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DICHTERSTREIT/006: Fledderfluch auf Goethe (SB)


Fledderfluch auf Goethe Auf und nach Goethe Hast du deinen Stern verpaßt, dies sei dir verheißen: wenn du noch zu kämpfen hast, hast du auch zu beißen. Trauerspiel und Stoßgebet schenkt dir keinen Frieden; was am Ende aufersteht, wird im Streit entschieden. Des Bewußtseins Schlaf gebiert flackerndes Gelichter - Statt betrübt ins Nichts gestiert, zeig uns die Vernichter! Weil was Kunst mit Kunst verschweigt, wird am Leben fehlen; wer uns keinen Himmel zeigt, kann uns viel erzählen - Also sag auch was du liebst eh dein Licht entgleitet ... daß wo du dich hinbegibst Helligkeit sich breitet - Peter Rühmkorf aus Karlhans Frank (HG.): Menschen sind Menschen. Überall. P.E.N.-Autoren schreiben gegen Gewalt, cbt, Bertelsmann Taschenbuchverlag für Jugendliche, München 2002, Seite 214
Eule
Errungenschaft der neuen Dichtung, der alten Künste voll Vernichtung. Hast du dein Gehirn verpraßt oder hast du Seelenreißen, nur weil du vergessen hast, dich mal richtig auszuscheißen? Deine Predigt über Frieden oder was am Ende ist, illustriert eher entschieden nur, wie dich der Schwachsinn frißt. Des Bewußtseins Schlaf hält her für die Lichtgespenster, jedoch bringen sie nicht mehr als den Blick durch's Fenster, wo uns dann dein Finger zeigt, wer am Leben scheitert, und die Kunst mit Kunst verschweigt, was dich wohl erheitert. Sucht am Ende als Appell Licht und Liebe Achtung, redest du sie dir noch hell, deine Selbstumnachtung. Doch im Ernst noch, bitte nenne jemand, der dein Werk versteht, und den ich vielleicht auch kenne, daß er mir's begreiflich dreht. Oder wolltest du uns sagen, Mensch, du mußt aufrichtig sein und, statt ängstlich dich beklagen, Wahrheit setzen gegen Schein. H. Barthel aus dem Hinterstübchen

Erstveröffentlichung am 3. Januar 2003

12. Dezember 2006