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UNIVERSITÄT/048: Zu wenig Hochschulautonomie in Europa (idw)


CHE Centrum für Hochschulentwicklung - 30.07.2007

Zu wenig Hochschulautonomie in Europa


Im Auftrag der Europäischen Kommission wurden 32 Staaten daraufhin untersucht, wie sich zwischen 1995-2005 sowohl die staatliche als auch die hochschulinterne Steuerung verändert haben. Der Trend geht überall in Richtung von mehr Wettbewerb, Umbau der Hochschulen zu arbeitsteiligen Organisationen mit einem gestärkten Top-Management, Konzentration des Staates auf die strategische Steuerung bei zunehmender operativer Freiheit der Hochschulen, Umstellung auf eine leistungsorientierte Mittelverteilung und eine wachsende Bedeutung der Qualitätssicherung als zentralem Steuerungsmechanismus. Bei der Umsetzung gibt es hingegen noch erhebliche Schwierigkeiten.

Mitte der 90er Jahre haben fast alle europäischen Staaten mit Reformen zur Verbesserung der Hochschulsteuerung begonnen. Eines der Hauptziele ist die Stärkung der Hochschulautonomie. Doch obwohl dieser Anspruch überall ganz oben auf der hochschulpolitischen Agenda steht, ist er bisher insgesamt eher zögerlich und vor allem sehr heterogen umgesetzt worden. Zwar lässt sich insgesamt eine wachsende finanzielle und personelle Entscheidungsfreiheit der Hochschulen feststellen, doch in etlichen Ländern haben die Reformen insgesamt sogar zu mehr und detaillierterer staatlicher Steuerung geführt statt wie beabsichtigt zu mehr Unabhängigkeit von ministeriellen Vorgaben. Dies ist eines der Ergebnisse einer internationalen Vergleichsstudie, welche das CHE gemeinsam mit den Hochschulforschungsinstituten CHEPS (Niederlande), NIFU-STEP (Norwegen) und dem europäischen Zentrum für strategisches Hochschulmanagement ESMU (Belgien), durchgeführt hat.

Im Auftrag der Europäischen Kommission hat das Forschungsteam 32 Staaten daraufhin untersucht, wie sich zwischen 1995-2005 sowohl die staatliche als auch die hochschulinterne Steuerung verändert haben. Der Trend geht in allen Ländern in dieselbe Richtung und zwar: Mehr Wettbewerb, Umbau der Hochschulen zu arbeitsteiligen Organisationen mit einem gestärkten Top-Management, Konzentration des Staates auf die strategische Steuerung bei zunehmender operativer Freiheit der Hochschulen, Umstellung der Hochschulfinanzierung auf eine leistungsorientierte Mittelverteilung und wachsende Bedeutung der Qualitätssicherung als zentralem Governance-Mechanismus. Auf der Umsetzungsebene gibt es hingegen noch eine Menge Umstellungsschwierigkeiten und zwar vor allem was die angestrebte staatliche Deregulierung anbelangt.

So sind beispielsweise Strategie und Struktur von Hochschulen weiterhin stark staatlich beeinflusst. In vielen Ländern wollen die Regierungen nach wie vor die Ausrichtung und strategische Zielsetzung der Hochschulen bestimmen, genauso wie die hochschulinternen Leitungs- und Entscheidungsstrukturen. Erhebliche Anstrengungen sind europaweit im Bereich "Qualitätssicherung" von Lehre und Studium unternommen worden. Viele Länder haben nationale Qualitätssicherungs- und Akkreditierungsagenturen eingerichtet, die nun dafür sorgen sollen, dass die Hochschulen interne Qualitätsmanagement-Systeme aufbauen. Oft handelt es sich bei diesen Agenturen indes nicht um unabhängige Einrichtungen, sondern um staatliche Stellen. Die Ergebnisverantwortung für die Qualität der Studienprogramme liegt fast überall bei den Hochschulen, entsprechend besitzen sie durchgehend einen großen Entscheidungsfreiraum bei der inhaltlichen Gestaltung von Studienangeboten. Ein sehr uneinheitliches Bild ergibt sich hingegen bei der Gestaltung des Hochschulzugangs. In den vielen Ländern können Hochschulen sich ihre Studierenden nicht selbst aussuchen. Studiengebühren gibt es im überwiegenden Teil der 32 untersuchten Länder und dort, wo sie angewandt werden, stellen sie eine wesentliche Einnahmequelle für Hochschulen dar.

Die Studie ist unter dem Titel "The extent and impact of higher education governance reform across Europe" erschienen und auf der Homepage der EU-Kommission abrufbar:
http://ec.europa.eu/education/policies/2010/lisbon_en.html.
Unter diesem Link ist zudem eine parallel vom selben Forschungskonsortium durchgeführte Vergleichsstudie zur Studienreform in 32 europäischen Staaten abrufbar.

Weitere Informationen unter:
http://www.che.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution409


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
CHE Centrum für Hochschulentwicklung, Britta Hoffmann-Kobert,
30.07.2007

WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. August 2007