Universität Osnabrück - 22.07.2015
Forschung am »sozial kompetenten« Roboter - 3,7 Millionen Euro von der EU-Kommission
OSNABRÜCK.- Roboter sind in unserer heutigen Gesellschaft allgegenwärtig, und wir stehen vor der Herausforderung, ihre soziale Kompetenz, d.h. ihre Fähigkeit zur zwischenmenschlichen Interaktion so zu verbessern, dass eine sichere, sinnvolle und intuitive Interaktion zwischen Roboter und Mensch möglich ist. Für die Forschung am »sozial kompetenten« Roboter erhält jetzt ein internationales Konsortium unter Beteiligung der Kognitionswissenschaftler der Universität Osnabrück eine Förderung in Höhe von 3,7 Millionen Euro von der EU-Kommission im Rahmen des Programms »HORIZON 2020«.
Die Forschergruppen aus Barcelona, Berlin, Hamburg, Hannover, Hatfield
(UK), Osnabrück und Stockholm wollen hier ganz neue Wege beschreiten. »Im
Gegensatz zur klassischen Sichtweise sozialer Interaktion als
hochkomplexer Prozeß des "Gedankenlesenes" der Partner soll im Projekt
soziale Wahrnehmung als primär durch Aktionen und deren Effekte
vermittelte Funktion betrachtet werden. Dazu sollen menschliches soziales
Verständnis und Verhalten untersucht und in Roboter implementiert werden«,
erläutert der Osnabrücker Kognitionswissenschaftler Prof. Dr. Peter König
das Vorhaben.
Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass auch sehr komplexen sozialen Interaktionen einfache sensomotorische Verhaltensmuster zugrunde liegen. Diese »Socialising Sensori-Motor Contingencies« (socSMCs) sind von essentieller Bedeutung für die Wahrnehmung der Welt. Die Kernhypothese des neuen Projektes besagt nun, dass das Erlernen und Beherrschen von diesen Aktion-Effekt-Zusammenhängen entscheidend ist, um ein effizientes soziales Miteinander-Agieren zu ermöglichen. Diese Wirkprinzipien sollen in Interaktionen zwischen Menschen, Personen mit Autismus und Robotern genauer untersucht werden.
»Das unmittelbare Ziel dieses Projektes ist die Übertragung der gewonnenen Forschungsergebnisse in informationstheoretische und neurowissenschaftliche Computermodelle, um damit einerseits humanoide Roboter für eine bessere soziale Interaktion mit Menschen zu trainieren, aber auch um die Funktionsweise von socSMCs im menschlichen Gehirn besser zu verstehen und damit zum Beispiel Personen mit Autismus einen stärkeren Bezug zur Gesellschaft zu ermöglichen«, ergänzt Prof. König.
Die ehrgeizige Zukunftsvision ist die Entwicklung einer neuen sozial kompetenten Robotertechnologie, die völlig neue Erkenntnisse darüber berücksichtigt, was intaktes soziales Verhalten ausmacht und welche Auslöser es für Funktionsstörungen desselben gibt. Diese neuen Erkenntnisse werden es möglich machen, neue Theorien und Strategien in der Mensch-Roboter-Interaktion und -Zusammenarbeit zu testen und diese langfristig für eine Vielzahl unterschiedlichster Assistenzaufgaben nutzbar zu machen, indem sie die Steueralgorithmen für Roboter mit sozialer Kompetenz ausstatten.
Die Projektteilnehmer:
UNIVERSITÄTSKLINIKUM HAMBURG-EPPENDORF, Dept. of Neurophysiology and
Pathophysiology; Prof. Dr. Andreas K. Engel - Koordination
UNIVERSITAT POMPEU FABRA, Department of Information and Communication
Technologies, Prof. Dr. Paul F.M.J. Verschure
UNIVERSITÄT OSNABRÜCK, Neurobiopsychology, Prof. Dr. Peter König
KUNGLIGA TEKNISKA HOEGSKOLAN, School of Computer Science and
Communication, Prof. Danica Kragic
GOTTFRIED WILHELM LEIBNIZ UNIVERSITÄT HANNOVER, Institute of Sports
Science, Prof. Dr. Alfred Effenberg
WHITE MATTER LABS GMBH, Fabian Stelzer
THE UNIVERSITY OF HERTFORDSHIRE HIGHER EDUCATION CORPORATION, School
of Computer Science, Dr. Daniel Polani
PAL ROBOTICS SL, Francesco Ferro
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution66
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Osnabrück, Dr. Utz Lederbogen, 22.07.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juli 2015
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