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BUCHTIP/354: "Sicherheit in der Frühen Neuzeit" (idw)


Philipps-Universität Marburg - 29.08.2013

Historiker gehen auf Nummer sicher



Soviel ist sicher: Die neueste Veröffentlichung der Marburger Frühneuzeitforschung knüpft mit Titel und Thema an tagtägliche Schlagzeilen in den Medien an: "Sicherheit in der Frühen Neuzeit. Norm - Praxis - Repräsentation", Böhlau-Verlag Köln 2013. Sicherheit ist heute einer der Leitbegriffe in Politik und Gesellschaft - egal, ob es um die Zukunft des Euro geht, um die Vorbeugung gegen Gewaltverbrechen und Umweltkatastrophen, um die Renten oder um Krisen wie derzeit im Nahen und Mittleren Osten. Schon ist die Rede von Sicherheit als dem "Goldstandard des Politischen". Aber was hat das alles mit der Frühen Neuzeit zu tun, also dem 16. und 17. Jahrhundert?

"Der entscheidende Durchbruch des Begriffs der Sicherheit zu einem der Hauptbegriffe der politischen Sprache ist in der Frühen Neuzeit erfolgt", erklärt Professor Dr. Christoph Kampmann, einer der beiden Herausgeber des vorliegenden Bands. "Er trat seit dem 17. Jahrhundert mindestens gleichberechtigt neben traditionelle politische Grundbegriffe wie 'Frieden', 'Freiheit' und 'Gerechtigkeit'."

Dass der Begriff der Sicherheit in der Frühen Neuzeit derartig Karriere machte, verweist den Herausgebern zufolge auf eine für die Epoche "charakteristische Grundspannung": "Auf der einen Seite bestanden traditionelle, universell gültige Normen unvermindert fort und blieben wirkmächtig. Auf der anderen Seite standen die Menschen vor der Herausforderung, ohne diese Normen politische und gesellschaftliche Ordnungen zu errichten - ja, möglicherweise auch gegen sie."

Die Frühneuzeitforschung hat sich in den vergangenen Jahren dem Konzept der Sicherheit auf verschiedenen Feldern intensiv gewidmet, ohne dass die mannigfaltigen Fragestellungen, Herangehensweisen und Resultate bislang zusammengeführt worden sind. Der vorliegende Band schließt diese Lücke, indem er erstmals einschlägige Beiträge aus verschiedenen Teildisziplinen versammelt - von der politischen Historiografie über die Versicherungs- bis zur Umweltgeschichtsschreibung. "Unser Ziel war es, die Vielfalt der Frühneuzeitforschung unter dem Leitbegriff der Sicherheit zu bündeln", erläutert Mitherausgeber Dr. Ulrich Niggemann.

Zu diesem Zweck organisierten die Marburger Wissenschaftler im Jahr 2011 eine Tagung an der Philipps-Universität, aus der das vorliegende Kompendium hervorgegangen ist. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Mehr als 50 Autorinnen und Autoren tragen dazu bei, das Begriffsfeld abzustecken und das Konzept der Sicherheit in all seinen Verästelungen zu verfolgen.

Das Spektrum der Beiträge reicht von Themen wie Völkerrecht, Krieg und Rebellion über Armenfürsorge, Hochwasserkatastrophen und Versicherungswesen bis zu Straßenbeleuchtung und Festungsbau. "Die Beschäftigung mit der Sicherheit erlaubt es, gemeinsame Frageperspektiven zu entwickeln und zu verfolgen, von der auch für die Forschungsdiskussion wichtige Anregungen ausgehen können", konstatieren die Herausgeber.

Professor Dr. Christoph Kampmann lehrt Geschichte der Frühen Neuzeit an der Philipps-Universität. Dr. Ulrich Niggeman ist Akademischer Rat am Marburger Fachgebiet Neuere Geschichte.

Bibliografische Angaben:
Christoph Kampmann, Ulrich Niggemann (Hg.):
Sicherheit in der Frühen Neuzeit. Norm - Praxis - Repräsentation
(Frühneuzeit-Impulse, Band 2), Köln (Böhlau) 2013, ISBN 978-3-412-22129-4, 812 Seiten, 99 Euro

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution376

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Philipps-Universität Marburg, Johannes Scholten, 29.08.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. August 2013