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PROJEKT/168: Vietnam - Hilfe für die Opfer von Agent Orange


die zeitung - terre des hommes, 1. Quartal 2007

Das Lächeln der Orchidee
Vietnam: Hilfe für die Opfer von Agent Orange

Von Michael Heuer


Teilnahmslos hockt Lan in der Ecke des Zimmers und beobachtet ihre betagte Großmutter bei der Hausarbeit. Lans Mutter arbeitet wie jeden Tag auf einem der umliegenden Felder. Als Witwe muss sie allein das Überleben der Familie sichern.

Lan kam mit schwersten Behinderungen auf die Welt. Ihre Beine sind verkrüppelt, ihr Kopf durch Wucherungen deformiert. Lan - der Name bedeutet übersetzt Orchidee - ist kein Einzelfall. Viele Kinder in der vietnamesischen Provinz Bentre haben ähnliche Behinderungen. Während des Vietnamkrieges war die Region, etwa 80 Kilometer südlich von Ho-Chi-Minh-Stadt gelegen, Schauplatz heftiger Kämpfe. Die amerikanischen Truppen setzten hier besonders intensiv das hoch giftige dioxinhaltige Entlaubungsmittel "Agent Orange" ein. Die Folgen sind noch heute überall sichtbar. Seit Ende des Krieges kommen immer wieder Kinder mit schweren Missbildungen zur Welt. Neugeborene mit doppelten Organen, fehlenden Gliedern und deformierten Gesichtern.


Hilfe für die Familien

Bentre gehört zu einer der ärmsten Regionen Vietnams. Seit vielen Jahren hilft die von terre des hommes unterstützte Frauenunion den Menschen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Dazu gehören Programme zur Gesundheitsförderung und Familienplanung sowie Maßnahmen zur Einkommenssteigerung durch Landwirtschaft und Viehzucht. Verbesserte Erwerbsmöglichkeiten der Eltern sollen dabei helfen den Kindern einen regelmäßigen Besuch der Schule zu ermöglichen. Mit Unterstützung der Frauenunion von Bentre haben einige Familien mit der Rinder- und Fischzucht begonnen. Das notwendige Kapital stammt aus einem Kleinkreditprogramm.

Im Distrikt Binh Dai widmen sich die Mitarbeiterinnen der Frauenorganisation seit knapp drei Jahren besonders intensiv den Opfern des Dioxin-Einsatzes: Die Kinder werden in örtlichen Sanitätsstationen regelmäßig untersucht und medizinisch behandelt. Besonders schwere Fälle werden zur kostenlosen Operation und Rehabilitation in die von terre des hommes unterstützte CREP-Klink in Ho-Chi-Minh-Stadt gebracht. Mitarbeiterinnen der Frauenunion kümmern sich bei ihren wöchentlichen Familienbesuchen um die physiotherapeutische Behandlung der Kinder. Auch an die Zukunft der Kinder wird gedacht. Bis Ende 2007, so das Ziel, sollen 110 behinderte Kinder zur Schule gehen.


"Strafe des Himmels"

"Viele Menschen glauben noch immer, dass die Behinderung eine Strafe des Himmels sei", berichtet Frau Dang Thi Hoa, Präsidentin der Frauenunion. Über die Erfolge und die Arbeit der Organisation wird regelmäßig in den Programmen des Radios und der Fernsehstation von Bentre berichte. Die Informationen sollen auch helfen, die Diskriminierungen gegenüber den Opfern von Agent Orange zu bekämpfen.

Lan wird niemals zur Schule gehen können. Zu schwer sind ihre Behinderungen. Doch durch die medizinische Betreuung hat sich ihr Zustand schon ein wenig gebessert. Und manchmal, wenn die Therapeutin der Frauenunion bei ihr vorbei schaut, zeigt sich in ihrem Gesicht sogar ein kleines Lächeln.


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Quelle:
die zeitung, 1. Quartal 2007, Seite 7
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
Ruppenkampstraße 11a, 49084 Osnabrück,
Tel.: 0541/71 01-0, Fax: 05 41/70 72 33
E-Mail: info@tdh.de
Internet: www.tdh.de

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abgegolten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. März 2007