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INTERVIEW/064: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - Die Krise als Chance ...    Erasmus Schöfer im Gespräch (SB)


Gemeinsam stärker werden

Interview am 20. Mai 2016 in Berlin Mitte


Seit über 50 Jahren setzt sich der heute in Köln lebende Schriftsteller Erasmus Schöfer in Wort und Schrift mit sozialen und gesellschaftlichen Widersprüchen auseinander. Der Mitbegründer des Werkkreises Literatur der Arbeitswelt hat ausbeuterische Praktiken in Fabriken nicht nur beschrieben, sondern sich ihnen selbst als Lohnarbeiter ausgesetzt. Mit dem Anspruch, eine realistische Literatur zu verfassen, hat Schöfer Arbeitskämpfe, politischen Widerstand und ökologischen Protest auch denjenigen greifbar gemacht, die sich bislang nicht in derartigen Auseinandersetzungen engagiert haben. Als entschiedener Antimilitarist weiß er, daß Krieg dort beginnt, wo er vorbereitet und geplant wird, was gerade heute, da die deutschen Eliten wieder Feldherrenhügel besteigen, immer wichtiger wird. Sein vierbändiges Hauptwerk "Die Kinder des Sisyfos" schildert die Geschichte der BRD-Linken von ihrem Aufbruch 1968 bis zur Niederlage des realen Sozialismus 1989, dessen Verallgemeinerung als finales Scheitern des Anliegens, der Herrschaft des Menschen über den Menschen ein Ende zu bereiten, die linke Bewegung bislang wenig entgegenzusetzen hat.

Am 4. Juni wurde Erasmus Schöfer 85 Jahre alt, was tags darauf im Literaturhaus Köln gefeiert wurde. Zwei Wochen zuvor hatte der Schattenblick Gelegenheit, ihm kurz nach Beginn der zweiten Schriftstellertagung "Richtige Literatur im Falschen?" einige Fragen zu seiner Arbeit und ihren politischen Umständen zu stellen.


Interview auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof neben dem Brecht-Haus - Foto: © 2016 by Schattenblick

Erasmus Schöfer
Foto: © 2016 by Schattenblick


Schattenblick (SB): Auf dieser Schriftstellertagung wird die Frage "Richtige Literatur im Falschen?" aufgeworfen. Sie knüpft an Theodor W. Adornos berühmte Sentenz "Es gibt kein richtiges Leben im Falschen" an. Läßt sich aus Ihrer Sicht die Frage überhaupt in dieser Weise stellen, wenn damit alles, was einen umgibt, als falsch qualifiziert und damit auch die eigene Subjektivität relativiert wird?

Erasmus Schöfer (ES): Darüber, ob es so etwas wie richtige Literatur in der falschen Gesellschaft gibt, fallen die Meinungen natürlich sehr unterschiedlich aus. Ich persönlich sehe eine richtige Literatur immer darin, daß sie sich mehr oder weniger kritisch auf die Gesellschaft bezieht bzw. sie so beschreibt, daß sie auch veränderbar erscheint. Wohin soll eine Literatur führen, die nur den Zustand darzustellen versucht und keine Perspektive hat in Hinblick auf die Zukunft? Eine solche Literatur finde ich weniger wichtig.

Natürlich kann es auch eine Bedeutung haben, andere Leute urteilen zu lassen, ob sie die Gesellschaft so belassen wollen oder ob sie denken, daß sie verändert werden müßte. Heutzutage findet man bei vielen Autoren und Autorinnen ein resignatives Grundmotiv, weil sie meinen, doch nichts verändern zu können. Die Macht des Kapitals ist so gewaltig und die Einflußmöglichkeiten auf die Psyche und den Geist der Menschen sind durch die Medien so groß, daß man nicht dagegen anzukommen scheint. Das ist ein bißchen auch mein Lebensresümee. Ich habe immer versucht, sowohl organisatorisch als auch selber schreibend auf die Gesellschaft in einem aufklärenden und anregenden Sinn einzuwirken, damit die Sachen nicht so bleiben, wie sie sind. Rolf Hochhuth, von dem man wirklich meinen sollte, daß er mit seinen Stücken große Wirkung gehabt hat, sagte einmal sinngemäß: Der Autor ist völlig vernachlässigbar und hat keine Wirkung. Er hat ein ganz enttäuschtes Resümee gezogen, was ich gar nicht verstehen kann, weil er aus meiner Sicht einen ziemlich großen Einfluß gehabt hat, vor allem mit seinem ersten Stück "Stellvertreter". Er hat sich immer kritisch engagiert und mit seinen Stücken die Geschichte aufgearbeitet und die Geschichtslügen zu entlarven versucht. Solche Arbeit ist natürlich wichtig.

Der Anlaß für diese Tagung hier ist, daß Enno Stahl und Ingar Solty festgestellt haben, daß ein großer Teil der jüngeren Literatur nur noch mit sich selbst beschäftigt ist, gewissermaßen in einer Art Introspektive ganz vergessen hat, daß es noch eine größere Gesellschaft und vor allen Dingen entsetzlich viel Elend und Grausamkeit gibt. Die Reichtumsverteilung ist so schrecklich oder provozierend für jeden, der noch ein bißchen an Gerechtigkeit in der Gesellschaft glaubt, daß es eigentlich zum Handeln auffordert. Was mich schon an der letzten, aber auch an der diesjährigen Veranstaltung bisher stört, ist, daß von den gesellschaftlichen Verhältnissen weitgehend abgesehen und statt dessen darüber nachgedacht wird, wie man Literatur schreiben müßte, damit sie wirksam ist. Meine Vermutung ist, daß solche Diskussionen nicht zum Kern führen, weil es darum geht, daß Autoren versuchen, die Gesellschaft zu verstehen, um sie dann zu beschreiben. Das Kämpferische wird völlig außer acht gelassen.

Deswegen will ich hier auch das Bild des Autors als Partisan einbringen. Ich habe schon vor einem Jahr gesagt, daß die Autoren einzeln völlig verstreut und deshalb unwirksam sind. Es müßte so etwas wie eine Assoziation von Autoren her, die in einem lockeren Bund mehr oder weniger auf eine sozialistische Perspektive hinsteuern und auch auf literarischem Wege erkunden, wie ein Sozialismus aussehen könnte, der gerechter ist und die Eigentumsverhältnisse anders ordnet. Das Hauptanliegen der Autoren müßte grundsätzlich immer erst sein, die Eigentumsordnung in Frage zu stellen, was ein selbstverständliches Tabu in unserer Gesellschaft ist. Wer auch nur daran rührt, fällt sofort in Ungnade. Eine Assoziation von Autoren, so ähnlich, wie es sie in der Weimarer Zeit gegeben hat, die auch imstande war, große Kongresse in Paris und Valencia zu veranstalten, könnte in der Öffentlichkeit meiner Meinung nach schon eine Auswirkung haben, auch wenn es nicht garantiert ist.


Bei der Diskussion im Literaturforum im Brecht-Haus - Foto: © 2016 by Schattenblick

Einmischen und vorantreiben
Foto: © 2016 by Schattenblick

SB: Glauben Sie, daß die Autoren, die Sie vielleicht im Blick haben, soviel Willen zu streitbarer Kritik aufbringen, daß sie die herrschenden Eigentumsverhältnisse in Frage stellen?

ES: Ich weiß es nicht. Die Frage müssen wir hier auf der Veranstaltung auf jeden Fall erörtern. Wenn kein anderer sie stellt, werde ich es machen. Denn wenn man den Blick darauf richtet, daß die Gesellschaft auf etwas anderes orientiert werden muß, dann ist die Frage der realistischen Schreibweise relativ peripher, zumal es sehr viele Möglichkeiten gibt, realistisch zu schreiben. Wie es schon Peter Hacks formuliert hat, kommt es im besonderen auf die Haltung des Autors zur Gesellschaft an. Dann kann er auch so schreiben, daß das Publikum es versteht und auch aufnehmen kann.

SB: Eine resignative Lebensbilanz ist bei altgewordenen Linken, die das Scheitern ihrer Träume, von denen sie in den 60er und noch 70er Jahren beseelt waren, konstatieren, durchaus verbreitet. Wenn man das Scheitern als ein wesentliches Element menschlicher Realität betrachtet, ist es dann überhaupt noch wichtig, auf das Ergebnis zu schauen, anstatt den Streit in welcher Form auch immer nach vorne zu bringen? Wie geht man Ihrer Ansicht nach mit dem Gefühl des Scheiterns am sinnvollsten um?

ES: Das ist eine Frage der Perspektive. Ich habe vier Romane geschrieben, die die Jahre von 1968 bis 1989 kritisch erfassen und die Kämpfe jener Zeit akkurat wiedergeben. Natürlich hat es für das Selbstverständnis der Gesellschaft, vor allem für die Jugend, wenn sie sich historisch orientiert und nachfragt, eine Bedeutung. Damit, daß ich dies Werk auch nach 1989 mit der Erfahrung des Scheiterns des realen Sozialismus abschließen konnte, kann ich ganz zufrieden sein.

Aber die Wirkung der Roman-Tetralogie ist natürlich vergleichsweise minimal, und das kann schon zur Resignation führen. Vor allen Dingen ist die Macht der Medien dabei für mich ein ganz entscheidender Gesichtspunkt. Seit der Einführung des Privatrundfunks, übrigens mit Zustimmung der SPD, was ich für den größten Fehler halte, den sie gemacht hat, werden die Köpfe in hohem Maße absorbiert. Wenn man am Abend über die Straßen geht und irgendwo findet ein Fußballspiel statt, oder wenn man in der Straßenbahn sitzt und sieht, daß alle nichts anderes mehr im Sinn haben als ihr Handy, begreift man, wie gewaltig diese Macht ist.

SB: Ist es nicht eine naheliegende Konsequenz der kapitalistischen Arbeitsgesellschaft, daß die Menschen durch ein derartiges Überangebot an sinnlichen Reizen und medialer Ablenkung darauf zugerichtet werden, zu funktionieren und nicht aufzubegehren?

ES: Sie werden dadurch mundtot gemacht und haben selber nichts mehr zu sagen. Das ist die Folge, nur noch zu funktionieren, und ein Erfolg der Strategie des Kapitals. Von den Thinktanks ist das schon sehr bewußt miteingeplant worden. Wir merken es kaum noch. Wie sicher man sich in dieser Gesellschaftsordnung fühlt, kann man daran ersehen, daß bei uns keine Zensur nötig ist. Man kann alles sagen und alles schreiben. Man wird nicht groß herausgestellt, aber auch nicht ins Gefängnis gesperrt wie in der Türkei und vielen anderen Ländern, wo die Herrschenden noch Angst haben vor dem Wort. Hier haben sie nichts zu fürchten, weil jedes Wort einfach untergeht in dem großen Rauschen der Informationen.

SB: Während in Ländern wie Griechenland oder der Türkei noch eine nennenswerte kämpferische Opposition existiert, herrscht in Deutschland Friedhofsruhe. Könnte dies nicht auch daran liegen, daß die Menschen im Land des EU-Hegemons und Krisengewinners auf relativ hohem Niveau verelenden?

ES: Die Menschen wissen, daß es ihnen relativ gut geht, und von daher wollen sie nicht riskieren, dies durch Aufstände oder indem sie sich dem System verweigern zu verlieren. Sie sehen, wie schlimm es einem anderswo gehen kann. Wenn man ihnen sagte, daß es uns nicht aufgrund unserer eigenen Leistung gut geht, sondern weil wir so lange die Kolonien ausgebeutet und auf Kosten der Schwarzen und Südamerikaner gut gelebt haben, dann wollen sie das nicht wissen. Seit 1600 haben wir die Reichtümer dieser Kontinente hierher nach Europa geschafft und dadurch einen gewaltigen Produktivitätsvorsprung erreicht. Das ist auch ein Grund dafür, weshalb die DDR nicht mit dem Westen konkurrieren konnte, das gleiche gilt auch für die Sowjetunion. Das wurde den Menschen natürlich nicht so deutlich gesagt. Diese innere Unwahrheit hat auch zum Scheitern im realen Sozialismus mit beigetragen.

SB: Nun trifft man die Logik des kleineren Übels, die Menschen darauf orientiert, daß es anderen viel schlechter geht und sie daher lieber Ruhe halten sollen, überall an. Wenn man sich dazu bekennt, Sozialist oder Kommunist zu sein: Ist das eine moralische Position oder gibt es über den Anspruch hinaus, nicht zu Lasten anderer Menschen leben zu wollen, noch eine weiterreichende Begründung?

ES: Das Gefühl, daß Gerechtigkeit hergestellt werden muß, ist schon sehr grundlegend bei mir und auch der Ausgangspunkt aller weiteren politischen Orientierung. Es ist etwas, das mich von Jugend an beschäftigt hat. Das Gemeine ist, daß man nicht sagen kann, wie man dazu kommt, weil andere dieses Gefühl eben nicht haben. Tatsächlich ist die Eigentumsordnung einfach beschissen. Es herrscht keine Gerechtigkeit, obwohl die Menschen eigentlich gleichberechtigt sind, wie es in den Verfassungen auch drin steht. Das wird aber nicht realisiert. Der Wunsch ist sicherlich vorhanden, dem näherzukommen, und natürlich kann man so peu a peu etwas dafür tun. Ich denke, dieser Punkt wird in den Gesprächen hier zur Debatte stehen. Doch gegen die generelle Resignation wird man nicht so leicht ankommen können. Wenn bestimmte Leute auf Erscheinungen in unserer Gesellschaft wie Landkommunen, Attac und die Widerstandsbewegungen an vielen Stellen verweisen, muß man sich natürlich damit auseinandersetzen, ob diese relevant sind. Das ist jetzt die Streitfrage. Das kann niemand exakt beantworten. Man kann nur hoffen und sich weiter engagieren.

SB: In Anbetracht des akuten Elends könnte man Griechenland als Opfer eines neokolonialen EU-Imperiums sehen. Während die KKE nach wie vor als kämpferische Kaderorganisation gilt, die für einen EU-Austritt plädiert, hat Syriza die Austeritätspolitik der EU weitgehend mitgetragen. Leistet angesichts der katastrophalen Situation in Griechenland die KKE letztlich nicht die authentischere und wirksamere Form des Widerstands?

ES: Ich habe nicht verstanden, warum die KKE sich so vehement widersetzt hat, mit in eine Regierung zu gehen, denn dann hätte sie gemeinsam mit Syriza eine satte Mehrheit im Parlament gehabt und sich nicht so schnell beugen müssen. Ob die KKE daran Schaden genommen hätte wie die Sozialisten in Frankreich, nachdem sie Regierungsverantwortung übernommen haben, läßt sich nicht so eindeutig beurteilen. Ich nehme an, daß es innerhalb der griechischen Kommunisten auch sehr unterschiedliche Meinungen zu einem Bündnis mit Syriza gibt. Immerhin ist Syriza ein Aufbruch gegen die alten Konservativen, so daß die Chance bestünde, Gesetze zu machen, die die Reichen stärker zum Sozialprodukt heranziehen. Ich kann das aber nicht genau beurteilen und glaube, daß das selbst die Griechen nicht können. Ich will nicht ausschließen, daß die Kommunisten Angst davor haben, in die Regierung zu gehen, weil sie möglicherweise befürchten, dadurch aufgeweicht zu werden.

SB: Sie haben Gedichte von Jannis Ritsos ins Deutsche übersetzt. Mit welchen Schwierigkeiten bekommt man es zu tun, wenn man eine tief empfundenen Lyrik in eine andere Sprache zu übertragen versucht?

ES: Ich habe nicht nur einzelne Gedichte, sondern den gesamten Epos "Die Nachbarschaften der Welt", worin der Widerstand der Griechen unter den Deutschen und dann auch die Zeit des Bürgerkriegs episch und in Versen geschildert wird, übersetzt. Das ist schon in der Weise möglich, daß die Essenz davon im Deutschen wieder erscheint. Bei Gedichten ist es aber immer mit einem Verlust verbunden.

Bei meiner Übersetzung habe ich mich natürlich manchmal gefragt, ob es wirklich die richtige und adäquate Ausdrucksweise ist, aber bei einem so auf Realität orientierten Autor wie Ritsos geht das ganz gut. Andere Autoren sind viel schwieriger zu übersetzen, weil sie mehr in die Phantasie gehen.

SB: Sie sind seit vielen Jahren Autor. Das heute verwendete Deutsch ist anders als vor 40, 50 Jahren. Wie beurteilen Sie den Wandel der deutschen Sprache?

ES: Ich finde es sehr interessant, wie sich eine Sprache entwickelt und welche Wörter sie erfindet, um neue Realitäten zu bezeichnen. Das habe ich immer verfolgt. Ich sehe darin keineswegs einen Verfall der Sprache. Auch die Ausdrucksweisen, die im sogenannten Volk gesprochen werden, machen die Sprache eher reicher als ärmer. Als Autor kann man sich davon durchaus inspirieren lassen, was ich in meinen Romanen zum Teil auch gemacht habe. Ich denke, es ist wichtig, nicht immer nur die eigene Sprache zu benutzen, sondern auch verschiedene Ausdrucksweisen mit einfließen zu lassen.

SB: In der Lausitz fanden jüngst wieder Proteste gegen die Braunkohle statt, wobei die Forderung der sozialökologischen Bewegung nach einem möglichst schnellen Ausstieg aus der Kohleverstromung im Gegensatz zum Interesse der lohnabhängigen Arbeiter steht, weiterhin einen Job zu haben. Wie bewerten Sie derartige Konflikte aus klassenkämpferischer Sicht?

ES: Ich habe immer gesagt, eine Konversion vor allen Dingen in der Kriegsrüstungsproduktion muß möglich sein. Dazu müssen natürlich Modelle entwickelt werden, um herauszufinden, was in Firmen mit solchen Anlagen für eine friedliche Entwicklung der Gesellschaft produziert werden kann. Man muß es jedoch so machen, daß nicht einfach Leute auf die Straße gesetzt werden, nur weil jetzt keine Panzer mehr produziert werden sollen. Man muß sehen, was für sinnvolle Maschinen in einer solchen Fabrik mit den gleichen Arbeitern hergestellt werden können. Das ist zum Teil in einzelnen Standorten von der IG Metall versucht worden, wie zum Beispiel in Bremen. Aber ein starker Impuls ist davon in dieser Hinsicht nicht ausgegangen.

SB: "Wir sind die Kinder des Sisyfos, die den niederschmetternden Felsen nicht resignierend zwischen den Trümmern liegen lassen, sondern ihn weiterwälzen, so lange, bis er als Staubkorn im Sturmwind der Geschichte vom Gipfel des Bergs für immer davonfliegt." Mit diesen Worten aus Ihrer vor sechs Jahren gehaltenen Rede "Schreiben im Maul des Alligators" [1] wird das klassische Bild der Sisyphosarbeit, deren angestrebtes Ergebnis durch das Zurückrollen des Steines ja immer wieder zunichte gemacht wird, im Sinne einer Überwindung dieser Ohnmacht aus unterlegener Position heraus umgedeutet. Ist das für Sie eine grundsätzliche Perspektive?

ES: Ja, es ist auch ein Ergebnis meiner Geschichtsbetrachtung. Ich habe die Geschichte der Kriege, Grausamkeiten und Zerstörungen, die angerichtet worden sind, immer auch im Verhältnis zu dem gesehen, was Menschen immer wieder aufgebaut und wie sie die Gesellschaften weiterentwickelt haben, potentiell und manchmal auch reell.

SB: Herr Schöfer, vielen Dank für das Gespräch.


Abendliche Lesung im Literaturforum - Foto: © 2016 by Schattenblick

Der Autor liest aus "Die Kinder des Sisyfos"
Foto: © 2016 by Schattenblick


Fußnote:


[1] http://www.erasmusschoefer.de/der-autor/schreiben/


Berichte und Interviews zur Tagung "Richtige Literatur im Falschen?" im Schattenblick unter
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BERICHT/044: Zukunft, Literatur, Gesellschaft - Lesen, schreiben, stören ... (SB)


14. Juni 2016


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