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MELDUNG/051: Tübinger Forscher zeichnen den bronzezeitlichen Stadtplan von Troia neu (idw)


Eberhard Karls Universität Tübingen - 29.09.2010

Tübinger Forscher zeichnen den bronzezeitlichen Stadtplan von Troia neu

Grabungsergebnisse der diesjährigen Kampagne


Archäologen der Universität Tübingen unter Leitung von Prof. Ernst Pernicka vom Institut für Ur- und Frühgeschichte haben bei ihren diesjährigen Grabungen in Troia in der bronzezeitlichen Stadt neue Entdeckungen gemacht. Ein größeres Gebiet außerhalb der schon von Heinrich Schliemann ausgegrabenen Burg war anscheinend längere Zeit bewohnt als bisher bekannt. Mit Ausgrabungen und Bohrungen gelang es, das fragliche Gebiet genauer einzugrenzen. Der Grundriss einer im Vorjahr zum Teil ausgegrabenen Toranlage bei einem spätbronzezeitlichen Verteidigungsgraben ist nun vollständig frei gelegt.

An den Ausgrabungen der Universität Tübingen nahmen von Juli bis September 2010 mehr als vierzig Wissenschaftler und Techniker aus acht Ländern teil. Neben Untersuchungen an Fundmaterialien sowie der Auswertung und Publikation der seit 1988 durchgeführten Forschungen finden nach wie vor kleinere Grabungen statt, um gezielt noch offenen Fragen nachzugehen.

In einem Methodenverbund von Geophysik, Prospektion mit Spezialbohrern und Ausgrabungen konnte der Verlauf einer Verteidigungsanlage der spätbronzezeitlichen Unterstadt - es handelt sich um einen in den Fels geschlagenen Graben - bisher auf einer Länge von etwa einem Kilometer nachgewiesen werden. Mit Bohrungen konnte außerdem gezeigt werden, dass sich bronzezeitliche Schichten bis etwa zweihundert Meter östlich der Burg erstrecken. Noch weiter im Osten schließt im Bohrprofil ein Graben an, der bedeutend tiefer und breiter ist als die bisher ausgegrabene Anlage. Das Alter dieser Struktur ist aber noch unbekannt. Der Befund muss im nächsten Sommer genauer untersucht werden.

Die Toranlage aus der Zeit vor 1300 v. Chr. beim Verteidigungsgraben im Südosten der Unterstadt liegt mehr als dreihundert Meter von der Burgmauer entfernt. Der Tordurchlass ist mit etwa fünf Metern deutlich schmaler als das schon früher ausgegrabene Südtor. Überraschend war, dass überall in der Umgebung des Tores spätbronzezeitliche Schichten zu Tage kamen. Wie nicht nur Schichten, sondern auch Mauerreste, ein Ofen, Vorratsgruben, Wege und andere Befunde zeigen, war das Gelände bereits ab etwa 1700 v. Chr. und bis ans Ende des 2. Jahrtausends v.Chr. bewohnt. Weder für den Anfang noch für das Ende dieses Zeitintervalls war das in so großer Entfernung von der Burg erwartet worden.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Eberhard Karls Universität Tübingen, Michael Seifert, 29.09.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Oktober 2010