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HINTERGRUND/181: Kinder vor Gewalt schützen - Internationale Aktivitäten gegen Sextourismus


die zeitung - terre des hommes, 4. Quartal 2011

Kinder vor Gewalt schützen
Internationale Aktivitäten gegen Sextourismus

von Urte Tegtmeyer


Im Jahr 2010 startete eine Initiative aus Nichtregierungsorganisationen, Ministerien und Tourismusindustrie in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine gemeinsame Kampagne gegen Sextourismus. Zentrales Element ist der Videospot »Witness«. Er transportiert eine wichtige Botschaft an Reisende: Beim Verdacht auf sexuellen Kindesmissbrauch nicht wegsehen! Der Spot wird inzwischen in vielen Ländern gezeigt, aber auch in verschiedenen deutschen Flughäfen und im Bordprogramm von Fluggesellschaften wie Air Berlin, Condor, Tui fly und Lufthansa ausgestrahlt. Die Reiseveranstalter Studiosus Reisen und Rewe Touristik zeigen ihn ihren Kunden, ebenso die Deutsche Bahn und die Hotelgruppe Accor. Inzwischen hat die Tourismusindustrie einen »Verhaltenskodex zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung im Tourismus« entwickelt, den viele Unternehmen und Verbände unterzeichnet haben.

Ein weiteres Aktionsfeld ist das Netzwerk »Ecpat«. Das Netzwerk ist aus einer Kampagne gegen sexuelle Ausbeutung entstanden, die von terre des hommes mitbegründet worden war. Bei Ecpat haben sich 29 Institutionen und Gruppen, die sich dem Kinderschutz verpflichtet fühlen, zusammengeschlossen. Der Name Ecpat steht für »End Child Prostitution, Pornography and Trafficking of Children for Sexual Purpose«. Ecpat engagiert sich in der Politik, Justiz, Wirtschaft und Bildung. Ziele sind, mit Kampagnen und Projekten die Öffentlichkeit zu informieren, Präventivmaßnahmen zu entwickeln und die rechtlichen Grundlagen zum Schutz von Kindern zu verbessern. Das Ecpat-Motto lautet: Jedes Kind hat Anspruch auf umfassenden Schutz vor allen Formen der kommerziellen Ausbeutung und des sexuellen Missbrauchs.


Urte Tegtmeyer
(u.tegtmeyer@tdh.de)

Der Spot »Witness« findet sich auf
www.tdh.de/mediathek.


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WAS TUN BEI VERDACHT AUF MISSBRAUCH?

Sie beobachten im Urlaub einen Herrn, der schon mit Ihnen im Flugzeug saß, wie er am Strand mit einem etwa zwölfjährigen einheimischen Jungen herumtollt. Später sitzt er mit dem Jungen an der Bar. Abends beim Essen. Dann gehen die beiden Hand in Hand Richtung Hotel davon.

Wenn Sie den Verdacht auf sexuellen Missbrauch eines Kindes hegen, können Sie Ihre Beobachtungen der Reiseleitung, dem Reiseveranstalter, dem Hotelchef, der Botschaft, einer örtlichen Beratungsstelle, der lokalen Polizei oder der Polizei in Deutschland mitteilen. Um eine Ermittlung in Gang zu setzen, benötigt die Polizei möglichst genaue Angaben: Schreiben Sie deshalb auf,

• was genau Sie gesehen haben (Verhandlungen zwischen Touristen und Kindern, eindeutige Gesten, körperliche Berührungen),

• wo Sie es gesehen haben (Ort, Straße, gegebenenfalls Name des Hotels oder der Bar),

• wann das war (Datum, Uhrzeit) und wer beteiligt war (Name und Vorname und eventuell Nationalität des Touristen und des Kindes).

Natürlich besteht die Möglichkeit, dass sich der Verdacht als unbegründet erweist - das ist auch den Behörden klar. Genauso klar aber ist: Hinsehen und aufmerksam sein Kinder schützen.

Nach Ihrer Rückkehr aus dem Urlaub sollten Sie Ihre Informationen an die hiesigen Ermittlungsbehörden weitergeben, wenn der Verdächtige der gleichen Nation angehört wie Sie. Zuständig ist das Bundeskriminalamt, es hat extra für solche Fälle die Mailadresse stopp-missbrauch@bka.de eingerichtet, die man auch aus dem Ausland anschreiben kann, wenn man einen Deutschen im Verdacht hat, sich an Kindern zu vergehen. Das BKA wird dann über seine Verbindungsleute im Ausland tätig. Doch auch vor der Reise können Sie sich aktiv für den Kinderschutz einsetzen: Buchen Sie ihren Urlaub bei einem Anbieter, der den Kinderschutzkodex (siehe Artikel »Kinder vor Gewalt schützen«) unterzeichnet hat!


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Quelle:
die zeitung, 4. Quartal 2011, S. 5
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
Ruppenkampstraße 11a, 49084 Osnabrück,
Tel.: 0541/71 01-0, Fax: 05 41/70 72 33
E-Mail: info@tdh.de
Internet: www.tdh.de

die zeitung - terre des hommes erscheint 4 Mal jährlich.
Der Verkaufspreis wird durch Spenden abgegolten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Februar 2012