Schattenblick →INFOPOOL →DIE BRILLE → LYRIK

DICHTERSTREIT/001: Das Schweigen für Sonette brechen (SB)


Das Schweigen für Sonette brechen Materialien zu einer Kritik der bekanntesten Gedichtform italienischen Ursprungs Sonette find ich sowas von beschissen, so eng, rigide, irgendwie nicht gut; es macht mich ehrlich richtig krank zu wissen, daß wer Sonette schreibt. Daß wer den Mut hat, heute noch so'n dumpfen Scheiß zu bauen; allein der Fakt, daß so ein Typ das tut, kann mir in echt den ganzen Tag versauen. Ich hab da eine Sperre. Und die Wut darüber, daß so'n abgefuckter Kacker mich mittels seiner Wichserein blockiert, schafft in mir Aggressionen auf den Macker. Ich tick nicht, was das Arschloch motiviert. Ich tick es echt nicht. Und wills echt nicht wissen: Ich find Sonette unheimlich beschissen. Robert Gernhardt aus Karl Otto Conrady: Der neue Conrady - Das große deutsche Gedichtbuch, Düsseldorf 2001, Seite 1053
Eule
Der Vollständigkeit halber Zur höchsten Form des Neides läuft er an, erbost er sich, zu dem, was er gern hätt', den Zugang zu dem Instrument Sonett, den er mit Mühe nicht erreichen kann, denn verfolgt ihn nicht ganz selbstverständlich bei seinem fehlgeschlagenen Versuch der aufgeschriebene Beweis als Fluch, daß nun selbst der Dümmste sieht, wie schändlich er schon scheitert am Satz und der Struktur, mit dem geistlos aggressiven Wunsch, doch nur uns fäkalsprachreduziert zu pfählen und in Übereinkunft mit Kumpanen im Suff, verstrickt in pseudolinken Bahnen, noch mit hohler Nichtigkeit zu quälen. H. Barthel aus dem Hinterstübchen

Erstveröffentlichung am 3. Mai 2002

12. Dezember 2006