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PREIS/094: Drei Autoren für den "Feuergriffel" nominiert (Stadt Mannheim)


Drei Autoren für den Mannheimer "Feuergriffel" nominiert

Stadtschreiber-Stipendium für Kinder- und Jugendliteratur vor der Entscheidung


Mannheim. Für das freie Zimmer mit besonderem Ausblick im Turm der Alten Feuerwache in Mannheim gibt es nun drei Kandidaten: Die Autoren Torsten N. Siche, Antje Wagner und Andrea Karimé hoffen darauf, dort im April 2009 als Mannheimer Stadtschreiber für Kinder- und Jugendliteratur einzuziehen. Eine Experten-Jury nominierte sie für den "Feuergriffel" aus einem Kreis von insgesamt 59 Autoren.

Aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland kamen die Bewerbungen für dieses Stipendium. Jeder Autor schickte an die Stadtbibliothek, unter deren Federführung das Projekt läuft, das Exposee für eine Story, die während des Mannheim-Aufenthaltes entstehen soll. Lutz Jahre, kommissarischer Leiter des Fachbereichs Bildung: "Wir freuen uns sehr, dass nach unserem bundesweit ersten Stadtschreiberstipendium für Kinder- und Jugendliteratur 2007 der "Feuergriffel" jetzt erneut auf große Resonanz gestoßen ist. Allein 13 Bewerbungen kamen aus dem Raum Berlin, wo sich eine neue junge Literaturszene zu etablieren scheint. Den weitesten Weg mit über 11.000 km Luftlinie hatte übrigens eine Bewerbung aus Uruguay." Die Bandbreite der eingereichten Ideen - meist Buchveröffentlichungen - reichte von historischen Romanen über Fantasy-Romane bis hin zu Theaterstücken und Hörspielen.

Welche der drei Ideen während eines Aufenthaltes von April bis Juli 2009 in Mannheim realisiert werden soll, wird sich endgültig am 19. Januar herausstellen. Dann gibt die Jury ihre Entscheidung bekannt und der Preisträger kommt nach Mannheim, um sich persönlich vorzustellen. Während seines Aufenthaltes im Turm wird der Stadtschreiber viele Begegnungsmöglichkeiten mit Mannheimer Kindern und Jugendlichen haben, zum Beispiel im Rahmen von Lesungen oder Workshops.


Die nominierten Autoren und ihre Buch-Ideen:

Andrea Karimé: "Nadira am Neckar"

Nadira, ein 9-jähriges Mädchen aus der Wüste Sinai, zieht zu seiner Stiefmutter und seinem Vater von Ägypten nach Mannheim (Neckarstadt). Vorher hat sie ein Jahr vom Vater getrennt bei ihrer Tante in einem Beduinendorf gelebt, Kamele gehütet, viele Arbeiten verrichtet und eine Schule mit 60 anderen Kindern besucht. Doch nun möchte der Vater seine jüngste Tochter zu sich holen, deren Mutter kurz nach der Geburt ihrer Tochter gestorben istà

Die 1963 in Kassel geborene Autorin hat deutsche und libanesische Wurzeln, ist in Kassel und Tripoli aufgewachsen. Andrea Karimé studierte Kunst- und Musikerziehung und ist seit 1995 in Leverkusen als Lehrerin tätig. Unter anderem gewann sie mit dem Kinderbuch "Nuri und der Geschichtenteppich" 2005 den 1. Platz beim Literaturwettbewerb "Mythos Fremde" des Instituts für Migrationsforschung in Bonn.


Antje Wagner: "Isabelle am Rande"

"Isabelle" soll ein Roman über ein dreizehn- bis vierzehnjähriges Mädchen werden. Über ein Mädchen, das "leicht" geworden ist, das - weil ihm Körpergrenzen (durch physische und/oder sexuelle Gewalt) verletzt wurden - nun große Schwierigkeiten hat, diese Grenzen nach außen hin zu setzen - nein, sie überhaupt erst mal zu spüren, und deshalb ein anderes, ein "schamloses" Verhältnis zu ihrem Körper bekommen hat. Ein Mädchen, das sich wie eine Nutte verhält und genauso behandelt wird. Eine Geschichte für eine jugendliche Zielgruppe. Mit Humor. Und trotzdem Ernsthaftigkeit.

Antje Wagner wurde 1974 in Wittenberg geboren, studierte deutsche und amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften in Potsdam um Manchester. Zurzeit lebt sie als freie Autorin und Übersetzerin im Potsdam. Sie hat bereits Erfahrung als Stadtschreiberin: 2006 gewann sie den Erfurter Stadtschreiber-Literaturpreis, außerdem erhielt sie weitere Auszeichnungen und Stipendien.


Torsten N. Siche: "Einer von den Guten"

Das ist die Geschichte von Lukas Söder und Greta Möller. Auf den ersten Blick haben die beiden wenig gemeinsam. Er ist ein Gutbehüteter. Aufgewachsen in einem Reihenhaus in Nußloch. Der Vater bei SAP. Die Mutter ist Grundschullehrerin. Die Familie hat einen Namen im Ort. Kirchenvorstand, Gemeinderat, Tennisclub.

Sie ist eine Frühverlorene. Die Schule hat sie ebenso abgebrochen wie eine Lehre als Veranstaltungstechnikerin. Mit ihrem frühverrenteten Vater wohnt sie in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in der Neckarstadt. Die Mutter hat die Familie bereits vor acht Jahren verlassen. Auch hinsichtlich ihrer gemeinsamen Leidenschaft könnten die beiden unterschiedlicher kaum sein. Während Lukas seit dem Bundesligaaufstieg eine Dauerkarte für die TSG Hoffenheim besitzt, geht Greta seit ihrem 11. Lebensjahr zum Waldhof, sie verpasst kein Heim- und kein Auswärtsspiel.

Torsten N. Siche wurde 1971 in Berlin geboren, aufgewachsen ist er in der Nähe von Darmstadt. Er lebt und arbeitet als Schriftsteller und Lehrer für Deutsch als Fremdsprache in Heidelberg. Zu seinen Auszeichnungen zählt u.a. ein Stipendium des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg (2001) sowie ein Stipendium der österreichischen Nationalbank 2003.


Mannheimer Stipendium "Feuergriffel"

Die Stadtbibliothek Mannheim hat gemeinsam mit dem Förderkreis der Stadt- und Musikbibliothek e.V., der Heinrich-Vetter-Stiftung und der MVV Energie AG bundesweit das Stipendium "Feuergriffel" ausgeschriebenen. Die Entscheidung, wer von April bis Juli 2009 in den Turm der Alten Feuerwache einziehen wird, trifft eine Experten-Jury. Mitglieder sind Jürgen Boos (Geschäftsführer der Frankfurter Buchmesse), Nicole Libnau (Schnawwl-Kindertheater), Sabine Ottinger (Bücher-Bender), Annette Auberle (Duden-Redaktion), Dr. Annette Klosa (Institut für Deutsche Sprache), Christine Weiner (Journalistin), sowie als Jüngste die 18-jährige Schülerin Jennifer Neumann vom Leseclub der Stadtbibliothek.


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Quelle:
Pressemitteilung von Mittwoch, 10. Dezember 2008
Stadt Mannheim - Amt für Rats- und Öffentlichkeitsarbeit
Rathaus E 5; Postfach 10 30 51; 68030 Mannheim
Tel: +49 621 293-9655
Jörg Blumenthal, E-Mail: joerg.blumenthal@mannheim.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Dezember 2008