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STANDPUNKT/213: Atomwaffen verstoßen gegen das humanitäre Völkerrecht (IPPNW)


IPPNW-Pressemitteilung vom 3. September 2017
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland

Atomwaffen verstoßen gegen das humanitäre Völkerrecht

Nordkorea testet vermeintlich Wasserstoffbombe


Die Ärzteorganisation IPPNW verurteilt die vermeintliche Testzündung einer Wasserstoffbombe durch Nordkorea und warnt vor einer weiteren Eskalation des nuklearen Konflikts auf der koreanischen Halbinsel. Die IPPNW fordert von allen Seiten, die militärischen Provokationen zu beenden. Dies betrifft auch die aktuellen Militärmanöver von Südkorea und den USA. Alle Seiten müssen an den Verhandlungstisch zurückkehren - Verhandlungen, die in der Vergangenheit mal von den USA, mal von Nordkorea verlassen wurden, aber durchaus in der Lage waren, die Situation zu entschärfen und die Entwicklung des nordkoreanischen Waffenprogramms zu unterbrechen. Das nordkoreanische Regime benötigt für grundlegendes Entgegenkommen eine Garantie, dass kein Regimechange angestrebt und kein Angriff auf sein Territorium geplant wird.

Der Konflikt auf der koreanischen Halbinsel ist in diesem Jahr erneut massiv eskaliert, nachdem sich Donald Trump und Kim Jong-Un in gegenseitigen verbalen und militärischen Drohgebärden überboten. Nordkorea hat wiederholt Langstreckenraketen getestet und mit einem Atomangriff auf amerikanische Militärstützpunkte gedroht. Die USA sind seit langem mit Atomwaffenträgersystemen in der Region präsent und haben ebenfalls kürzlich mit einem Atomangriff auf Nordkorea gedroht.

Dr. Alex Rosen, Vorsitzender der IPPNW Deutschland, erklärt: "Wir müssen uns angesichts der Entwicklungen in Korea fragen, was die Machthaber in Pjöngjang mit den Atombombentests bezwecken. Die Antwort aller Experten ist einstimmig: Sicherheit, Macht und Privilegien für sich selbst. Sie sehen diese durch die militärischen und verbalen Drohkulissen der USA bedroht und setzen daher, wie auch andere Staaten in de Vergangenheit, auf nukleare Abschreckung. Die Aufrechterhaltung eines äußeren Feindbilds dient zudem stets zur Ablenkung von inneren Problemen. Das gilt sowohl für Nord- als auch für Südkorea und in besonderem Maße auch für die USA."

"Das Konzept der 'atomaren Abschreckung' bedeutet die Androhung eines Massenmords an der Zivilbevölkerung des vermeintlichen Feindes. Atomwaffen sind somit nicht mit dem internationalen humanitären Völkerrecht vereinbar", so Rosen, der sich diese Woche auf dem Weltkongress der Friedensnobelpreisorganisation IPPNW im britischen York befindet. Die IPPNW arbeitet international für eine Abschaffung aller Atomwaffen und die Verhütung einer atomaren Auseinandersetzung.

Im Juli 2017 erst hatten 122 Länder, 2/3 aller UN-Mitgliedsstaaten, einen Vertrag zur völkerrechtlichen Ächtung von Atomwaffen unterzeichnet. "Dies ist ein großer Erfolg auf dem Weg zu einer atomwaffenfreien Welt. Der Vertrag stellt klar, dass kein Land der Welt über dem Völkerrecht steht und dass auch Staaten wie Deutschland durch ihre atomare Bewaffnung Völkerrechtsbruch begehen."

Auf dem deutschen Luftwaffenstützpunkt Büchel sind rund 20 Wasserstoffbomben des Typs B61 stationiert, deren Abwurf über feindlichen Städten von deutschen Luftwaffenpiloten trainiert wird. Die maximale Sprengkraft dieser US-Atomwaffen, die im NATO-Bündnisfall an die Bundesrepublik übergehen würden, beträgt 340 Kilotonnen, also mehr als das 30-fache der Bomben, die über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden und etwa das 3-fache der von Nordkorea zuletzt getesteten Wasserstoffbombe. Die IPPNW fordert von der Bundesregierung, dass sie sich gegenüber der USA für einen Abzug der Atomwaffen aus Deutschland einsetzt, den Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnet und sich konstruktiv an seiner Umsetzung beteiligt.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 3. September 2017
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel. 030/69 80 74-0, Fax: 030/69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. September 2017

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