Schattenblick → INFOPOOL → BÜRGER/GESELLSCHAFT → REPORT


INTERVIEW/129: Klimacamp im Rheinland - zwischen den Stühlen ...    Hans Decruppe im Gespräch (SB)


Gespräch am 26. August 2017 auf der Rote-Linie-Aktion am Tagebau Hambach


Hans Decruppe ist in der Partei Die Linke in der Kommunalpolitik aktiv und engagiert sich für das Ende der Kohleverstromung. Der Anwalt mit dem Schwerpunkt Arbeitsrecht ist Gründungsmitglied der Linkspartei im Rhein-Erft-Kreis. Am Rande der Rote-Linie-Aktion am Tagebau Hambach beantwortete der Politiker dem Schattenblick einige Fragen.


Im Gespräch - Foto: © 2017 by Schattenblick

Hans Decruppe
Foto: © 2017 by Schattenblick

Schattenblick (SB): Herr Decruppe, in welcher Funktion sind Sie in der Linkspartei tätig?

Hans Decruppe (HD): Ich bin Fraktionsvorsitzender im Kreistag des Rhein-Erft-Kreises. Der Hambacher Forst und der Tagebau Hambach gehören zum Kreisgebiet, sind sozusagen meine Heimat.

SB: Die Linkspartei hat bei der Kohle durchaus unterschiedliche Positionen in den verschiedenen Landesverbänden, siehe Brandenburg usw. Sollte es nicht einen konsistenten Beschluß zum baldigen oder am besten zum sofortigen Kohleausstieg geben?

HD: Wir haben hier in Nordrhein-Westfalen und auch in Rhein-Erft die gleiche Position wie auf der Bundesebene und sind froh, nun auch eine gemeinsame Linie mit Brandenburg zu verfolgen. Das heißt, die Diskussion ist manchmal notwendig, und es ist auch wichtig, daß sie öffentlich ausgetragen wird. Ausschlaggebend ist vor allem, daß wir bei den Klimazielen bleiben, weil es keine Alternative dazu gibt, hier aus der Braunkohle auszusteigen. Das muß jetzt geschehen, und dafür machen wir uns stark.

SB: Haben Sie nicht die Befürchtung, dadurch Stimmen bei den Mitgliedern der IG BCE, der Gewerkschaft der Bergarbeiter, zu verlieren?

HD: Die Diskussion mit den Kolleginnen und Kollegen aus der IG BCE ist in der Tat sehr schwierig. Manchmal hat man das Gefühl, auf unterschiedliche Welten zu treffen, aber das gilt für den Umweltschutzbereich ebenso. So begegne ich bei Ende Gelände zuweilen Freundinnen und Freunden, die kein Verständnis für das Thema Arbeitsplätze haben und sich auf den Standpunkt stellen, daß alles so fortgeschehen muß. Wir aber sagen, daß das Ganze ohnehin nur in einem Strukturwandelprozeß organisiert werden könnte. Als Linke versuchen wir daher zu vermitteln, und zwar in beide Richtungen, weil wir nur so gemeinsam das Klima retten können.

SB: In der Linkspartei ist die ökologische Frage ziemlich unterbelichtet, was sich auch daran zeigt, daß die Ökologische Plattform relativ klein ist. Meinen Sie nicht, daß die Linkspartei gerade in bezug auf die Jugend stärkeres Augenmerk auf das Thema legen sollte?

HD: Unsere Beschlußfassung hier zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen war mit den Anträgen im Bundestag zum Kohleausstieg abgestimmt. Daher glaube ich, daß wir in dieser Frage schon eine sehr fundierte Position haben. Aber es ist nicht unser Image als Linke, denn uns ist wichtig, daß das Soziale im Vordergrund steht. Dennoch müssen wir deutlich machen, daß das Ökologische nicht zweitrangig, sondern unmittelbar damit verbunden ist. Und daran müssen wir noch arbeiten.

SB: Herr Decruppe, vielen Dank für das Gespräch.


Decruppe mit Banner - Foto: © 2017 by Schattenblick

Linkspartei auf Rote-Linie-Aktion
Foto: © 2017 by Schattenblick


Berichte und Interviews zum Klimacamp 2017 im Rheinland im Schattenblick unter:
www.schattenblick.de → INFOPOOL → BUERGER → REPORT

BERICHT/088: Klimacamp im Rheinland - öko- und sozialkritisch ... (SB)
BERICHT/089: Klimacamp im Rheinland - abgelenkt und eingeschenkt ... (SB)
BERICHT/090: Klimacamp im Rheinland - Nachwuchs in Aktion ... (SB)
INTERVIEW/124: Klimacamp im Rheinland - Rotation ...    Insa Vries im Gespräch (SB)
INTERVIEW/125: Klimacamp im Rheinland - stören und stören lernen ...    Clara Tempel im Gespräch (SB)
INTERVIEW/126: Klimacamp im Rheinland - der Blick auf das Ganze ...    Aktivistin Carlotta im Gespräch (SB)
INTERVIEW/127: Klimacamp im Rheinland - Widerspruch, Beteiligung und regionale Kooperation ...    Ruth Krohn im Gespräch (SB)


6. September 2017


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang