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PROJEKT/184: Sambia - Wie Jugendliche sich am Kampf gegen AIDS beteiligen


die zeitung - terre des hommes, I. Quartal 2008

Heraus aus der Opferrolle
Sambia: Wie Jugendliche sich am Kampf gegen AIDS beteiligen

Von Claudia Berker


Christopher Mwenda ist ein fröhlicher Teenager. Das ist nicht selbstverständlich. Denn als der Junge vor einigen Jahren ins Chawama-Gesundheitszentrum in Sambias Hauptstadt Lusaka kam, schmerzte sein Körper, war mit wunden Stellen bedeckt und wurde von chronischem Husten geschüttelt. Begleitet von seiner Großmutter, die bedrückt von den Beschwerden ihres Enkels erzählte, saß er verschüchtert auf seinem Stuhl. Doch Christopher war in guten Händen gelandet: Die Mitarbeiter im Zentrum des terre des hommes-Partners "Kara Counselling and Training Trust" (KCTT haben hat sich auf kinder- und jugendfreundliche Gesundheitsberatungen spezialisiert und schafften schnell eine vertrauensvolle Atmosphäre.

Meistens haben sie es mit Auswirkungen von HIV und AIDS zu tun. In dieser Gegend Sambias ist jeder Fünfte mit dem Virus infiziert. Auch Christophers HIV-Test, dem seine Großmutter als Erziehungsberechtigte nach behutsamer Beratung zugestimmt hatte, wies die Infektion im Körper nach.

Für den Jungen begann damit, trotz der traurigen Diagnose, ein neues Leben: Er wurde an eine Klinik überwiesen, von der er seitdem regelmäßig AIDS-hemmende Medikamente erhält. Und er hat viele Jungen und Mädchen getroffen, die ähnliche Erfahrungen haben: Dass Eltern oder Geschwister gestorben sind, dass Großeltern die Versorgung übernehmen, dass man sich manchmal krank fühlt und dass man viele Fragen hat über das Erwachsenwerden.

Der Austausch unter Gleichaltrigen ist für KCTT ein wichtiger Baustein im Kampf gegen AIDS. Dazu zählt auch, Faktenwissen über die Immunschwäche weiterzugeben, auf eine Art, die Jugendliche verstehen und annehmen können - insbesondere, da sie nicht im belehrenden Stil vieler Erwachsener daherkommt.

Zeichen setzen gegen Vorurteile Die Organisation schult daher regelmäßig junge Leute in der AIDS-Aufklärung und als Berater für ihre Altersgenossen. Das Wissen darüber, wie man sich vor HIV schützen kann, wird auf vielfältige Weise vermittelt: In Theaterstücken, bei denen auch Erwachsene regelmäßig zu den Zuschauern gehören, über Schülerclubs, in die die jugendlichen Trainer eingeladen werden oder bei Freizeitaktivitäten wie Sportwettkämpfen. Nie bleibt es bei der Theorie: Jungen oder Mädchen, die HIV-positiv getestet wurden, haben gelernt, offen mit ihrer Situation umzugehen. Sie erzählen, dass es möglich ist, mit dem Virus zu leben und dass sie ganz normale Jugendliche sind; damit setzen sie mutige Zeichen gegen die Stigmatisierung und Vorurteile, die in afrikanischen Gesellschaften weiterhin stark verhaftet sind. Ganz gleich, ob infiziert oder gesund, Waise oder Mitglied einer Großfamilie: Alle Jugendlichen können in den Programmen von KCTT eine aktive Rolle einnehmen. Damit sind auch Jungen wie Christopher nicht mehr die bedauernswerten "AIDS-Waisen", als die Kinder in seiner Situation immer noch oft bezeichnet werden. Statt Opfer zu sein, entdecken sie ihre Stärken - dieses Potential wurde lange Zeit gerade im Umgang mit Kindern, die von HIV und AIDS betroffen sind, unterschätzt. Erfahrungen der terre des hommes-Partnerorganisationen zeigen jedoch, dass die Möglichkeit, sich einzubringen und an Lösungen für das eigene Leben mitzuarbeiten, viel positive Energie freisetzt - trotz schwieriger Lebensumstände.

Für terre des hommes bildet daher die psycho-soziale Unterstützung von Kindern, die Stärkung ihrer Kompetenzen und Beteiligungsmöglichkeiten einen roten Faden im Engagement gegen HIV und AIDS.

Aus Christopher ist nicht nur ein guter Schüler geworden, er kann dank seiner Medikamente auch ein fast normales Leben führen - und damit vielen anderen Mut machen.

terre des hommes fördert Kara Conselling and Training Trust mit 70.000 Euro.


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Quelle:
die zeitung, I. Quartal 2008, S. 7
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
Ruppenkampstraße 11a, 49084 Osnabrück,
Tel.: 0541/71 01-0, Fax: 05 41/70 72 33
E-Mail: info@tdh.de
Internet: www.tdh.de

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abgegolten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. September 2008