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MELDUNG/076: European Milk Board feiert 10-jähriges Bestehen (EMB)


European Milk Board - Pressemitteilung vom 10. November 2016

Für den perfekten Geburtstag fehlt jetzt noch ein Kriseninstrument

EMB feiert 10-jähriges Bestehen/ Die Milcherzeugerbewegung fordert reguläres Kriseninstrument für Milchsektor


Protestmärsche in europäischen Großstädten - mehr als 1.000 Traktoren, die durch die Brüsseler Innenstadt fahren - Milch, die an den Fenstern des EU-Parlaments heruntertropft - oder das Gespräch mit dem Papst in Rom: Vier von vielen Bildern, mit denen sich die europäischen Milchbäuerinnen und Milchbauern des European Milk Board (EMB) in den vergangenen Jahren ins Gedächtnis von Politik und Öffentlichkeit eingeprägt haben. Doch kennzeichnend für den Milcherzeugerverband sind auch konstruktive politische Gespräche und die Beteiligung bei EU-Arbeitsgruppen, bei denen er Konzepte für einen stabilen Milchmarkt eingebracht hat. Herausgekommen sind dabei eine Gruppenfreistellungsverordnung, die es ins EU-Milchpaket geschafft hat, die Milchmarktbeobachtungsstelle (MMO) und der aktuelle freiwillige Lieferverzicht auf EU-Ebene. Doch noch fehlt dem Sektor ein reguläres Kriseninstrument.


Brüssel/Nunspeet: "Steh auf, wenn Du ein Bauer bist!" ist Programm für die europäischen Milcherzeuger, die seit 2006 gemeinsam als EMB gegen eine Erosion der Landwirtschaft kämpfen. "Eine EU-Politik, die sich kaum noch an den Zielen der GAP zur Marktstabilisierung und Sicherung eines angemessenen Einkommens im Agrarsektor orientierte, machte die Gründung des EMB absolut notwendig", erinnert sich der EMB-Vorsitzende und Milchbauer Romuald Schaber. "Dabei war uns die Solidarität mit den Kollegen aller Länder und das Verfolgen gemeinsamer Ziele damals schon sehr wichtig. Wir wollten nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern uns gemeinsam für eine faire Landwirtschaft einsetzen." Das EMB, das für rund 100.000 Milcherzeuger eintritt, steht seit 10 Jahren für eben diese Solidarität. Man arbeitet miteinander für einen fairen Milchpreis, aber auch für eine Landwirtschaft, in der das Tierwohl eine Rolle spielt und die regional ausbalanciert ist. Prämissen, die ebenso gesamtgesellschaftlich von Bedeutung sind.

Mit konstruktiver Arbeit wichtige Hürden genommen

In dieser Zeit wurde politisch einiges erreicht: Der EMB-Vorschlag einer Gruppenfreistellungsverordung führte 2012 zu den Bündelungsmöglichkeiten für Erzeuger im Milchpaket. Das Konzept einer Monitoringstelle floss zum Teil in die Milchmarkt Beobachtungsstelle (MMO) ein und in diesem Jahr wurde der freiwillige Lieferverzicht, der ein essentielles Element des EMB-Marktverantwortungsprogramms ist, auf EU-Ebene angewandt. Auch konnte in den vergangenen 10 Jahren mit der Fairen Milch eine eigene Milchmarke in sechs europäischen Ländern aufgebaut und damit direkte Beziehungen der Landwirte zu den Konsumenten etabliert werden.

Konstruktiv zu sein und sich an der Lösungsfindung zu beteiligen, war von Anfang an das Motto der Milcherzeuger-Organisation. "Es ging uns nie darum, mit dem EMB pauschal politische Eliten zu verteufeln. Wir als Erzeuger wollen Verantwortung übernehmen und uns seriös in die politische Diskussion einbringen", erläutert die Vizepräsidentin des EMB, Sieta van Keimpema, die Intention der EMB-Mitglieder. "Wir möchten allen aus Politik, der Zivilgesellschaft und dem Milchsektor danken, die uns in den vergangenen 10 Jahren dabei unterstützt haben."

Einiges ist geschafft, doch für den Milchsektor bleibt noch viel zu tun Die einmalige Maßnahme des freiwilligen Lieferverzichts muss nun in ein reguläres Kriseninstrument nach Vorbild des Marktverantwortungsprogramms (MVP) einfließen.

Dafür muss zunächst ein gesetzlicher Rahmen geschaffen werden, der:

  1. einen Markt-Index über die MMO installiert
  2. in Krisenzeiten während des freiwilligen Lieferverzichts eine Deckelung der restlichen Produktion einführt und Sanktionen, um den Deckel durchzusetzen und
  3. die Erhebung einer Umlage bei Erzeugern zur Finanzierung des Kriseninstruments ermöglicht.
Starker Einsatz der Milcherzeuger in ganz Europa

Die Bäuerinnen und Bauern haben in den letzten 10 Jahren viel gegeben und dabei auch einige Opfer gebracht. Die Milchlieferstreiks von 2008 und 2009 bleiben allen als eine intensive und schwierige Zeit, aber auch notwendige Aktion im Gedächtnis. Es wurde eine enorme Kraft in Proteste und politische Arbeit gesteckt - eine Kraft, die gleichzeitig aus Mut und Verzweiflung erwachsen ist. "Für diesen einzigartigen und großartigen Einsatz der letzten 10 Jahre möchten wir allen danken. Wir wären nicht an dem Punkt, an dem wir heute sind, ohne die fantastische Arbeit, die Ihr geleistet habt", wendet sich Romuald Schaber an seine Berufskollegen in ganz Europa. Die Bäuerinnen und Bauern seien aufgestanden und hätten sich nicht stillschweigend von einer falschen Agrarpolitik aus der Produktion treiben lassen. Der Milchsektor sei noch nicht da, wo er sein müsste, um Krisen in Zukunft abwenden zu können. "Für einen perfekten Geburtstag fehlt jetzt noch ein reguläres Kriseninstrument. Aber wir bleiben zusammen dran!", bekräftigt Schaber die Pläne der Milcherzeuger.

Einige politische Vertreter sowie die ein oder andere Interessengruppe waren sicherlich nicht immer glücklich, dass die europäischen Milchbäuerinnen und Milchbauern so selbstbewusst aufgetreten sind. Doch genau das war und ist weiter wichtig. Landwirte und lebendige ländliche Regionen sind als Stütze unseres Nahrungssystems für die Gesellschaft unabkömmlich. Außerdem braucht die EU den engagierten und demokratischen Input ihrer Bürger. Sie ist eine Union, die von dieser konstruktiven Beteiligung leben sollte. Ganz klar wird es für die europäischen Milchbäuerinnen und Milchbauern des EMB daher auch in Zukunft heißen: "Steh auf, wenn du ein Bauer bist!"

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Quelle:
Pressemitteilung vom 10. November 2016
EMB asbl - European Milk Board
Rue du Commerce 124, bte 4, 1000 Brussels
Telefon: +32 (0)2 808 1935, Fax: +32 (0)2 808 8265
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Internet: www.europeanmilkboard.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. November 2016

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