrationen seit langer Zeit, sondern auch zum ersten Mal um eine gemeinsame Aktion des gesamten israelischen Friedensbewegungslagers, zu der sich alle - von Gush Shalom, Hadash bis zu Peace Now und Meretz - vereint eingefunden hatten.

Mit dem Leitspruch der Veranstaltung "Die Regierung wird uns alle ertränken" und "Wir müssen Kurs in Richtung Frieden nehmen!" - sollte ein Bezug zu dem Überfall auf die Flottille hergestellt werden. Die Protestteilnehmer skandierten gemeinsam "Jews and Arabs Refuse to be Enemies!" (Juden und Araber weigern sich Feinde zu sein!") Die Demonstranten versammelten sich auf dem Rabin-Platz und marschierten bis zum Museums-Platz, auf dem eine Protestkundgebung abgehalten wurde. Ursprünglich war diese Veranstaltung als eine Demonstration gegen den 43. Jahrestag der Okkupation geplant und eine Friedensdemonstration mit den Themen "Zwei Staaten zwei Völker" und "Jerusalem - Hauptstadt zweier Staaten", doch aufgrund der jüngsten Ereignisse wurde sie in erster Linie eine Protestaktion gegen die Übergriffe auf die Flottille.

Ein neuer Anblick war die große Anzahl an Nationalflaggen, die Seite an Seite mit den roten Fahnen der Hadash, den grünen Fahnen von Meretz und den Zweiflaggen Emblemen von Gush Shalom gehißt waren. Viele Friedensaktivisten hatten erklärt, daß die Nationalflagge nicht mehr allein den Rechten vorbehalten bleiben soll.

"Die Gewalt der Rechten ist das direkte Ergebnis der Gehirnwäsche, der wir in der vergangenen Woche unterzogen wurden", kommentierte Avnery. "Eine riesige Propagandamaschinerie hat die Öffentlichkeit aufgehetzt, um jene schrecklichen Fehler zu verschleiern, die von unserer politischen und militärischen Führung gemacht wurden, Fehler die von Tag zu Tag schlimmer werden."


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Quelle:
Pressemitteilung, 06.06.2010
Gush Shalom, Israel
Telefon: +972-3-5221732
E-Mail: info@gush-shalom.org
Internet: www.zope.gush-shalom.org
in einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Mai 2010