Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → TICKER

FLUCHT/033: Kessel Nahost - gebremst, verwertet und erpreßt (SB)


Flüchtlingsproteste in Tunesien - 26. Juni 2013

UNHCR entläßt Choucha-Flüchtlinge aus der Versorgung



Die endgültige Schließung des 2011 in Tunesien nahe der libyschen Grenze vom UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) errichteten Flüchtlingscamps Choucha steht unmittelbar bevor. Am kommendem Sonntag, den 30. Juni, soll es geschlossen werden, obwohl sich noch immer etwa dreihundert Menschen dort aufhalten sollen, die bis zur Stunde nicht wissen, wie es für sie dann weitergehen kann.

Das UNHCR hat am Dienstag bekannt gegeben, von nun an nur noch an diejenigen Flüchtlinge eine monatliche Unterstützung zu zahlen, die die sogenannte "lokale Integration" akzeptieren. [1] Hinter diesem Begriff verbirgt sich die nackte Tatsache, daß die Betroffenen in Tunesien bleiben müßten, obwohl es in diesem Land nicht im mindesten ein mit dem Asylsystem europäischer Staaten vergleichbares Asylrecht gibt oder staatliche Sozialleistungen, die die vor zwei Jahren infolge des Libyenkrieges geflohenen Menschen in Anspruch nehmen könnten.

Da es sich bei den meisten von ihnen um dunkelhäutige, ursprünglich aus afrikanischen Staaten stammende Menschen handelt, wären sie, müßten sie ohne jeden Schutz in Tunesien bleiben, durch die ihnen gegenüber oft feindselige und manchenorts sogar gewalttätige Haltung der einheimischen Bevölkerung sogar akut an Leib und Leben gefährdet.

All dies wären Gründe genug, für sie eine Lösung zu finden, die den humanitären Ansprüchen, die nicht nur die sogenannte internationale Staatengemeinschaft, sondern explizit auch das UNHCR für sich reklamieren, gerecht wird. Doch noch immer deutet nichts auf ein Einlenken dieser Institution hin.

Als das sogenannte Hilfswerk anläßlich des Weltflüchtlingstags (20. Juni) in Tunis der Öffentlichkeit eine Fotoausstellung mit Aufnahmen der Geflohenen des Camps Choucha präsentierte, regte sich Protest. Refugees entfalteten während der Feierlichkeiten Transparente und machten ihre Forderungen, als Flüchtlinge geschützt und nicht zum Bleiben in Tunesien gezwungen zu werden, deutlich. Unterstützer erklärten, es sei zynisch, den Weltflüchtlingstag zu feiern, während die Menschen, die auf den Fotos zu sehen sind, auf der Straße schlafen. [2]


Fußnoten:

[1] http://chouchaprotest.noblogs.org/post/2013/06/26/depriving-refugees-from-monthly-payments/

[2] http://chouchaprotest.noblogs.org/post/2013/06/26/june-20th-world-refugee-day/

26. Juni 2013