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BUCHTIP/264: Tagungsband "Bibliotheken in der NS-Zeit" erschienen (idw)


Universität Wien, Veronika Schallhart, 04.11.2008

Tagungsband "Bibliotheken in der NS-Zeit" erschienen


Mit der Neuerscheinung "Bibliotheken in der NS-Zeit. Provenienzforschung und Bibliotheksgeschichte" liegen die Ergebnisse der im März 2008 stattgefundenen Tagung nun in Buchform vor. Das Team des Projekts Provenienzforschung der Universitätsbibliothek Wien leistet damit einen aktuellen Beitrag zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema Bücherraub in der NS-Zeit. Der im Verlag Vienna University Press erschienene Band vereinigt die Vorträge der Tagung, präsentiert den aktuellen internationalen Forschungsstand und gibt neue Impulse für weitere Projekte im Bereich Provenienzforschung in ganz Österreich.

Seit den 1990er Jahren ist das von in der NS-Zeit entzogene Kulturgut verstärkt Gegenstand von Provenienzforschung in österreichischen und deutschen Bibliotheken. Anstoß zur internationalen, viel beachteten Tagung im März 2008 in Wien gaben die jüngsten Forschungen und Projekte an diversen Bibliotheken, u.a. auch an der Universitätsbibliothek Wien. Gemeinsam mit der Wienbibliothek im Rathaus veranstaltete die Universitätsbibliothek Wien die Tagung "Bibliotheken in der NS-Zeit" zum Thema Bücherraub. 20 Vortragende aus fünf Nationen berichteten von ihren Erfahrungen. Der nur wenige Monate nach der Tagung vorliegende Band ermöglicht Interessierten, die neuesten Erkenntnisse gesammelt und in Buchform nachzulesen.

Provenienzforschung findet meist dann besondere Beachtung, wenn es sich um wertvolle Kunstobjekte handelt. Die Provenienzforschung bei Büchern ist vergleichsweise schwierig, denn es handelt sich meist um Massenware, die keinen großen materiellen Wert hat, selten um Unikate. Die Bücher gelangten oft nach einer schwer nachweisbaren Odyssee an ihren heutigen Standort. Der deutsche Bibliothekshistoriker Jürgen Babendreier bringt es mit der Aussage auf den Punkt: "In den geraubten Büchern wirkt Geschichte nach, lebt unsichtbar Erinnerung fort, wird historische Verantwortung präsent."

Mag. Maria Seissl, Leiterin der Universitätsbibliothek Wien, initiierte das Projekt Provenienzforschung im Jahr 2004: "Die Universitätsbibliothek Wien stellt sich als erste Universitätsbibliothek Österreichs aktiv der Aufarbeitung ihrer Geschichte während der NS-Zeit und der kritischen Auseinandersetzung mit den eigenen Beständen." Die Herausgeber des Tagungsbandes, Dr. Stefan Alker, Dr. Christina Köstner und Mag. Markus Stumpf, sind MitarbeiterInnen des Projekts Provenienzforschung. Sie überprüfen die Bestände auf unredliche Erwerbungen aus der NS-Zeit, um solche Bücher nach Möglichkeit an die ursprünglichen BesitzerInnen zu restituieren. Dieses Projekt steht in einer Reihe mit anderen Initiativen der Universität Wien zur Aufarbeitung der Geschichte während der Zeit des Nationalsozialismus.

Weitere Informationen unter:
http://www.v-r.de/de/titel/389971450/
- Infos zum Buch und Cover-Download
http://bibliothek.univie.ac.at/provenienzforschung/
- Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek Wien

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution84


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Wien, Veronika Schallhart, 04.11.2008
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. November 2008