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HINTERGRUND/191: Den Gipfel erstürmen - Erwartungen an den UN-Nachhaltigkeitsgipfel


die zeitung - terre des hommes, 01/2012

Den Gipfel erstürmen
Erwartungen an den UN-Nachhaltigkeitsgipfel

Von Jonas Schubert



Vom 20. bis 22. Juni 2012 werden die Staats- und Regierungschefs der Welt in Rio de Janeiro zur UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung zusammenkommen, um Antworten auf eine der drängendsten Fragen unserer Zeit zu finden: Wie kann soziale Entwicklung in Zeiten von Klimawandel und Umweltzerstörung, der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und des Verlustes biologischer Vielfalt stattfinden?

Wie können Umwelt, Soziales und Wirtschaft so nachhaltig gestaltet werden, dass auch zukünftige Generationen in einer intakten Umwelt leben können?

Der UN-Nachhaltigkeitsgipfel knüpft an eine Reihe historisch bedeutsamer Umwelt- und Nachhaltigkeitskonferenzen an. In Erinnerung ist in diesem Zusammenhang vor allem die Konferenz über Umwelt und Entwicklung von 1992, die ebenfalls in Rio stattfand. Der damalige Gipfel endete mit der Erklärung von Rio und der Agenda 21, in denen wichtige Prinzipien wie der Vorsorgegrundsatz und das Aktionsprogramm für nachhaltige Entwicklung festgehalten wurden. Der Gipfel legte den Grundstein für viele wichtige Umweltverträge wie beispielsweise das Klimarahmenabkommen oder das Übereinkommen über biologische Vielfalt. Aus kinder- und menschenrechtlicher Sicht wurde beschlossen, Bevölkerungsgruppen bei Entscheidungen über Angelegenheiten, die sie betreffen, mit einzubeziehen. Eine Umsetzung der Nachhaltigkeitsagenda ist bislang ausgeblieben, gleichwohl sollen diese Prinzipien nun in Rio bestätigt werden.


Die Themen des Gipfels

und ihr Verhältnis zu nachhaltiger Entwicklung und Armutsbekämpfung, zum zweiten die Stärkung des institutionellen UN-Rahmens zur Durchsetzung des Prinzips der Nachhaltigkeit. Zusätzlich wurden sieben »kritische« Kernprobleme identifiziert: Wasser, Ozeane, Beschäftigung, Energie, Städte, Ernährung und Naturkatastrophen. Die inhaltliche Vorbereitung des Gipfels ist bereits in vollem Gange. Seit Mai 2010 finden neben den offiziellen Vorbereitungstreffen der Staatenvertreter auch Debatten mit Nichtregierungsorganisationen und gesellschaftlichen Gruppen auf nationaler und internationaler Ebene statt.

terre des hommes hat im Rahmen seiner Kampagne für Ökologische Kinderrechte eigene Forderungen für den Rio+20-Gipfel erarbeitet und bringt diese in die politischen Vorbereitungsprozesse ein: Neben der Anerkennung der ökologischen Kinderrechte, also etwa das Recht des Kindes auf sauberes Wasser in einschlägigen Umweltverträgen, fordert terre des hommes, dass Kinder und Jugendliche an politischen Entscheidungsprozessen sowie bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele beteiligt werden. Damit bei politischen Entscheidungen von heute auch die Perspektive der Kinder und zukünftiger Generationen berücksichtigt wird, setzt sich terre des hommes ferner für die Einrichtung von Ombudsstellen für zukünftige Generationen ein. Hierfür sollen auf internationaler Ebene, aber auch in den Kommunen vor Ort unabhängige Einrichtungen geschaffen werden, die das Wohl und die Interessen von Kindern in politischen Entscheidungsprozessen berücksichtigen. Der Vorschlag der Ombudsstellen ist bereits in den ersten Entwurf für das Abschlussdokument der Rio-Konferenz eingegangen, ist allerdings noch nicht verbindlich. terre des hommes wird darauf drängen, dass eine verbindliche Aussage zur Einrichtung von Ombudsstellen im endgültigen Dokument, das die Staatschefs in Rio beschließen, enthalten ist.


terre des hommes macht Theater

Weiteren Nachdruck verleiht terre des hommes den Forderungen nach einer intakten Umwelt für Kinder mit der Theaterkarawane. Vier Wochen lang wird die Kulturgruppe eines Projektpartners zusammen mit vielen jungen Menschen von El Alto / Bolivien nach Rio de Janeiro / Brasilien reisen und Stationen aufsuchen, an denen sie sich mit Kindern und Jugendlichen vor Ort über Umweltprobleme und mögliche Lösungen austauschen. Ihre persönliche Botschaft dazu werden sie in Rio verantwortlichen Politikern überbringen.

Tausende Vertreter von Regierungen, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft werden im Juni nach Rio reisen, um an der Konferenz vom 20. bis 22. Juni und am Parallelprogramm teilzunehmen. Auch terre des hommes wird mit einer eigenen Delegation, darunter auch engagierte deutsche Jugendliche und Mitglieder des internationalen terre des hommes-Jugendnetzwerkes, in Rio dabei sein. Es gilt, die Konferenzergebnisse im Sinne der Kinder der Welt zu beeinflussen, aber auch, den UN-Gipfel als Anlass und Plattform für die Forderung nach einer überfälligen Wende hin zur Nachhaltigkeit zu nutzen.


Jonas Schubert Referent für Kinderrechte bei terre des hommes

Weitere Informationen unter
www.tdh.de/rio

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Quelle:
die zeitung, 01/2012, S. 8
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
Ruppenkampstraße 11a, 49084 Osnabrück,
Tel.: 0541/71 01-0, Fax: 05 41/70 72 33
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. April 2012