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ITALIEN/210: Rassistischer Terroranschlag erschüttert das Land (Gerhard Feldbauer)


Rassistischer Terroranschlag erschüttert Italien

Lega-Anhänger schießt aus Auto und verletzt sechs Migranten

von Gerhard Feldbauer, 4. Februar 2018


Mitten in der Kampagne zu den Parlamentswahlen am 4. März hat ein Anhänger der rassistischen Lega am Sonnabend in der norditalienischen Stadt Macerata aus seinem Auto heraus an mehreren Stellen auf afrikanische Migranten 30 Pistolenschüsse abgefeuert und sechs Personen verletzt. Er passierte auch die Zentrale der Partito Democratico (PD) auf dem Corso Cairoli und gab auf das Gebäude mehrere Schüsse ab. Nach einer zweistündigen Verfolgungsjagd wurde der Täter, ein 28jähriger Italiener, Luca Traini, von der Polizei gestellt. Er trug eine italienische Tricolore über der Schulter und erhob bei der Festnahme den rechten Arm zum Führergruß. "Ich habe getan, was ich tun musste, Italien den Italienern", schrie er. Der bereits wegen anderer rassistischer und nazistischer Gewaltverbrechen bekannte Täter habe den Überfall aus Rassenhass begangen und "bis ins kleinste Detail" vorbereitet, berichtete die Nachrichtenagentur ANSA.

Wenige Tage vor dem Überfall war in der Stadt die zerstückelte Leiche einer 18-jährigen Italienerin in zwei Koffern entdeckt worden. Der Tat verdächtigt wird ein aus Nigeria stammender Migrant, der in Untersuchungshaft sitzt. Er bestreitet das Verbrechen.

Stellungnahmen von Antifaschisten - vom Partisanenverband ANPI, Hilfsorganisationen für Flüchtlinge, Sozialzentren, bis zu Basis-Organisationen der sozialdemokratischen PD, Linken und Kommunisten - verurteilen das Gewaltverbrechen als eine Folge des von der rechtsextremen Wahlkoalition mit dem Chef der faschistischen Forza Italia Berlusconi und Lega-Führer Salvini täglich betriebenen Rassismus. Salvini erklärte nach dem Verbrechen: "Die moralische Verantwortung für jede Episode von Gewalt, die in Italien passiert, haben diejenigen, die das Land mit illegalen Einwanderern gefüllt haben". Er hoffe die Wahlen zu gewinnen, "um in Italien für Sicherheit zu sorgen". Die römische La Repubblica nannte den Überfall eine Folge dieses vor den Wahlen "sich verschärfenden Rassismus". Der Anti-Mafia-Schriftsteller Roberto Saviano bezeichnete Salvini als den "moralischen Anstifter dessen, was passiert ist". Er kritisierte die Aufrufe von Politikern wie PD-Chef Matteo Renzi oder des Spitzenkandidaten der Fünf-Sterne-Bewegung, Luigi Di Maio, die sich darauf beschränkten, "Ruhe zu bewahren". Es müsse beim Namen genannt werden, dass das "ein terroristischer Akt" ist. Ministerpräsident Paolo Gentiloni von der regierenden PD rief auf, der Gefahr "einer Gewaltspirale entgegenzuwirken".

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Quelle:
© 2018 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Februar 2018

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