Schattenblick →INFOPOOL →GEISTESWISSENSCHAFTEN → PHILOSOPHIE

BUCHTIP/022: Die Bambustäfelchen Lao Zi in zwei Sprachen (RBB)


RUB - Ruhr-Universität Bochum - 27.06.2008

Die Bambustäfelchen Lao Zi in zwei Sprachen

RUB-Ethiker gibt Weisheiten für den Alltag heraus
Neu entdeckte, alte Überlieferung erstmals übersetzt


Erstmals auf Deutsch ist die Frühfassung des später als "Tao Te King" bekannt gewordenen Buches des chinesischen Philosophen und Politikberaters Lao Zi erschienen: Übersetzt und kommentiert von Prof. Dr. Hou Cai wurde der auf 71 Bambustäfelchen 1993 entdeckte Text in der Reihe "Ethik in der Praxis" von Prof. em. Dr. Hans-Martin Sass (Zentrum für Medizinische Ethik der RUB) im Lit-Verlag herausgegeben. Die Frühfassung aus der Zeit um 300 v. Chr. ist etwa 500 Jahre älter als die späteren, bekannteren Ausgaben. Frei von späteren metaphysischen und konfuzianischen Vermischungen sind diese ältesten Zeugnisse chinesischer Weisheit Klugheitsregeln für Politiker, Verantwortungsträger und für jedermann im Alltag.

Vervollkommne das Selbst ...

Lao Zi (auch Laotse, Lao-Tse oder Lao-tzu) ist ein legendärer chinesischer Philosoph, der im 6. Jahrhundert vor Christus gelebt haben soll. Er gilt als Begründer des Taoismus, einer ursprünglichen chinesischen Religion. Ihm wird der einflussreichste taoistische Text, das "Tao Te King" zugeschrieben. Darin heißt es zum Beispiel: "Vervollkommne das selbst und die Tugend wird wahr; vervollkommne die Familie und die Tugend wird völlig; vervollkommne das Dorf und die Tugend wird wachsen; vervollkommne die Tugend und das Land wird reich; vervollkommne den Erdkreis und die Tugend weit". Hans-Martin Sass weist in seinem Vorwort auf die zeitlose Gültigkeit dieser Klugheitsregeln auch für das 21. Jahrhundert hin. Der Übersetzer Professor Hou Cai, der vor 25 Jahren bei Prof. Sass seine Dissertation anfertigte, ist Direktor des Instituts für Philosophie der Zentralen Parteihochschule der Kommunistischen Partei Chinas und ausgewiesener Kenner nicht nur der marxistisch-maoistischen, sondern auch der klassischen chinesischen Literatur.

Vor 15 Jahren entdeckte Täfelchen

Die insgesamt 71 Bambustäfelchen wurden 1993 in einem Grab in der Nähe des Dorfes Guodian in der Provinz Hubei gefunden. Es dauerte fünf Jahre, bis die erste chinesische Publikation erscheinen konnte, weil chinesische Experten sich über Inhalt und Gehalt einiger bisher unbekannter Schriftzeichen nicht einig waren. Professor Hou Cai hat mit mehreren Publikationen zur Klärung strittiger Interpretationen beigetragen; dieser zweisprachigen Edition hat er auch einen Vergleich der alten Schriftweise mit neueren Schriftzeichen beigegeben und damit Grundlagen für die weitere Interpretation dieser und anderer taoistischer Texte gelegt. Das Interesse an der klassischen chinesischen Philosophie und Weltweisheit nimmt nicht nur weltweit zu; in China selbst ist als Reflex auf die maoistische 'Kulturrevolution' das kulturelle und politische Interesse an den Wurzeln der chinesischen Kultur groß und wird staatlich gefördert.

Hou Cai:
Die Bambustäfelchen Lao Zi. Texte mit Textkritik und Anmerkungen
(= Ethik in der Praxis Materialien, Bd. 1)
hg. von Hans-Martin Sass. Lit Verlag Berlin 2008
ISBN 978-3-8258-1000-9


*


Quelle:
Pressemitteilung vom 27.06.2008
Dr. Josef König
RUB - Ruhr-Universität Bochum - Pressestelle -
44780 Bochum
Tel: 0234/32-22830, -23930, Fax: 0234/32-14136
E-Mail: josef.koenig@presse.ruhr-uni-bochum.de
Internet: ruhr-uni-bochum.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Juni 2008