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MELDUNG/009: Zukünftige ägyptischen Regierung soll weibliche Genitalverstümmelung stoppen


Terre des Femmes - Pressemitteilung vom 1. Februar 2012

TERRE DES FEMMES fordert von der zukünftigen ägyptischen Regierung, weibliche Genitalverstümmelung zu stoppen


Berlin, den 1. Februar 2012. Zum 6. Februar, dem internationalen Tag "Null Toleranz gegen weibliche Genitalverstümmelung", appelliert TERRE DES FEMMES an die zukünftige ägyptische Regierung, weibliche Genitalverstümmelung konsequent unter Strafe zu stellen. Mit einer Unterschriftenaktion fordert TERRE DES FEMMES ein ausnahmsloses Verbot der Praxis in Ägypten sowie landesweite Sensibilisierungskampagnen. "Genitalverstümmelung ist eine schwere Menschenrechtsverletzung, die weder durch Tradition, finanzielle Interessen oder religiöse Argumente zu rechtfertigen ist", so Irmingard Schewe-Gerigk, Vorstandsvorsitzende von TERRE DES FEMMES. Die von TERRE DES FEMMES gesammelten Unterschriften werden im Herbst 2012 an die ägyptische Botschaft in Berlin übergeben.

In Ägypten sind über 90% der Mädchen und Frauen von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen. Dabei werden Mädchen die Klitoris und oft Teile der Schamlippen entfernt. Aufgrund von öffentlichen Protesten nach dem Tod zweier Mädchen infolge weiblicher Genitalverstümmelung, verabschiedete das ägyptische Parlament 2008 zwar ein Gesetz, welches die Praxis verbietet. Allerdings ist sie weiterhin straffrei, wenn ärztlich bescheinigt wird, dass die Genitalverstümmelung "medizinisch notwendig" sei. Drei Viertel aller Genitalverstümmelungen in Ägypten werden von medizinischem Personal durchgeführt - und damit mit staatlichem Einverständnis.

Die Weltgesundheitsorganisation verurteilt die Beteiligung von medizinischem Personal an der Praxis, da die langfristigen Folgen weiblicher Genitalverstümmelung bestehen bleiben: ein eingeschränktes sexuelles Empfinden, chronische Schmerzen, sowie Probleme bei Schwangerschaft und Geburt oder Unfruchtbarkeit - bis hin zu Todesfällen.

Weibliche Genitalverstümmelung wird in Ägypten sowohl von koptischen Christen als auch von der muslimischen Mehrheit der Bevölkerung praktiziert. In einer Fatwa, einem islamischen Rechtsgutachten, erklärte Professor Ali Gom?a, Großmufti Ägyptens, 2006 die Praxis als nicht vereinbar mit den Werten des Islam, dennoch werden in Ägypten jährlich tausende Mädchen genitalverstümmelt


TERRE DES FEMMES ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation für Mädchen und Frauen, die durch Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit, persönliche Beratung, Förderung von Projekten und internationale Vernetzung von Gewalt betroffene Mädchen und Frauen unterstützt. TERRE DES FEMMES klärt auf, wo Mythen und Traditionen Frauen das Leben schwer machen, protestiert, wenn ihre Rechte beschnitten werden und fordert eine lebenswerte Welt für alle Mädchen und Frauen - gleichberechtigt, selbstbestimmt und frei! Unsere Schwerpunktthemen sind Häusliche Gewalt, Zwangsheirat und Ehrverbrechen, weibliche Genitalverstümmelung, Frauenhandel, Zwangsprostitution und soziale Rechte für Arbeiterinnen. Der Verein wurde 1981 gegründet, die Bundesgeschäftsstelle befindet sich in Berlin. Weitere Informationen und die Möglichkeit, die Petition online zu unterstützen, finden Sie unter www.frauenrechte.de


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Quelle:
Pressemitteilung vom 1. Februar 2012
Bundesgeschäftsstelle TERRE DES FEMMES e. V.
Brunnenstr. 128, 13355 Berlin
Telefon: 030 40504699-0, Fax: 030 40504699-99
E-Mail: info@frauenrechte.de
Internet: www.frauenrechte.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Februar 2012