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MELDUNG/134: Max Weber als Leitfigur der Historikerzunft? (idw)


Friedrich-Schiller-Universität Jena - 29.05.2012

Max Weber als Leitfigur der Historikerzunft?

Historiker der Uni Jena erforschen die Max-Weber-Rezeption in der Bundesrepublik



Für die europäische Sozialhistorie der 1970er und 1980er Jahre war der Soziologe Max Weber (1864-1920) eine prägende Figur. Insbesondere bundesdeutsche Historiker, wie Hans-Ulrich Wehler und Jürgen Kocka, stützten sich auf Weber und entwickelten das Programm einer "Historischen Sozialwissenschaft".

"Einem prominenten Teil der westdeutschen Historikerzunft galt Max Weber regelrecht als Säulenheiliger", konstatiert Georg Aßmus von der Universität Jena. In einem von der Gerda Henkel Stiftung geförderten Projekt, das von Prof. Dr. Thomas Kroll geleitet wird, macht sich der Jenaer Historiker daran, den Einfluss Max Webers auf die westdeutsche Historiographie der 1970er und 1980er Jahre genauer zu untersuchen. Das soeben gestartete Projekt trägt den Titel: "Die Max-Weber-Rezeption in der westdeutschen Historiographie, 1945-1990."

Georg Aßmus plant, sich mit den Schriften der Protagonisten der Weberrezeption auseinanderzusetzen, etwa mit Wehler, Kocka oder auch mit Wolfgang J. Mommsen. In die Untersuchung einbezogen werden ferner die Nachlässe von deren akademischen Vätern. Außerdem sind Interviews vorgesehen, um Motive der Rezeption zu ermitteln sowie Leben und Werk der betreffenden Historiker adäquat zu verknüpfen.

"Unser Ziel ist es, eine Schneise in die Historiographiegeschichte der 1960er bis 1980er Jahre zu schlagen", sagt Thomas Kroll. An Weber führe da kein Weg vorbei. Dessen äußerst heterogenes Werk habe zahlreiche Historiker inspiriert, sich nach neuen Fragestellungen umzusehen. Zu nennen sei das Hauptwerk Webers "Wirtschaft und Gesellschaft" (1922), aber auch weitere Schriften des Soziologen. Es gehe darum, zu erforschen, was die Historiker aus Webers Ideen gemacht haben. So seien einzelne Begriffe aus Webers Werk - etwa die Definition von Klassen - von den Historikern weiterentwickelt worden. "Wir wollen schauen, wie stark die westdeutsche Historiographie durch die Beschäftigung mit Max Weber geprägt worden ist", sagt Georg Aßmus. Der zu untersuchende Zeitraum endet 1990, denn zu dieser Zeit begann Max Webers Stern zu sinken.

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Stephan Laudien, 29.05.2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Mai 2012